Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gelbe Maske Kommissar Morry

Die Gelbe Maske Kommissar Morry

Titel: Die Gelbe Maske Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
los."
    „Nicht jetzt, nicht am Telefon. Bist du zu Hause?“
    „Ja, aber hier kann ich dich nicht empfangen."
    „Warum nicht?"
    Bender hüstelte verlegen. „Meine Bude würde dir kaum gefallen. Mir ist's in den letzten Jahren nicht so gut ergangen wie dir. Können wir uns nicht in der Stadt treffen? Morgen würde es mir gut passen."
    „Morgen ist es zu spät. Ich verreise. Es muß also heute sein."
    „Wie du willst. Paßt es dir in einer Stunde? Ich trinke dann ein Bier bei Joe Pollack."
    „Ich kenne die Kneipe. Sie ist in der Richmond Street, nicht wahr?"
    „Ja. Pollack ist in unsere Klasse gegangen. Du erinnerst dich doch noch an Joe?"
    „Klar. In einer Stunde also."
    Sutton legte auf und hörte, wie sich hinter ihm die Schlafzimmertür öffnete. Noch halb in Gedanken mit dem Anruf beschäftigt, sagte er: „Stell das Glas auf dem Nachtschränkchen ab."
    Als keine Antwort erfolgte, wandte er sich um. Im Rahmen der Tür stand ein Fremder. Der Unbekannte war ungefähr in Suttons Alter; er trug einen gut geschnittenen grauen Anzug mit dazu passender, blauer Krawatte und wirkte wie ein seriöser Geschäftsmann.
    „Wie, zum Teufel, kommen Sie hier herein?" fragte Sutton, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte.
    „Durch die Tür. Der Butler hat mich eingelassen."
    „Das glaube ich nicht. Er hat seit gestern besondere Anweisung, jedem Fremden zu mißtrauen."
    „Hat er?" Der Mann grinste. „Ich habe ihm erklärt, daß ich Kriminalbeamter bin. Er wollte mich anmelden, aber ich sagte ihm, daß das nicht notwendig sei."
    „Das ist unerhört!" murmelte Sutton.
    „Ich habe den Vorzug, Vertrauen einzuflößen", bemerkte der Mann. „Das kommt mir oft zustatten."
    „Dann sind Sie also..."
    „Ja, der bin ich", erwiderte der Mann, der eine Hand in der Jackettasche behielt. Sutton sah, wie sich unter dem dünnen Stoff die Umrisse einer Pistole abzeichneten.
    „Die Stimme . . . sie kam mir gleich bekannt vor", sagte Sutton stockend. Er bemühte sich, Ordnung in seine panikartig durcheinander laufenden Gedanken zu bringen.
    „Sie wollen verreisen?" fragte der Unbekannte und wies auf die geöffneten Koffer.
    „Haben Sie etwas dagegen?"
    „Man läuft seinem Schicksal nicht davon.“
    Sutton betrachtete den Sprecher. Der Fremde hatte ein Allerweltsgesicht; er sah weder sonderlich gut noch auffallend schlecht aus. Es waren die Züge eines Menschen, die man sofort wieder vergißt. Sein Haar war dunkelblond und ziemlich kurz nach der Mode geschnitten; das Kinn war fest und energisch, die Augen von einem dunklen Braun. Sein Äußeres hatte nichts an sich, was einem Furcht einflößen konnte. Sutton fand es einfach unmöglich, vor dem Besucher Angst zu empfinden. Und doch; er war der Mann, der John Myers umgebracht hatte, der Mann, der auch ihn töten wollte. Sutton vergaß im übrigen keine Sekunde die Pistole, die der Fremde noch immer in der Tasche hielt. Er wunderte sich plötzlich, warum Mary nicht zurück kam. Sie brauchte doch sonst nicht so lange, um zwei Whiskys zu holen! Ein plötzlicher Verdacht überfiel ihn. War es möglich, daß Mary hinter dem geplanten Verbrechen steckte? Er schob den Gedanken sofort beiseite. Selbst wenn sie seine gelegentlichen Seitensprünge kennengelejnt haben sollte, selbst wenn sie ihn deshalb haßte und verachtete, bestand für sie kein Grund, sich auf diese Weise zu rächen. Es war einfach absurd, so etwas anzunehmen.
    „Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, daß ich Ihnen einen Aufschub zubillige", sagte der Fremde.
    „Einen Aufschub?"
    „Ja, es sind ein paar Fakten zu meiner Kenntnis gelangt, die zu Ihrer Entlastung dienen. Sie brauchen also nicht wegzufahren. Im Augenblick haben Sie nichts zu befürchten."
    Sutton holte tief Luft. „Wie reden Sie überhaupt mit mir? Wer sind Sie?"
    Der Fremde schob das Kinn vor. Seine Züge veränderten sich auf seltsame Weise. Sie wirkten plötzlich scharf, profiliert und energisch. „Leiten Sie aus meinem Entgegenkommen bitte nicht den irrigen Schluß ab, daß mit meinem Auftauchen für Sie jede Gefahr beseitigt ist. Ich sprach nur von einem Aufschub."
    „Was, zum Teufel, werfen Sie mir überhaupt vor?"
    „Mord", sagte der Fremde mit kalter, metallischer Stimme.
    „Ich dachte es mir", murmelte Sutton. „Sie sind übergeschnappt!"
    „Hinterlasse ich wirklich diesen Eindruck?" fragte der Besucher mit einem dünnen, spöttischen Lächeln.
    „Nicht auf Anhieb", erklärte Sutton. „Aber aus allem, was Sie sagen, geht klar

Weitere Kostenlose Bücher