Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
Angst machen«, sagte sie besänftigend. »Vielleicht war da gar kein Geist. Auch moderne Technik funktioniert nicht immer hundertprozentig.«
Mara seufzte, als die Anspannung von ihr abfiel. Die Geisterjägerin war gar nicht wütend auf sie. Anscheinend sah sie die Welt mit völlig anderen Augen als normale Erwachsene. »Wenn Sie wussten, dass Sie beobachtet wurden«, hakte Mara nach, »warum haben Sie dann nicht im Schrank nachgesehen?«
Die Geisterjägerin faltete die Hände im Schoà und überlegte. »Ich habe fest mit einem Geist gerechnet, nicht mit einem menschlichen Beobachter. Und ich wollte ihn nicht bedrängen. Meine Hoffnung war, dass er Robert vielleicht folgen würde, wenn er sieht, wie gut dieser Weg durch die Seelenkerze ist.«
»Ist er das denn?«, rutschte es Mara heraus. Im nächsten Augenblick unterdrückte sie ein Grinsen: Klang sie jetzt etwa schon wie Adrian?
»Ja, natürlich! Ich könnte meinen Beruf gar nicht ausüben, wenn ich wüsste, dass ich den Geistern damit schade.« Die Geisterjägerin sah Mara eine Weile so fasziniert an, als hätte sie das letzte Exemplar einer ausgestorbenen Tierart entdeckt. »WeiÃt du, dass mir noch nie jemand wie du begegnet ist?«
Mara biss sich auf die Lippen. Sie hatte ja auch noch nie mit jemandem darüber geredet.
»Deine Gabe ist selten«, fuhr Frau de Santis fort. »Aus meinen Büchern weià ich, dass es hin und wieder Menschen gibt, die Geister sehen können. Viel häufiger kommt es vor, dass man sie hören kann. Aber sehen , das setzt bestimmte Umstände voraus  ⦠Was würde ich dafür geben! Erzählst du mir, wie es angefangen hat?«
Mara zögerte. Sollte sie dieser fremden Frau ihr gröÃtes Geheimnis anvertrauen? Andererseits gab es wohl niemanden, der ihr Problem besser verstehen konnte.
»Es war vor zwei Jahren in der Nähe dieses Hauses«, begann sie. »Damals stand es leer. Ich war in den Sommerferien bei meiner Oma, nur ein paar Gärten hinter Ihrem. Eines Tages guckte ein Mädchen über den Zaun: Kathi. Sie verbrachte die Ferien bei ihrem Opa und von da an haben wir uns jeden Tag im Garten getroffen und Geschichten und Abenteuer nachgespielt.« Mara lächelte bei der Erinnerung an jenen Sommer. Dann wurde sie plötzlich wieder ernst. »Eines Tages habe ich Kathi erzählt, dass es ein Spukhaus in der Nachbarschaft gibt  ⦠«
»Du meintest dieses Haus hier?«
»Genau!« Mara nickte. »Ich habe immer davon geträumt, mal einen echten Geist zu sehen, und versucht, Kathi zu überreden, zusammen durch die Fenster zu linsen. Sie wollte erst nicht, aber irgendwann hat sie nachgegeben und wir schlichen uns zu dem leer stehenden Haus.«
Frau de Santis runzelte die Stirn. »Ihr habt euch doch hoffentlich nicht mit echten Geistern angelegt?«
Mara antwortete nicht, sondern erzählte einfach weiter. »Ich spähte gerade durch ein kaputtes Fenster und behauptete, ich hätte etwas gesehen. Ich wollte Kathi erschrecken und habe erzählt, dass dort verlorene Seelen gefangen gehalten würden, und zwar von blutdurstigen Geistern, die wir vernichten müssten. Da wurde Kathi auf einmal sehr wütend. Sie baute sich vor mir auf und meinte, ich wäre ja so was von arrogant! Ich hab überhaupt nicht begriffen, was sie wollte. Und dann geschah das Unglaubliche. Das Sonnenlicht  ⦠schien sie zu verändern. Sie wurde plötzlich blass, durchscheinend, fast als wäre sie nicht wirklich da. Und dann ging sie durch die Wand. Wie ein Sonnenstrahl, der von einer Wolke verschluckt wird.« Maras Blick ging durch Frau de Santis hindurch, als könne sie dahinter die Vergangenheit sehen. »Als Nächstes kamen Geräusche von der Haustür. Sie öffnete sich langsam und dahinter stand eine Gestalt  ⦠Aber das war nicht mehr Kathi. Es war ein Wesen aus Staub und Licht, wie aus silbernen Fäden gewoben.« Mara knetete ihre Finger. »Das Kathi-Wesen sagte: âºKomm nur rein und vernichte mich. Ich bin nämlich der böse Geist!â¹ Sie können sich nicht vorstellen, was für ein Gefühl das war. Sie hatte mich getäuscht! Die ganzen Ferien über hatte ich mit ihr gespielt. Mit einem toten Mädchen!«
Frau de Santis nickte, schien aber weit weniger geschockt, als Mara vermutet hätte. »Und dann?«
Mara versuchte, die
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