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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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lachen ein paar.
    Wenn ihr wüsstet, wie ich mich auf das Bläserkorps freue, sagt May, und Dittrich antwortet: Ich kann das verstehen. Mich hat der Göhler auch gefragt. Ich blase die Tuba ganz gut, da will er mich das nächste Mal dabei haben. Dann treffen wir uns da, May. Das freut mich.
    Darauf May: Mich auch. Und ich soll Althorn blasen! Noch nie im Leben hab ich Althorn geblasen, aber egal, ich werd’s schon können. Hauptsache raus, und mit Musik wird alles leichter …
    Den letzten Satz hat er vor Begeisterung lauter gesagt. Der Wachtmeister brüllt:
    Nun ist’s aber genug, May. Und auch Sie, Dittrich! Treten Sie beide aus der Reihe. Stellen Sie sich dort an der Mauer auf. Und drei Meter dazwischen! Keinen Ton hör ich mehr, sonst setzt’s was …
    Waren Sie schon mal im Bläserkonzert, Herr Wachtmeister?
    May, während er an die bezeichnete Stelle tritt, lächelt den bärtigen, knurrigen Beamten mit seinem gewinnendsten Lächeln an.
    Wollen Sie sich mit mir unterhalten, Nummer 171? Seien Sie ruhig, verdammt. Ich lass Sie gleich in Ihre Zelle führen. May wirft Dittrich einen Blick zu und beißt sich auf die Lippen. Er weiß, wenn der Wachtmeister seine Gefangenennummer nennt, ist der Spaß zu Ende. Jetzt muss er tatsächlich den Mund halten, wenn er nicht größeren Ärger kriegen will.
    Zurück in der Zelle, überkommt den Strafgefangenen May seine Depression. So geht’s ihm immer. Wenn er mit den anderen zusammen ist, kommt ihm sein Redetalent zugute, dann erzählt er in einem fort, gibt an, erfindet Geschichten aus dem Stegreif, spielt den Erfahrenen, der alles weiß, niemand ahnt seine Ängste, aber mit sich allein wird er verzagt und voller Weltjammer, dann sieht er seine Zukunft wie eine schwarze Wand vor sich, macht sich Vorwürfe wegen seiner alten Unüberlegtheiten, die ihn in die jetzige Lage gebracht haben, verfällt in Selbstanklagen, quält sich mit seinem Jähzorn, der immer wieder aufflammt, ein Erbteil des Vaters.
    Oh, er hätte nicht die große Lippe zu Kiepernbusch’n haben sollen, der wird sich rächen. Vielleicht entzieht man ihm, dem Großmaul May, die Bücher und die Studiererlaubnis in der Bibliothek. Mit dem Dittrich aber, das freut ihn, der ist ein rechter Kerl, ausgeglichen, reifer als er und als Freund bestimmt zuverlässig. Vielleicht wird man sich näherkommen im Bläserkorps. Schön wäre das. Warum der wohl einsitzt? überlegt May und starrt durch sein kleines vergittertes Fensterchen in den Abendhimmel. Kaufmännischer Angestellter soll er gewesen sein, in einer großen Import- und Exportfirma in Chemnitz. Na, er wird ihn mal fragen. Es wird wahrscheinlich irgendeine Betrugssache sein. So wie der die Leistungsnachweise im Arbeitssaal führt, so routiniert und mit leichter Hand. So einer wird wohl auch mal ein paar Rechnungen frisiert haben. Ja, der Dittrich kennt sich aus, an den will er, May, sich hängen. So einer weiß auch, wie’s gehen kann und was Erfolg verspricht, wenn er wieder draußen ist. Ja, er wird sich mit dem Dittrich besprechen, wird ihn fragen, ob die Pläne, die er, May, hat, zu verwirklichen sind. Er hat sich überlegt, es muss etwas ganz Neues sein, was er anfangen will, etwas, bei dem ihm keiner in die Suppe spucken kann. Von Anfang an, seit er hier auf Osterstein ist, hat ihn dieser Gedanke nicht losgelassen – etwas Neues beginnen, etwas Einmaliges. Schon als er in seiner Einzelzelle gesessen hat, gleich neben dem Arbeitsraum des Inspektors, und dann, als er zum Schreiber dieses hochgebildeten, pflichtbewussten und humanen Herrn berufen wurde, wo er zu Beginn der Haft überhaupt nicht fähig gewesen ist oder sich vorstellen konnte, eine solche Stelle jemals zu bekleiden, schon damals schlichen diese Pläne um ihn herum, noch blass und ohne Kontur zwar, aber nicht mehr zu bannen. Und dann, nach den ersten zwei Wochen stellte sich auf einmal heraus, dass der Inspektor nebenher schriftstellerisch tätig ist, dass er Schriften über das Wesen und die Aufgaben des Strafvollzuges verfasst. Und dass er einen Gehilfen braucht. May soll ihm zuarbeiten, soll Statistiken erstellen, alles zusammentragen, sie aufarbeiten, sie zusammenfassen und erste Schlussfolgerungen ableiten. Der Inspektor liebt es, schon leicht Vorgedachtes zu verarbeiten, Details ermüden ihn. Und May, der zuerst an langweilige und trockene Zahlenarbeit gedacht hat, wird gewahr, dass viel mehr dahintersteckt.
    In der Einsamkeit seiner Zelle stiegen ihm Zusammenhänge aus all den Fakten,

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