Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
deutliches Fragezeichen zu funkeln.
»Ich bin Sybilla. Und wie heiÃt du?«, wandte sie sich an den Jungen. Vielleicht erzählst du es mir ja?«
Er sah sie offen an. »Ich heiÃe Paul und bin vor zwanzig Jahren gestorben. Nicht hier. Aber hier habe ich meine schönsten Stunden verbracht. Schwimmen war das Einzige, was ich je richtig gut konnte.«
»Und was ist heute passiert?«
»Ich wollte dem Mädchen helfen und hab ihr ins Ohr geflüstert, dass sie ihre Finger bei jeder Schwimmbewegung schlieÃen muss. Dabei hat sie sich furchtbar erschreckt und ist untergegangen.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich weiÃ, dass ich Mist gebaut habe und dass es nicht das erste Mal ist. Ich habâs ja begriffen: Ich gehöre nicht mehr hierher. Also, wenn Sie gekommen sind, um mich ins Jenseits zu bringen, ist das okay  ⦠selbst wenn es wehtut. Ich habâs verdient.«
Die Geisterjägerin lächelte freundlich in seine Richtung, die sie mithilfe ihrer Technik erstaunlich gut anpeilen konnte. Gleichzeitig entzündete sie ihre Kerze und stellte sie auf den feuchten Boden. »Es tut überhaupt nicht weh«, sagte sie leise. »Und ich finde deine Einstellung groÃartig. Du wirst drüben auf der anderen Seite deine Familie und deine Freunde  ⦠«
»Sparen Sie sich den Firlefanz. Sagen Sie mir einfach, woâs langgeht.«
Sie deutete auf die kleine Flamme. »Diese Seelenkerze wird dich ins Jenseits führen.«
Paul sprang aus dem Wasser, wieder ohne einen Tropfen zu verspritzen, und hockte sich vor Sybillas Kerze. Er war Mara jetzt ganz nahe. Viel zu nahe, fand sie selbst.
Plötzlich sah er ihr in die Augen. »Und erzähl nicht so einen Unsinn über mich. Versuch, dich zu erinnern, okay?« Er runzelte die Stirn. »Besonders, wenn du die nächste Generation von Geisterjäger sein willst.«
Mara wollte protestieren, aber er winkte ab.
»Lass nur! Ich hab schon verstanden. Du machst das nicht, weil du denkst, es wäre ein Traumjob. Du kannst gar nicht anders. Wenn du Geister sehen kannst, musst du diese Gabe natürlich nutzen.«
Mara zuckte zusammen. »Wie meinst du das?«
»Ist doch ganz logisch«, erwiderte er. »Du kannst Geister sehen und das spüren sie. Manche zieht diese Gabe an, manche fühlen sich von dir bedroht â wie ein Kettenhund, dem du direkt in die Augen siehst. Das macht sie für dich zu einer Gefahr. Und mit der musst du leben.«
»Aber es ist doch meine Entscheidung  ⦠«
»Ja, klar!«, erwiderte der Junge trocken. »Du kannst dich entscheiden, in der Gefahr umzukommen. Oder sie zu bekämpfen.«
Mara hätte ihm gern noch tausend Fragen gestellt, was genau er ihr damit sagen wollte. Aber offenbar hatte er beschlossen, dass es Zeit war zu gehen. Mit einem Nicken in Sybillas Richtung lieà er sich vornüber in die Flamme kippen. Im Bruchteil einer Sekunde verwandelte er sich in dünnen Rauch, der von der Flamme eingesogen wurde. Dann war er verschwunden.
»Was hat er damit gemeint, dass du dich erinnern sollst?«, wandte sich Sybilla an Mara. Die zuckte mit den Schultern.
»Hat der Bademeister noch etwas erzählt?«, versuchte sie vom Thema abzulenken.
»Ja. Als ich allein mit ihm reden konnte, hat er zugegeben, dass er selbst den Unfall zu spät mitbekommen hat. Etwas hat das ertrinkende Mädchen zurück an die Wasseroberfläche gebracht, sodass er sie rausfischen konnte.« Nachdenklich wischte sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Und es war wohl nicht das erste Mal  ⦠«
Als hätte Sybilla mit dieser Andeutung einen Schalter in Maras Kopf umgelegt, lief auf einmal die Erinnerung an ihren eigenen Schwimmkurs wie ein Film vor ihren Augen ab. Die Bilder von dem Tag, an dem sie beinahe ertrunken wäre. Das Schnappen nach Luft. Und stattdessen nur  ⦠Wasser!
Zunächst wollte Mara sich gegen die Erinnerung wehren, doch dann schloss sie die Augen und lieà sie zu. Es tat weh. Dieses schreckliche Würgen! Ihre Arme ruderten und trotzdem sank sie immer tiefer, konnte den blauen Boden verschwommen auf sich zukommen sehen und nichts dagegen tun. Verzweiflung! Da  ⦠berührte sie etwas. Seltsam trockene Hände griffen nach ihr. Trugen sie ganz sanft zur Oberfläche zurück. Gesehen hatte sie nichts, nur ihre eigenen Luftblasen.
»Es war nicht seine Schuld,
Weitere Kostenlose Bücher