Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
und Sie glauben mir ja eh kein Wort. Aber vielleicht kann diese Dame Ihnen mehr sagen.«
Seine Worte waren nicht sehr hilfreich, denn die Menge stürzte sich nun auf Sybilla. Blitzschnell wandte sie sich zu Mara um.
»Im Schwimmbad ist jetzt bestimmt niemand mehr. Bis auf den einen  ⦠Such ihn und lenk ihn ab, bis ich komme.«
Mara drückte sich unbemerkt an den Leuten vorbei. Vor den Duschräumen zog sie Schuhe und Socken aus. Der Geruch nach Chlor stieg ihr in die Nase â und löste die altbekannte Panik aus. Vielleicht hätte sie Sybilla davon erzählen sollen, aber dafür war keine Zeit gewesen. Wie sollte sie sich bloà überwinden, da reinzugehen? Ganz allein in die Nähe von so viel  ⦠Wasser?
Der Geist war leicht zu finden. Auf dem Dreimeterbrett, zusammengekauert wie ein lauerndes Tier, hockte ein blonder Junge in Jeans und T-Shirt. Mara konnte nur zu ihm hochsehen, wenn sie sich an einem Liegestuhl festhielt, als würde das schimmernde Blau sie sonst zwingen, näher zu kommen, als gut für sie war.
»Du kannst mich sehen, oder?« Seine Stimme hallte von den Wänden wider.
Mara nickte.
»Dann haben sie dich also geschickt, um mich zu holen.«
Mara biss sich auf die Lippe.
»Ist schon okay«, fuhr er fort. »Nachdem das Mädchen fast gestorben ist, muss man den Killer natürlich jagen.«
Mara setzte sich auf eine Wärmebank. Dort fühlte sie sich sicher â und weit genug von diesem tückisch tiefen Blau entfernt. »Bist du das denn? Ein Killer?«, fragte sie.
Der Junge betrachtete die Wasseroberfläche. »Muss ja wohl. Ich hätte schlieÃlich beinahe einen Menschen getötet.«
So kamen sie nicht weiter. Mara musste ihn zum Reden bringen.
»Ist es wirklich so einfach?«
Der Junge hob den Kopf und musterte sie.
»Ich kenne dich  ⦠kann das sein? Anfängerkurs. So etwa vor acht oder neun Jahren?«
Mara stutzte verwirrt. »Ja, als ich fünf war, habe ich hier schwimmen gelernt. Jedenfalls hab ich es versucht. Woher weiÃt du das? Und was hat das mit heute zu tun?«
»Alles. Alles hat miteinander zu tun. Ich bin kein anderer als damals. Du hast Wasser geschluckt und vor lauter Panik vergessen zu schwimmen, erinnerst du dich?«
Maras Lunge zog sich zusammen und plötzlich hatte sie die Szene vor Augen, als wäre sie gestern passiert: Sie bekam keine Luft mehr, schlug mit den Armen und ging unter. Schluckte immer mehr Wasser. Wusste nicht mehr, wo oben und wo unten ist  â¦
» Du warst das?«, stieà sie hervor.
Er nickte. Eiskalt. Seine Gleichgültigkeit lieà sie zittern.
»Dann wolltest du also auch mich damals töten?« Sie sprang von der Bank auf. »Wie viele Opfer gab es denn noch?«
Der Unterkiefer des Jungen klappte herunter und er stand langsam auf. Es war eine bedrohliche Gebärde, besonders, als Mara die ohnmächtige Wut in seinen Augen sah. »Verstehe. Du siehst keine Geister. Du siehst nur, was du sehen willst!«
Er sprang zweimal auf dem Brett auf und ab, das sich unter ihm kein Stück bog. Mit einem perfekten Kopfsprung tauchte er ins Wasser, ohne dass auch nur ein Tropfen Wasser hochspritzte.
Mara konnte sehen, wie er unter Wasser kräftige Schwimmzüge machte â und genau auf sie zukam! Die Erinnerung an damals erdrückte sie und lieà sie stocksteif werden, sodass sie nicht einmal wegrennen konnte. Als er vor ihr auftauchte, mit absolut trockenem, blondem Haar, trockener Kleidung und einer wütenden Grimasse, machte sie nur ein paar zaghafte Schritte rückwärts. Gleich wür-
de er sie ins Wasser ziehen. Das war sein Element, dort konnte er sie töten.
»Erinner dich genau!«, zischte er sie an.
In diesem Moment kam Sybilla herein. In ihrer Hand hielt sie eine Kerze und ihr Ortungsgerät mit den Kopfhörern. »Die Stimmung scheint mir hier etwas aufgeheizt«, kommentierte sie den Tonfall des Jungen.
»Ah, ist das mein Hinrichtungskommando?«, fragte der, während er sich lässig am Beckenrand festhielt.
»Nein, ganz bestimmt nicht«, lächelte Sybilla und hockte sich auf die Fliesen neben Mara. »Ich habe noch nie einem Geist ein Haar gekrümmt, und das soll auch so bleiben.«
Sie drehte sich zu Mara um. »Habt ihr darüber gesprochen, was hier vorhin vorgefallen ist?«
Mara schüttelte langsam den Kopf und in Sybillas Augen schien ein
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