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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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bis Granny Nan dir von dem Unglück erzählt. Ich will jetzt nichts vorwegnehmen, um den Effekt der Geschichte nicht zu verderben.«
    »Ich hasse es zu warten«, beschwerte ich mich.
    David lächelte. »Genau wie Peter. Und wenn Sie nicht wollen, daß Ihre Kopfschmerzen wiederkommen, sollten Sie das Wohnzimmer meiden. Der Regen macht seine Laune nicht gerade besser.«
    Jeannie bedachte ihn mit einem wissenden Blick. »Versteckst du dich deswegen hier drin?«
    »Ich verstecke mich nicht. Ich mache Botengänge. Zuerst sollte ich nachsehen, wie es Verity geht, und dann hinuntergehen und feststellen, wie weit Fabia mit ihren Fotos ist.«
    Ich horchte interessiert auf. »Ist Fabia denn eine gute Fotografin?«
    »Ziemlich gut.« Er nickte überzeugt. »Ich hatte so meine Zweifel, als Peter ihr den Job gab, aber er wußte, was er tat. Er weiß es meistens.«
    »Sie kommt mir nur so jung vor.«
    »Stimmt, sie wird diesen Sommer zwanzig. Aber sie ist praktisch in einer Dunkelkammer aufgewachsen, das Mädchen. Ihr Vater war Fotograf«, erklärte er. »Er hätte sich sogar einen Namen machen können, wenn er sich etwas mehr Mühe gegeben hätte.«
    »Ich habe gehört«, sagte Jeannie, »daß er ein ziemlicher … na ja, ein ziemlicher …«
    »Idiot war«, ergänzte David und schaukelte lässig auf seinem Stuhl vor und zurück. »Ja, das war er. Er und Fabias Mutter bildeten ein perfektes Paar. Ständig Partys und teure Autos und Wochenenden in Paris. Peter mußte ihnen schließlich den Geldhahn zudrehen – sie gaben alles mit vollen Händen aus.«
    Jeannie runzelte die Stirn. »Sie war Model, Fabias Mutter, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »In Amerika, glaube ich.« Er zuckte die Achseln. »Als die Geldquelle versiegte, verlor sie jegliches Interesse an Philip. Fabia war noch ein ganz kleines Ding, als sie die beiden verließ. Ich glaube, das Mädchen erinnert sich nicht einmal mehr daran.«
    Ich fühlte Mitleid für das Mädchen. »Trotzdem«, sagte ich, »muß es schwer für sie gewesen sein.«
    »Sicher«, stimmte David zu. »Es ist eigentlich ein Wunder, daß sie so vernünftig geworden ist, obwohl Philip sie aufgezogen hat. Er war nicht ganz bei sich, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Ich gab meiner Neugier nach und fragte, wie Peter Quinnells Sohn gestorben war.
    »Schlaftabletten, mit ein paar Gläsern Brandy hinuntergespült«, lautete Davids schonungslose Antwort.
    »Oh.«
    »Es überraschte im Grunde niemanden – wir alle hatten so etwas schon seit längerem kommen sehen. Das einzig Gute daran war, daß Peter jetzt seine Enkelin wiederhat.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht … was meinen Sie, er hat sie wieder?«
    »Nun, Philip hat sie ihm jahrelang vorenthalten, wollte nicht, daß Peter Kontakt zu ihr hatte. Hat noch nicht mal ein Foto oder eine Weihnachtskarte geschickt. Wie gesagt, er war ein Idiot. Peter bedeutete die Familie alles, und Fabia nicht sehen zu dürfen brach ihm das Herz.«
    Jeannie verzog das Gesicht. »Er hätte sich lieber glücklich schätzen sollen.«
    »Na, nun sei nicht ungerecht«, David grinste. »Sie mag manchmal etwas schwierig sein, aber vom Fotografieren versteht sie wirklich eine Menge.«
    »Apropos«, sagte Jeannie wieder in ihrem mütterlichen Ton, »wolltest du nicht nach unten gehen und nachsehen, wie weit sie ist, Davy?«
    »Ja, das wollte ich. Noch ein Stückchen«, versprach er und langte in die fast leere Dose, »und schon bin ich weg.«
    Pfeifend schlenderte er aus der Küche, und Jeannie stand auf, um zu retten, was von ihrem Gebäck noch übrig war, und den Rest sicher hinter einem Stapel Teller im Schrank zu verstauen. Ich leerte meine Teetasse und lehnte mich faul auf meinem Stuhl zurück.
    »Er schien richtig gute Laune zu haben«, bemerkte ich. »Sehr gesprächig.«
    »Wer, Davy? Er ist immer so.«
    »Bei mir nicht.« Ich sprach die Worte mehr zu mir selbst und drehte mich um, um aus dem Fenster zu sehen. Der Wind war noch stärker geworden, er peitschte Regengüsse gegen die Scheibe und heulte mit beinahe menschlicher Stimme über das verlassene Feld. Draußen, in einer Ecke des Fensterbretts, von dem die weiße Farbe abblätterte, hatte sich eine große graue Spinne unter ihr Netz verkrochen und wartete mit eingezogenen langen Beinen verdrießlich darauf, daß es zu regnen aufhörte. Sie erinnerte mich an Quinnell, diese Spinne – ungeduldig und begierig, ihren Geschäften nachgehen zu können, aber durch etwas daran gehindert,

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