Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)
mir von Jeannie Aspirin und eine schöne Tasse heißen Tee mit Zucker geben zu lassen. »Ist es schlimm?«
Ich schlürfte meinen Tee und war mir nicht sicher, wovon sie sprach. »Ist was schlimm?«
»Deine Kopfschmerzen.«
»Ach so.« Ich mußte grinsen. »Ich habe gar keine Kopfschmerzen.«
»Aber das Aspirin …«
»Adrians Schuld. Er hat eine Falte auf meiner Stirn gesehen und behauptet, daß sie ein untrügliches Zeichen für Kopfschmerzen sei. Mister Quinnell empfahl Aspirin.«
»Peter«, verbesserte sie mich. »Er möchte, daß alle ihn Peter nennen. Der einzige, der ihn hier Mister Quinnell nennt, ist mein Robbie.«
»Jedenfalls ist es reine Energieverschwendung, mit Adrian zu diskutieren. Das habe ich schon vor Jahren gelernt. Lieber nehme ich die Tabletten und habe meine Ruhe.«
Sie lächelte und setzte sich auf einen Stuhl mir gegenüber. Es war das erste Mal, dachte ich, daß ich sie stillsitzen und nichts tun sah. »Stimmt ja«, sagte sie. »Du warst mal mit Adrian zusammen, nicht wahr?«
Ich nickte. »Ist lange her.«
»War es was Ernstes?«
»Mit Adrian? Aber nein. Er ist nicht der Typ für was Ernstes. Außerdem«, fügte ich hinzu, »habe ich die falsche Haarfarbe. Er bevorzugt Blondinen. Ich fürchte, daß er ein begehrliches Auge auf Fabia geworfen hat, die arme.«
Jeannie zuckte die Achseln und griff nach der Teekanne, um sich auch eine Tasse einzuschenken. »Kein Wunder, sie ist ein sehr hübsches Mädchen. Und nicht annähernd so hilflos, wie sie tut. Möchtest du etwas Gebäck? Aber leise, nicht mit der Dose klappern, sonst sind die Männer hier drin, ehe wir uns versehen.«
Ich murmelte ein Dankeschön, den Mund voller Krümel. »Dein Vater«, bemerkte ich, »schien überrascht, daß ich nicht blond bin.«
»Ja.« Ihre Augen funkelten belustigt. »Er hatte arge Zweifel, weißt du, als Peter sagte, er würde eine alte Freundin von Adrian einstellen. War voller Vorurteile und Warnungen, mein Dad. Wie findest du ihn?«
»Ich habe heute nicht viel von ihm gesehen«, gab ich zu. »Er grub mit Quin – mit Peter und David, während ich mit Fabia die Erde durchsiebte, aber was ich von ihm mitbekommen habe, hat mir gefallen.«
Sie mochte ihren Vater sehr, das sah ich daran, wie sie bei meinen Worten vor Freude strahlte. »Er ist ein großartiger alter Mann«, sagte sie, »aber man muß ihn mit Vorsicht genießen. Er kann ein richtiger Mistkerl sein, wenn er will.«
»Sprecht ihr von mir?« David Fortune füllte kurz den ganzen Türrahmen aus, bevor er in die Küche trat. Er hatte sich ein wenig gesäubert und sich die Hände gewaschen, und sein Gang hatte etwas jungenhaft Angeberisches und Selbstzufriedenes.
Jeannie warf ihm einen mütterlichen Blick zu. »Wenn du ein Stück Schokolade wärst«, sagte sie, »würdest du dich selbst aufessen.« Was offenbar heißen sollte, daß er eingebildet war.
Er lächelte unbekümmert und sah sich in der Küche um. »Apropos Essen, habe ich da nicht gerade eine Dose scheppern hören?«
»Bestimmt nicht.«
»Lügnerin. Verity kaut noch an einem Stück, stimmt’s?« Sein scherzhaft vorwurfsvoller Blick wanderte von mir zu der Dose auf dem Tisch und ersparte es mir, mit vollem Mund antworten zu müssen. Ich kaute genüßlich weiter, während er sich bediente. Aber Jeannies schottisches Sprichwort von der Schokolade hatte mich an etwas erinnert, das ich sie schon vor einer Weile hatte fragen wollen. Ich spülte das letzte Stück Gebäck mit einem Schluck Tee herunter und fragte sie ganz unbefangen, was eigentlich stoater bedeute.
» Stoater ?«
»Ja. Jemand hat gesagt, ich sei ein stoater , deshalb möchte ich gern wissen, was das heißt.«
»Oh, tatsächlich?« Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen, obwohl sie sich eindeutig bemühte, ernst zu bleiben. »Und wer hat das gesagt?«
David, der hinter ihr stand, lächelte und hielt sich eine Hand unters Kinn, um die Krümel aufzufangen. »Dein Junge, höchstpersönlich.«
»So was Freches«, lautete ihr Urteil über ihren abwesenden Sohn. »Da kommt sein Vater in ihm durch, fürchte ich. Stoater «, erklärte sie mir, »nennt man eine sehr gutaussehende Frau.«
»Oh«, sagte ich. Was sollte ich schließlich sonst darauf antworten?
David wandte sich an Jeannie. »Wir müssen ihr ein schottisches Wörterbuch besorgen, damit sie uns verstehen kann. Verkaufen sie noch welche im Museum?«
»Ja, ich glaub schon.«
Neugierig sah ich vom einen zum andern. »Es gibt ein Museum hier in
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