Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
dass ich untergegangen bin.« Mara begriff ihre eigenen Worte erst, nachdem sie sie ausgesprochen hatte. »Ein Geist hat mich gerettet!«
Sybilla war überrascht. »Dich auch? Der Bademeister ahnte so etwas, er nannte ihn die âºgute Seele des Wassersâ¹. Bisher hielt er ihn nicht für gefährlich, aber heute meinte er, einen Schlussstrich ziehen zu müssen.«
»Wenn ich mich nur erinnert hätte, bevor er in die Kerze gegangen ist!«, sagte Mara verzweifelt. »Ich hätte ihm noch sagen müssen  ⦠«
Die Geisterjägerin schüttelte beschwichtigend den Kopf. »Mach dir keine Vorwürfe. Vergiss nicht, dass er diese Panik bei vielen Kindern vielleicht selbst ausgelöst hat.«
»Möglich«, gab Mara zu. »Aber doch nicht absichtlich! Er wollte ihnen das Schwimmen beibringen  ⦠«
Sybilla seufzte tief und stand auf. »Absicht entscheidet nicht über Leben und Tod. Dieser Junge ist das beste Beispiel dafür, warum Geister in dieser Welt nicht sein dürfen. Sie beeinflussen die Dinge, die hier passieren â oft ohne es zu wollen. Sie beeinflussen sogar Stimmungen von Menschen.«
Sybilla hatte recht. Mara musste daran denken, wie Emilias Laune sich oft auf sie übertrug, als könnte sie ihre Seele berühren.
»Sie sind das Echo eines vergangenen Lebens«, sagte Sybilla leise. »Aber jedes Echo muss irgendwann einmal verklingen.«
12. Kapitel
Aus: »Die Wahrheit über Geister« von Prometheus Schröder
DrauÃen zogen dunkle Wolken über den Himmel, vielleicht gab es später sogar noch ein Gewitter. Erste Regentropfen klatschten gegen die Fensterscheiben. Dennoch herrschte im Haus Totenstille, als würde die Zeit innerhalb der Mauern den Atem anhalten. Sybilla war zu ihrem zweiten Einsatz an diesem Tag gerufen worden, hatte Mara aber nicht mitgenommen. Sie hatte ihr leise erklärt, sie hoffe, dass Mara bei ihrer Geistersuche in den leeren Räumen mehr Erfolg haben würde, wenn Sybilla nicht da war. Das mochte wohl stimmen, aber allein in jedem anderen Haus war besser als allein in diesem.
In der Stille kreisten ihre Gedanken um Pauls Worte. Gehörten Geister tatsächlich nicht mehr in diese Welt? Waren sie doch eine echte Gefahr, wie er gesagt hatte? Und hielt Sybilla sie wirklich für so harmlos, wie sie behauptete? Die Worte des Jungen gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf: »Wenn du Geister sehen kannst, musst du diese Gabe natürlich nutzen.« War das so? Wenn Geister im Diesseits nicht sein durften und es nur ganz wenige Menschen gab, die sie sehen konnten  â¦
Mara schloss das gekippte Fenster mit einem Knall. Niemand konnte so etwas von ihr verlangen! Wenn sie eine Chance hätte, die Geister aus ihrer Welt zu verbannen, würde sie die sofort ergreifen. Adrian und Emilia würden ihr natürlich sehr fehlen, aber  ⦠der Schatten in der Bibliothek hatte sie erschreckt. Der Junge im Schwimmbad hatte sie erschreckt. Die Vorstellung, dass Geister vielleicht doch in der Lage waren, Menschen zu ermorden, hatte sie erst recht erschreckt. Und dass sie es besonders auf diejenigen abgesehen haben könnten, die in der Lage waren, sie zu sehen  â¦
Sie wandte sich zur Treppe. Es war Sybilla vielleicht nicht recht, aber Mara wollte jetzt endlich Antworten. Und die standen hoffentlich in Promis Buch. Mochte Sybilla Geister auch für noch so harmlos halten  ⦠sie waren es mit Sicherheit nicht!
Zunächst lief Mara noch einmal alle Zimmer ab. Sie wollte sichergehen, dass sie beim Lesen allein war. Im Hobbyraum spähte sie sogar unter die Holzplatte, aber sie konnte nichts entdecken. Als sie wieder aufstand, bemerkte sie nur, dass die Dame mit Hund wieder an ihrem alten Platz am Bahnhof stand. Merkwürdig! Wer mochte sie zurückgestellt haben?
Da alles ruhig wirkte â bis auf das Prasseln der Regentropfen an den Scheiben  â, ging Mara schlieÃlich ins Arbeitszimmer und wuchtete Promis dickes Buch auf die Tischplatte. Als sie es aufschlug, horchte sie instinktiv auf. Hatte sich da nicht etwas bewegt? Nein, es war auch nicht kälter geworden. Nach Adrians Informationen müsste das doch heiÃen, dass sie tatsächlich allein war  ⦠Oder?
Sie begann, in dem Buch zu blättern. Die Neugier drängte sie, gleich auf der letzten beschriebenen Seite nachzusehen. Sie wollte wissen, was seine letzten Gedanken gewesen waren
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