Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
gewöhnliche Kerze, es ist eine Seelenkerze. Wenn du in das Licht gehst, ist es dein Tor ins Jenseits. Bist du bereit?«
Robert zögerte. »Bevor ich gehe  ⦠Es gibt jemanden, dem ich gern noch etwas gesagt hätte. Einem Mädchen namens Emilia.«
Mara zuckte zusammen und Adrian schnaubte verärgert. »Der Klimperknilch verrät uns noch!«
Emilia hingegen war wie gebannt und gab keinen Ton von sich.
»Soll ich ihr etwas ausrichten?«, fragte Frau de Santis. »Ist sie an dieser Schule?«
»Nicht so wichtig«, erwiderte Robert und blickte zum Schrank. »Wenn ich sie noch mal gesehen hätte, hätte ich ihr für ihre Freundschaft gedankt.«
Frau de Santis nickte sanft. »Wenn ich sie sehe, werde ich es ihr ausrichten.«
Dann machte Robert zwei Schritte auf die Kerze zu â und war mit einem Mal verschwunden. Er war nicht kleiner geworden wie Adrian, bevor er sich in das Türschloss gezwängt hatte. Es gab auch keinen gleiÃenden Blitz oder einen anderen eindrucksvollen Effekt, den man erwarten würde, wenn so etwas GroÃes geschah. Robert war einfach weg.
4. Kapitel
Aus: »Die Wahrheit über Geister« von Prometheus Schröder
Emilia stieà einen Schluchzer aus, den sie mit ihrem Spitzen-Taschentuch erstickte, während Adrian sich tiefer in den Schrank zurückzog.
»Sie hat ihn tatsächlich  ⦠beseitigt! «, keuchte er entsetzt.
Mara schüttelte nachdenklich den Kopf.
»So kann man das wohl kaum nennen. Hast du gesehen, wie glücklich Robert aussah, als er ging?«, flüsterte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit nun wieder in die Richtung von Frau de Santis.
»Es ist vorbei«, sagte die gerade zu Herrn Winkelmann.
Er sah sie zweifelnd an. »Und woher weià ich, dass es geklappt hat?«
Sie nickte, als könne sie seine Bedenken nachfühlen. Aber was sie nun tat, entsetzte den Musiklehrer so, dass er nur regungslos zusehen konnte: Sie zog eine Schere aus ihrem Koffer und holte aus, um damit auf das Klavier einzustechen.
»Hey  ⦠!«, war Winkelmanns einziger, hilfloser Protest.
Kurz bevor die Schere den Lack berührte, bremste Frau de Santis ihre Attacke ab, ohne einen Kratzer zu hinterlassen. Dann wandte sie sich an den Lehrer. Ihre Mundwinkel zuckten jetzt nach oben. Dieses listig-mädchenhafte Lächeln lieà sie viel jünger aussehen, als sie war. »So etwas würde ich diesem schönen alten Stück niemals antun. Aber was meinen Sie, wie Ihr Geist wohl auf meinen Angriff reagiert hätte, wenn er noch hier wäre?«
Herr Winkelmann sah sich im Raum um, in dem sich kein Lüftchen regte. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»Er ist weg â und Sie sind unglaublich! Jetzt kann ich es ja zugeben: Ich war mehr als skeptisch, als Sie mir empfohlen wurden. Eine Geisterjägerin! «
»Das höre ich nicht zum ersten Mal.« Sie begann, ihre Gerätschaften wieder einzupacken.
Herr Winkelmann wollte sich offenbar hilfreich zeigen und beugte sich zur Kerze herüber, um sie auszupusten.
»Nicht!« , stieà sie so erschrocken hervor, dass er zurückzuckte. Sie entnahm ihrem Koffer eine lange Metallstange, an der eine Art Glocke befestigt war, und löschte damit die Flamme. »Seelenkerzen darf man niemals mit menschlichem Atem löschen«, erklärte sie mit einem entschuldigenden Lächeln. »Aus Respekt«, fügte sie hinzu und packte auch die Kerze wieder ein.
Verwirrt begleitete Herr Winkelmann sie zur Tür.
»Dieses Mädchen«, überlegte Frau de Santis plötzlich. »Diese Emilia, die der Junge erwähnt hat  ⦠«
Mara hielt die Luft an.
»Kennen Sie das Mädchen? Können Sie ihr den Gruà ausrichten?«
Herr Winkelmann schüttelte den Kopf. »Der Name sagt mir leider gar nichts. Aber ich bin ja noch nicht lange an dieser Schule.«
»Sie können sich ja mal umhören. Wenn es hier keine Emilia gibt, dann hat Robert vermutlich an seine eigene Schulzeit gedacht und das Mädchen ist schon lange tot. Das passiert Geistern oft.« Sie sah sich noch einmal gründlich um.
Irrte sich Mara oder blieb ihr Blick dabei kurz an dem Spalt ihres Schranks hängen?
»Sollten Sie noch mehr Geister in dieser Schule haben, geben Sie mir einfach Bescheid.« Sie zog eine Visitenkarte aus der äuÃeren Tasche ihres Koffers hervor. Dann gingen die beiden in den
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