Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
Geister?«, fragte Mara verwirrt. »Und was macht ihr da? Trinken könnt ihr ja nichts, da würde die Cola doch direkt von oben bis auf den Boden durchschwappen, oder?« Bei dieser Vorstellung musste Mara beinahe grinsen.
Adrian runzelte verärgert die Stirn. »Diese Bar ist der Treffpunkt. Und man trinkt da keine Cola, sondern Informationen. Geschichten. Manche gehen auch dorthin, um sich mit anderen Geistern zu verschwören. Ganz ehrlich, da schwebt echt merkwürdiges Gesindel herum. Nicht umsonst treffen sie sich an einem Ort, den auch Geistersehende kaum finden würden â in der Kanalisation. In der Nähe von dem Haus, wo dieser dubiose Schauspieler wohnt, bei dem du mal Unterricht nehmen wolltest, erinnerst du dich? Industriegebiet, abends wie ausgestorben! Und glaub mir, diese Bar ist auch für Geister nicht ganz ungefährlich.«
Mara sah ihn neugierig an. »Was haben die Geister denn nun gesagt?«
»Schatten«, fuhr Adrian konzentriert fort, »sind keine besondere Art von Geistern. Jeder Geist kann ein Schatten sein.«
Adrian wirkte auf einmal durchscheinend, alle Farben an ihm verblassten zu einem wabernden Grau. Emilia schrie auf, als er neben ihr nur noch als Silhouette erkennbar war. Wie dünner Rauch, der die Form eines Jungen annahm. Mara spürte, dass eine unangenehme Kälte von dem Schatten ausging und ihr direkt unter die Haut ging. Ebenso unvermutet verwandelte sich Adrian wieder zurück, bis er aussah wie immer.
»Ein Geist kann nicht bloà seine GröÃe verändern, sondern auch seine Form. Mir war nur nie klar, wie einfach das ist.«
»Wie kannst du mich so erschrecken?«, keifte Emilia ungewohnt heftig. »Was kann für einen Geist schlimmer sein, als ein Nichts zu werden? Unbedeutender noch als unsichtbar für Menschen â unsichtbar sogar für Geister?«
»Genau das ist aber wohl der Sinn«, erklärte Adrian sachlich. »Die gute Nachricht: Ein Geist, der nicht gesehen werden will, ist nicht automatisch ein Mörder. Die schlechte Nachricht: Wer nicht gesehen werden will, hat bestimmt einen Grund dafür.«
»Diese Kälte  ⦠«
»Ja, die lässt sich leider nicht vermeiden«, nickte er. »Sie ist das Einzige, das einen Geist verraten kann, der seine Erscheinung versteckt. Und diese Kälte ist übrigens auch extrem unangenehm für ihn selbst.« Leise fügte er hinzu: »Aber als dein Freund bin ich schlieÃlich für deinen Schutz verantwortlich.«
Mara sah ihn erstaunt an. So nett und ohne Spott erlebte sie ihn selten. Und das Wort »Freund« fühlte sich in diesen Zeiten ungewohnt warm an.
Als Mara das Spukhaus erreichte, räumte Sybilla gerade eilig eine Kiste und ihren Koffer in den Van. Sie winkte Mara aufgeregt zu und schloss die Haustür ab. »Schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren!«
Sekunden später waren sie â mit halsbrecherischem Tempo â unterwegs. Sybilla schien rote Ampeln eher als Vorschlag zum Anhalten zu begreifen, und jetzt gerade hatte sie es eben eilig. Während Mara sich am Türgriff festkrallte, erzählte ihre Arbeitgeberin von dem Anruf, den sie bekommen hatte.
»Um 8 . 30 Uhr begann gestern im Hallenbad ein Ferienschwimmkurs für Anfänger. Heute, am zweiten Tag, ist ein Mädchen beinahe ertrunken. Sie ist bereits auf dem Weg ins Krankenhaus.«
Mara schnappte nach Luft.
»Keine Sorge«, fuhr Sybilla mit einem Seitenblick auf Mara fort. »Der Kleinen geht es schon wieder besser. Der Bademeister hat zum Glück schnell reagiert. Kurz nachdem die Sanitäter sie mitgenommen haben, hat er mich angerufen. Der Rest der Schwimmgruppe ist noch da, die Kinder stehen alle ziemlich unter Schock. Der Bademeister vermutet jedenfalls mehr hinter der Geschichte.«
»Einen Geist, der Kinder ermordet?«, stieà Mara hervor.
»Du weiÃt, ich glaube nicht an solchen Unsinn«, erwiderte Sybilla schnell. »Geister sind hier hängen geblieben, sie möchten in dieser Welt Aufmerksamkeit erregen. Aber sie töten nicht.«
Der Lärm in der Sammelumkleide war ohrenbetäubend. Besorgte Eltern diskutierten lautstark durcheinander, während die Kinder zwischen ihnen umhersprangen. Mittendrin stand der überforderte Bademeister. Als er Sybilla sah, atmete er erleichtert auf.
»Hören Sie!«, rief er den Leuten zu. »Ich kann nur vermuten , was vorhin passiert ist,
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