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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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Ihr Spinner! Weil ich Kompositionslehre beherrsche und schon ganze Musikstücke geschrieben habe – deswegen wollen die mich. Bin eben Fachmann, ihr Pfeifen!
    Keine Insubordinationen, Verehrtester! Noch biste bloß die Nummer „171“ und
nischt
weiter.
    Man spottet, lästert. Jetzt werde der kleine May emporgetragen auf den Schwingen der Musik, da er so ein kleiner Kerl sei, werde es ihn leicht in die Lüfte tragen, ha, ha, ha.
    Schnell wird das Thema gewechselt. Man hat schließlich noch anderes zu besprechen, Wichtigeres, und wenn der May nur von seinem musikalischen Aufstieg quasselt, das ist ja nur ein Randthema, man dachte, er hätte Bedeutenderes mitzuteilen.
    Einer hinter ihm sagt: Was soll mir der ganze Kirchenmusikscheiß! Oder Militärmusik! Ich jedenfalls komm übernächste Woche raus! Vielleicht geh ich zu meinem Onkel aufs Büro …
    Ein anderer mischt sich dazwischen: Nächsten Monat sollen wir Zusatzbelegung kriegen. Möchte wissen, wo sie die unterbringen wollen. Die haben doch hier höchstens für zehn Leute noch Platz. Es sollen aber über dreißig sein. Kommen aus Leipzig, eine Umverlegung. Die haben dort gemeutert, müssen welche auseinandersperren …
    Scheiße! Aus ist’s mit unserer Ruhe hier.
    Wart’s doch ab, Mensch, ob’s überhaupt stimmt. Du glaubst auch jeden Dreck. Der Dittrich übertreibt. Und Angst hat er auch vor jeder Sache.
    Nein, Leute, ich hab’s vom Inspektor gehört. Es stimmt. Wir kriegen die aus Leipzig aufgebrummt. May, sag denen, dass ich nicht spinne. Du warst doch mit beim Inspektor.
    Hört, hört! rufen Zweie gleichzeitig. Das sind unsere Arschlecker, beim Inspektor herumkriechen und Gerüchte verstreuen.
    May wendet sich um, schaut seinen Mitgefangenen Dittrich vorwurfsvoll an. Kannste nicht das Maul halten! Nun haben wir den Salat …
    Achtung da vorne! Halten Sie den Mund, May! Nicht quasseln war befohlen! brüllt der Wachtmeister. Immer die „Zwischenpisser“, die auffallen. May gehört zu denen, die gerade in der Mitte ihrer Haftzeit sind. Man nennt sie auf Schloss Osterstein „Zwischenpisser“. Der Wachtmeister Kiepernbusch schnauft. Er ist sowieso leicht erregbar. Außerdem hat er schlechte Laune. Er muss diesen Dienst heute zusätzlich schieben, dabei wäre sein freier Abend gewesen. Der Skatabend mit seinem Schwager und ein paar Freunden ist futsch. Scheiße!
    Dittrich, aus der Reihe hinter May, antwortet: May hat gar nichts gequasselt, Herr Wachtmeister. Ich hab ihm nur versehentlich auf die Haxen getreten und da hat er sich umgedreht und weiter nichts als „Aua“ gesagt.
    Dittrich, Sie waren nicht gefragt, entgegnet der Beamte. Was mischen Sie sich ein. Den Mund sollt ihr halten, sonst gibt’s eine Anzeige.
    May wirft Dittrich einen dankbaren Blick zu. Er kennt den Dittrich aus dem Arbeitssaal. Der ist dort Schreiber und hat ihm, dem kleinen, ungeschickten Kumpel, schon ein paar Mal auf der Liste ein Häkchen gemacht, wo er eine „Fehlermeldung“ hätte eintragen sollen.
    Ach, lasst doch den Arsch von Wachtmeister brüllen, murmelt Mays Nebenmann. Wenn der ne Anzeige macht, verpfeif ich ihn beim Inspektor. Der hat sich nämlich heimlich aus der Portefeuilleabteilung von mir eine Geldtasche und später noch ein Zigarrenetui geben lassen, weil er ein Geschenk für seine Schwägerin und den Amtmann, der was sein Pate ist, brauchte.
    Wieder wird das Thema gewechselt. Der, welcher demnächst entlassen werden soll, fragt in die Runde: Werd mich wohl draußen gar nicht mehr zurechtfinden. Richtiggehende Angst krieg ich. Vor allem wegen der Weiber! Die sollen jetzt solche Strümpfe tragen, die gar nicht mehr am Korsett festgemacht werden, und manche auch keine Mieder. Das blanke Fleisch kriegste da zu sehen. O Gott, ich werd mich nicht beherrschen können.
    Einige feixen. Der hat Sorgen. Wirst wohl draußen weiter Soda nehmen müssen.
    Einer kommt wieder auf das Geschenk für den Wachtmeister zurück. Das musste aber beweisen können, dass du ihm die Sachen rausschmuggeln solltest. Sonst biste der Gelackmeierte und kommst selber dran.
    Ich und das nicht beweisen können? Das kann ich ihm doch beweisen, dem Scheißkiepernbusch. Ich stecke einfach dem Inspektor: Die Geldtasche hat hinten eine fehlerhafte Naht und beim Zigarrenetui funktioniert das Schloss nicht richtig.
    Wenn die Weibsen auf dem Fahrrad sitzen, siehste das bloße Fleisch und die Möpse hüpfen ganz locker hin und her. Das wird ein Leben. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.
    Wieder

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