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Die Gejagte

Die Gejagte

Titel: Die Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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»Weißt du, dass du das reinste Abbild von Ankhesenamun bist, einer
der größten Schönheiten Ägyptens?« Noch während er sprach, schnellte Dees rechtes Bein zu einem hohen Tritt nach oben; ein vernichtender Fersen-Kick. Zumindest war es das, was Dee bezweckt hatte. Aber Julian packte ihren Fuß mit den Reflexen einer Klapperschlange, riss ihn hoch und Dee knallte auf den Rücken.
    »Regel Nummer eins in diesem Spiel«, sagte Julian lächelnd. »Leg dich nicht mit mir an. Denn ich werde dich jedes Mal schlagen.«
    Während sich Dee unter Schmerzen aufrappelte – es war unmöglich, einen solchen Sturz abzufedern –, wandte sich Julian wieder an Jenny.
    Jenny sah in seine ausgehungerten Augen und plötzlich veränderte sich etwas in ihr. Für immer.
    »Lass die anderen gehen«, sagte sie leise und deutlich, »und ich werde bei dir bleiben.«
    Julian starrte sie an. Alle starrten sie an.
    Dann begann jemand – sie dachte, es wäre Michael – zu lachen.
    Julian lächelte kaum merklich, nur ein Mundwinkel zuckte in die Höhe. Kein erfreutes Lächeln. Seine Augen waren so blau wie Gasflammen.
    »Ich verstehe«, erwiderte er.
    Jenny ließ Toms Hände los. Sie stand auf.
    »Ich meine es ernst. Lass sie gehen … und ich werde bleiben … freiwillig. Und du weißt, was das bedeutet.« Sie dachte an die Dunkelkammer, an den Jungen, der sich als ihr Cousin ausgegeben und der sie in den Armen gehalten
hatte. An den Jungen, den sie geküsst hatte – aus freien Stücken. Sie hoffte, dass Julian sich ebenfalls daran erinnerte.
    Sie war sicher, dass er es tat. Er schien fasziniert zu sein. Ein seltsames, sinnliches Lächeln umspielte jetzt seine Lippen.
    »Freiwillig?«, wiederholte er, als prüfe er das Wort.
    »Freiwillig.«
    »Nein …«, flüsterte Tom.
    »Freiwillig«, wiederholte Jenny und sah dabei nur Julian an.
    Julian wirkte verzückt – aber wachsam. »Du müsstest mir ein Versprechen geben – das Band besiegeln. Auf eine Weise, die man nicht rückgängig machen kann.«
    »Ja.«
    Er war eindeutig verblüfft. Er hatte erwartet, dass sie auf Zeit spielen, dass sie Argumente suchen würde. Verstand er denn wirklich nicht, dass sie sich verändert hatte? Sie zog die Augenbrauen hoch und sah ihn ironisch an. »Je früher, desto besser.«
    Julian blinzelte, dann sagte er langsam: »Die schöne Deirdre kann gehen, Audrey ebenfalls. Auch Zach und Michael können gehen. Aber Tommy bleibt. Ich werde ihn als Geisel behalten, damit du dich gut benimmst.«
    Jenny schaute zu ihm auf und spürte, dass ihre Lippen zuckten. Nicht ganz ein Lächeln. »Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird …«
    »Trotzdem.«

    »Okay. Es spielt keine Rolle für mich.« Dann trat sie dicht vor ihn hin und sprach so leise, dass nur er es hören konnte. »Julian, weißt du denn nicht, dass ich mich verändert habe? Kannst du es nicht sehen? Tom bedeutet mir immer noch etwas, aber … es ist nicht dasselbe. Neben dir wirkt er viel zu … harmlos. Neben dir wirkt alles viel zu harmlos.«
    Seine Augen weiteten sich leicht vor Überraschung.
    Jenny holte tief Luft. »Wahrscheinlich wäre ich schon viel früher zu dir gekommen, wenn du gefragt hättest. Hast du daran denn nie gedacht? Dass du einfach an meiner Haustür erscheinen könntest, ohne Spiele, ohne Drohungen, um mich einfach zu fragen ?«
    Er wirkte etwas verunsichert. »Nicht direkt …«
    »Du bist viel zu zynisch. Weißt du, ich glaube, deine Art, die Dinge zu betrachten, hat dich blind gemacht. Und hart. Du denkst, du müsstest gegen das Universum kämpfen, um zu bekommen, was du willst. Um – es den Leuten abzuringen.«
    »Und – ist es nicht so?«
    »Nicht immer«, antwortete Jenny und sah ihm direkt in die Augen. »Manchmal ist die Lösung viel einfacher. Es gibt einige Dinge, die man nicht erzwingen kann, Julian, und man kann sie auch nicht kaufen. Sie müssen einem geschenkt werden, ohne einen Preis. Und das ist es, was ich will.«
    Jetzt war seine Faszination vollkommen.
    »Dann versprich mir dich selbst«, verlangte er, und mit
einer eleganten Taschenspieler-Geste hielt er plötzlich etwas zwischen den Fingern. Einen goldenen Ring.
    Jenny griff automatisch danach und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Es war ein schlichter Ring, mit einem Muster, das sie nicht ganz erkennen konnte. Auf der Innenseite sah sie die Gravur einer eleganten Schrift. Sie hielt den Ring vor eine der kleinen Lampen.
    Ich weise alle zurück & wähle dich, las sie.
    »Steck ihn

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