Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
der Direktor einen Geisterjäger gerufen hatte. Prometheus Schröder.«
»So haben Sie ihn also kennengelernt?«
»Ja.« Frau de Santis musterte sie eine Weile. »Und es wurde zur bedeutendsten Begegnung meines Lebens. Ich sah zu, wie er den Geist vertrieb â und fand diesen Mann und seinen Beruf so faszinierend, dass ich nur noch eines wollte: bei ihm in die Lehre gehen. Ich folgte ihm in dieses Haus. Und er brachte mir alles bei, was er wusste. Nach der Ausbildung begann ich selbst als Geisterjägerin zu arbeiten. Ein Jahr später starb er bei einem schrecklichen Unfall, zusammen mit seiner Enkelin.«
»Er fehlt Ihnen bestimmt sehr«, sagte Mara sanft, wobei sie fand, dass das Wort âºUnfallâ¹ in dem kurzen Gespräch mit Frau de Santis erstaunlich oft gefallen war. Mal ganz abgesehen von dem Fast-Unfall mit dem schweren Bild, das die Geisterjägerin nur knapp verfehlt hatte.
»Ja, jeden Tag! Sein Rat, seine Freundschaft, sein Wissen  ⦠« Frau de Santis warf Mara ein trauriges Lächeln zu. »Deshalb habe ich nach seinem Tod beschlossen, das Haus zu kaufen. Es steckt voller Erinnerungen. Seine Sachen um mich zu haben, gibt mir das Gefühl, er wäre noch da. Und ich lerne immer noch von ihm, jeden Tag ein bisschen.«
Mara horchte auf. »Von seinem Geist?«
Frau de Santis schüttelte den Kopf. »Nein, aus seinen Notizen. Ich bezweifle, dass er jetzt ein Geist ist. Ich glaube eher, er hat im Jenseits eine gemütliche Kneipe gefunden und erzählt für den Rest der Ewigkeit anderen Leuten von seinen Taten. Vermutlich, ohne sich dabei ein einziges Mal wiederholen zu müssen.«
Mara musste lachen.
In diesem Moment klingelte das Telefon, das neben dem Sofa stand. Frau de Santis entschuldigte sich und sprach eine Weile mit dem Anrufer. Als sie auflegte, war sie wieder ganz die zielstrebige Geisterjägerin, die Mara in der Schule erlebt hatte.
»Ein Einsatz, tut mir leid«, sagte sie. »Ich hätte gern noch länger mit dir gesprochen. Aber so muss ich es kurz machen: Hättest du Lust, einen Ferienjob bei mir anzunehmen?«
Mara starrte sie verwirrt an. »Einen Ferienjob? Als was denn?«
Frau de Santis zwinkerte ihr zu. »Na, als meine Assistentin natürlich. Du kannst es dir ja bis morgen überlegen. Wenn du möchtest, komm einfach um neun Uhr wieder her.«
7. Kapitel
Aus: »Die Wahrheit über Geister« von Prometheus Schröder
Als sie die StraÃe hinunterging, war Mara tief in Gedanken versunken. Tausend Fragen spukten ihr im Kopf herum. Deshalb bemerkte sie auch weder die Schritte hinter sich noch das durchscheinende Mädchen, das neben ihr schwebte.
»Erzählst du mir, was du erlebt hast?«, flötete eine weibliche Stimme dicht an ihrem Ohr.
Und die Stimme eines Jungen sagte: »Wenn du mehr über dieses Haus wissen willst, solltest du ein bisschen langsamer gehen.«
Mara wandte sich um. Lucas und Emilia! Die beiden hatte sie ja völlig vergessen! Während das Geistermädchen mühelos neben ihr herschwebte, versuchte Lucas das Kunststück, Mara einzuholen und gleichzeitig auf seinem Smartphone herumzutippen.
»Hier, siehst du?« Er hielt ihr das Display unter die Nase. »Das Haus wurde von einem Architekten erbaut, der immer mal wieder in der Nervenheilanstalt saÃ. Sieht man der Kiste an, findest du nicht?«
Mara stöhnte. Klar, Architektur war genau das, worüber sie jetzt unbedingt diskutieren wollte!
»Die Pläne waren aber nicht vom Architekten, sondern vom ersten Besitzer«, fuhr Lucas fort, während er im Gehen vom Handy ablas. »Der muss noch verrückter gewesen sein. Er hieà Prometheus Schröder. Was für ein Name!« Lucas zuckte mit den Mundwinkeln. »Und du kommst nicht drauf, was der Typ von Beruf war!«
»Geisterjäger?«, fragte Mara gelangweilt.
Lucas sah ihr zum ersten Mal ins Gesicht, offensichtlich ziemlich verblüfft. »Woher weiÃt du das? Das hab ich gerade erst gegoogelt.«
Emilia kicherte: »Wenn er nicht immer nur in graue Kästen gucken würde, könnte er auch Klingelschilder lesen.«
»Klar, das stand auf der Visitenkarte«, fuhr Lucas fort. »Aber das ist der Beruf der Frau . Findest du es nicht irre, dass der Vorbesitzer den gleichen Beruf hatte? Zwei Spinner von derselben Sorte?«
»Nein, finde ich nicht. Er war ihr Lehrmeister. Aber warum hast du das
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