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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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einen hoch aufragenden Wall errichtet hatten. Dieser Wall mußte ein einschüchterndes Hindernis für all diejenigen Barbaren gewesen sein, die vorgehabt hatten, ein römisches Lager anzugreifen.
    Und nun war nicht mehr davon übrig als eine Linie im Erdreich.
    Wally Tyler stemmte sich aus dem Graben heraus, während David mit seinen Augen den windzerzausten Grasrand in Höhe seines Kopfes absuchte. »Wally, kannst du mir mal diese Bürste da runterreichen?«
    Der alte Mann wollte dem Wunsch nachkommen und fiel dabei beinahe über seinen Enkel. »Man kann sich überhaupt nicht bewegen, wenn du einem dauernd zwischen den Füßen rumspringst«, beklagte er sich und gab dem Jungen einen kleinen Schubser. »Los, rück mal ’n Stück.«
    Robbie rückte bereitwillig ein Stück nach vorn, achtete aber darauf, sich nicht allzu nahe an den Rand des Grabens zu hocken. Offenbar hatte ihm jemand erklärt, wie wichtig es war, die Wand des Grabens nicht zu beschädigen, um nichts von den vielfältigen Informationen zu verlieren, die ihre diversen Schichten enthielten. Er beugte sich vorsichtig vor und sah den Arbeiten unter ihm zu. »Davy …«
    »Ja, mein Junge?«
    »Wie konnte denn das da« – er zeigte mit der Schuhspitze auf den abgetragenen Wall – »irgendwelche Angreifer abhalten?«
    David lächelte. »Na ja, er war ursprünglich sehr viel größer, weißt du. Wie ein kleiner Hügel, fast drei Meter hoch. Und oben drauf setzten die Römer noch einen Zaun aus hölzernen Pfosten. Und all das hier«, fügte er hinzu und zeigte mit seiner Harke auf die dunklere Erdschicht, »war ein Graben, wie die, die du von Burgen und Schlössern her kennst.«
    »Mit Wasser drin?«
    »Nein, er war trocken. Aber es war schwer genug, ihn zu überwinden und auch noch über den Wall zu klettern.«
    Robbie sann einen Moment über das Gehörte nach. »Woher hatten sie das Holz?«
    »Was?«
    »Die hölzernen Pfosten. Woher hatten sie die?«
    »Ach so.« Davids Gesicht hellte sich auf, und er fuhr fort, loses Erdreich vom Rand des eingeebneten Walls zu bürsten. »Die Römer waren wie Pfadfinder, Robbie. Sie waren immer gut vorbereitet. Jeder Legionär trug zwei Pfosten, wenn sie auf einem Marsch unterwegs waren.«
    »Wie, etwa auf dem Rücken?«
    »Genau. Zusätzlich zu ihrer Rüstung und ihren Waffen und dem Kochgeschirr …«
    Adrian unterbrach ihn unvermittelt. »Wir haben eine Scherbe gefunden«, sagte er, als sei ihm das gerade erst wieder eingefallen. Allerdings konnte man ihm wirklich keinen Vorwurf daraus machen, es vergessen zu haben. Unser Fund war winzig im Vergleich zu diesem, und wenn der Anblick des Grabens mich schon sehr erstaunt hatte, mußte er Adrian geradezu sprachlos gemacht haben. Schließlich kam es nicht sehr häufig vor, daß eine Lüge sich auf einmal als Wahrheit herausstellte.
    Quinnell drehte sich interessiert zu ihm um. »Was haben Sie gesagt?«
    »Eine Topfscherbe«, wiederholte Adrian. »Samisch, glauben wir.«
    »Tatsächlich? David, vielleicht könntest du sie dir einmal ansehen? Du kennst dich viel besser mit Töpfersachen aus als ich. Und ich möchte möglichst schnell unseren Graben fotografieren lassen, falls es anfängt zu regnen. Wally, könntest du bitte die Trittleiter herbringen, damit Fabia Bilder von einer erhöhten Position aus machen kann?«
    »Klar.« Der drahtige Schotte drehte sich mit schmutzigen Fingern eine Zigarette, steckte sie sich unangezündet zwischen die Lippen und schlurfte davon, zweifellos froh über die Gelegenheit, das Feld für eine Zigarettenpause verlassen zu können. Die meisten Archäologen verboten das Rauchen auf der Ausgrabungsstätte, unter anderem weil die Ergebnisse der Radiokarbonmethode zur Altersbestimmung von organischen Überbleibseln durch Zigarettenasche verfälscht werden konnten.
    »Und Fabia …« Quinnell unterbrach sich, und sein Blick wanderte fragend zu Adrian und mir. »Wo ist Fabia?«
    Adrian berichtete, daß sie zurück zum Haus gegangen sei. »Soll ich sie holen?«
    »Ja, bitte. Und Verity, könnten Sie vielleicht inzwischen David diese Scherbe zeigen?«
    Robbie, der immer noch neben dem Graben hockte, sah hoffnungsvoll auf. »Und was kann ich tun?«
    »Du«, sagte David ernsthaft und gab ihm seine Bürste, »kannst Mister Quinnell helfen.«
    »Wirklich?«
    »Sicher. Er freut sich über jede Hilfe, stimmt’s, Peter?«
    »Wie?« Der ältere Mann sah sich um. »O ja, natürlich. Komm hier herunter, Robbie, ich werde dir zeigen …«
    David Fortune

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