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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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die Wut zu Schlitzen verengt, und seine Krallen wühlten die Erde auf, als wollte es einen unterirdischen Gang graben, um dadurch zu fliehen. Das muss ein Männchen sein, dachte Antoine, ein verfluchtes Männchen! Der Kerl wird mir Dutzende Junge zeugen. Er muss mir Junge zeugen. Diese beschissene Zucht muss endlich anfangen zu laufen! Ich bin vierzig Jahre alt, verdammte Scheiße, wenn
ich jetzt keinen Erfolg habe, bin ich erledigt! Dann will mich doch keiner mehr, dann gehöre ich zum alten Eisen, zu den Verlierern, und das kommt überhaupt nicht in Frage, verdammte, verfluchte Scheiße! Er begann Verwünschungen auszustoßen, um den Hass anzustacheln, den er in sich aufsteigen fühlte, Hass auf Mister Wei, Hass auf die Krokodile, Hass auf diese Welt, in der man, wenn man es in seinem Alter nicht geschafft hatte, einfach aussortiert wurde, Hass auf seine beiden Weiber, die sich von nichts unterkriegen ließen! Und Hass auf sich selbst. Du bist nicht mal sechs Monate hier und willst schon wieder alles hinschmeißen …
    Er stand auf, um sich noch einen Whisky einzuschenken, doch dann beschloss er, gleich die ganze Flasche mitzunehmen und daraus zu trinken. In Paris würde er mit Faugeron eine Strategie entwickeln, um an sein Geld zu kommen. Faugeron war immer sehr entgegenkommend gewesen. Sicher wegen Chefs Geld und Philippes Beziehungen, dachte er mit einem höhnischen Lachen und hob die Flasche erneut an die Lippen. Trotzdem, er ist ein netter Kerl, ich werde mit ihm reden, und gemeinsam finden wir schon eine Möglichkeit, den alten Chinesen blechen zu lassen. Für wen hält der sich eigentlich? Den Kaiser von China? Die Zeiten sind vorbei!
    Er hätte gedacht, dass ihm beim Namen von Mister Wei erneut die Angst in die Eingeweide gefahren wäre, aber dem war nicht so. Er hatte keine Angst mehr, im Gegenteil, er war in Hochstimmung. Er war erfüllt von der unbändigen Freude eines Mannes, der genau weiß, wie er dem Kerl, der ihn seit Monaten übers Ohr haut, die Fresse polieren wird. Er sah alles genau vor sich: Er würde nach Paris fliegen, mit Faugeron reden, einen Plan ausarbeiten und sein Geld bekommen. Es musste doch einen Weg geben, an diesem vermaledeiten Croco Park mitzuverdienen! Wer hält diese Scheißfarm denn am Laufen? Ich, Tonio Cortès … Sonst niemand. Und ganz bestimmt kein Jüngelchen in kurzen Hosen, das Schiss hat, die Hand seiner Mami loszulassen! Nein. Ein richtiger Kerl mit richtigen Eiern! Ein echter Kerl, der sogar dieses bissige Vieh da hinten küssen würde … Er lachte laut auf, hob die Flasche und trank auf das Wohl des Krokodils.
    Das frühe Morgenlicht hatte die gelben Punkte verlöschen lassen. Hinter dem Haus erhob sich die Sonne mit einer majestätischen
Langsamkeit, die Antoine mit Ergriffenheit und Respekt erfüllte. Er verbeugte sich tief, imitierte einen Hofknicks, dann einen zweiten, verlor das Gleichgewicht und landete bäuchlings im Staub.
    Er rappelte sich wieder auf und trank einen Schluck aus der Flasche, dann fixierte er jedes einzelne gelbe Augenpaar, öffnete seinen Hosenschlitz und richtete einen warmen, goldenen, geräuschvollen Strahl in Richtung der Krokodile. Er wollte ihnen zeigen, dass nicht nur seine Scham verflogen war, sondern auch seine Angst, und dass sie sich lieber vorsehen sollten.
    »Was willst du damit beweisen, dass du hier vor diesen Biestern pinkelst?«, fragte eine schläfrige Stimme hinter ihm.
    Er drehte sich um und sah Mylène die Stufen herunterkommen. Sie hatte ein Baumwolltuch um die Hüften geschlungen. Benommen starrte er sie an.
    »Wie siehst du denn aus?«, fragte sie und lachte.
    Träumte er, oder hatte er tatsächlich einen Hauch von Verachtung in ihrer Stimme gehört? Er brach in ein dröhnendes Gelächter aus, von dem er hoffte, dass es natürlich klang, verbeugte sich erneut und verkündete: »The new Tonio is facing you!«
    »Sprich gefälligst Französisch mit mir! Ich würde gern alles verstehen …«
    »Kümmer dich um deinen Kram! Aber ich weiß, was ich weiß, und ich weiß, dass das nicht mehr lange so weitergeht …«
    »Das habe ich befürchtet«, entgegnete Mylène seufzend und zog das Tuch fester um ihre Hüften. »Na los, komm frühstücken, Pong ist schon in der Küche …«
    Und als Antoine schwankend auf das Haus zusteuerte, fügte sie, gerade so laut, dass er sie hören konnte, hinzu: »Ich wünschte, du wärst genauso tapfer und entschlossen, wenn es um diesen Gauner Wei geht. Wenn ich daran denke, dass wir

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