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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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gerade meine ganzen Ersparnisse aufbrauchen, könnte ich ihm den Hals umdrehen.«
    Antoine hörte sie nicht. Er hatte die oberste Stufe verpasst und war bäuchlings auf die Veranda gefallen. Die Flasche rollte die Stufen hinab auf die Erde, wo der Whisky auslief und eine bernsteinfarbene Pfütze bildete, in der sich die ersten Sonnenstrahlen spiegelten.
     
    »Und dann habe ich ihr gesagt, dass ihr euch endlich wieder treffen solltet, es sei doch albern, dass ihr nicht mehr miteinander redet, und sie hat gesagt, nein, nicht solange sie sich nicht bei mir entschuldigt, ich verlange eine ernst gemeinte, von Herzen kommende Entschuldigung, nichts einfach so Dahergesagtes, sie hat mich angegriffen, sie ist meine Tochter, sie schuldet mir Respekt! Ich habe ihr gesagt, dass ich es dir ausrichten würde …«
    »Darüber brauchen wir gar nicht mehr zu reden, ich werde mich nicht bei ihr entschuldigen.«
    »Dann werdet ihr euch auch so bald nicht wiedersehen …«
    »Ich komme sehr gut ohne sie zurecht. Ich brauche weder ihre Ratschläge noch ihr Geld oder ihre vermeintliche Liebe, die in Wahrheit nichts anderes ist als überzogene Autorität. Glaubst du etwa, meine liebe Mutter würde mich lieben? Glaubst du das wirklich? Ich glaube das nicht, ich glaube, sie hat ihre Pflicht erfüllt, indem sie uns großgezogen hat, aber sie liebt uns nicht. Sie liebt nur sich selbst und Geld. Dich respektiert sie, weil du einen reichen Mann geheiratet hast und sie herumstolzieren und mit ihrem wunderbaren Schwiegersohn, deiner großen Wohnung, deinen Freunden und deinem Lebensstil angeben kann, aber mich … mich verachtet sie.«
    »Jo, du hast sie seit acht Monaten nicht mehr gesehen. Stell dir nur mal vor, ihr stößt etwas zu … Immerhin ist sie deine Mutter!«
    »Der stößt schon nichts zu: Boshaftigkeit konserviert! Papa ist mit vierzig Jahren an einem Herzinfarkt gestorben, aber sie wird garantiert hundert.«
    »Jetzt bist du boshaft.«
    »Nein, nicht boshaft. Ich lebe endlich auf! Seit ich sie nicht mehr sehe, geht es mir fantastisch …«
    Iris antwortete nicht. Mit scharfem Blick musterte sie eine hinreißende Blondine, die lachend hereinkam.
    »Du veränderst dich, Jo. Du wirst härter … sieh dich vor!«
    »Ach, Iris, du hast dich doch bestimmt nicht mit mir hier an der Porte d’Asnières verabredet, um über unsere Mutter zu sprechen und mir eine Moralpredigt zu halten?«
    Iris zuckte mit den Schultern und seufzte.
    »Ich habe auf dem Weg hierher noch kurz bei Chef vorbeigeschaut.
Hortense war bei ihm: Sie muss im Juli für die Schule ein Praktikum machen, und sie hat ihn gefragt, ob sie bei ihm arbeiten darf. Ich kann dir sagen, die Jungs im Lager sind ziemlich in Wallung geraten. Das Leben stand still, als Hortense reinkam …«
    »Ich weiß, diese Wirkung hat sie auf alle Leute …«
    Jo und Iris hatten sich zum Mittagessen im Café des Carrefours getroffen. Die Scheiben klirrten, wenn die Lastwagen direkt vor dem Gebäude abbremsten, ehe sie auf den Boulevard Périphérique abbogen; Stammgäste kamen türenschlagend herein. Die meisten von ihnen waren junge Leute, wahrscheinlich Angestellte aus den umliegenden Büros. Sie schubsten sich gegenseitig beim Hereinkommen, riefen, sie seien halb verhungert, und bestellten das Tagesmenü zu zehn Euro, Wein inklusive. Iris hatte sich für Spiegeleier mit Schinken entschieden, Joséphine für einen grünen Salat und einen Yoghurt.
    »Ich habe mich mit Serrurier getroffen … dem Verleger«, begann Iris. »Er hat das Exposé gelesen … und …«
    »Und?«, hauchte Joséphine, deren Kehle sich vor Angst zuschnürte.
    »Und … er ist begeistert von deinem Konzept, begeistert von den zwanzig Seiten, die du mir gegeben hast, er hat mich mit Komplimenten überschüttet und…«
    Sie nahm ihre Handtasche, öffnete sie und zog einen Umschlag heraus, den sie triumphierend in der Luft schwenkte.
    »Er hat mir den Vorschuss gegeben. Die Hälfte der fünfzigtausend Euro … Den Rest bekomme ich, wenn ich das ganze Manuskript abliefere. Ich habe dir gleich einen Scheck über fünfundzwanzigtausend Euro ausgestellt, und schwups ist das Geld auf deinem Konto, ohne dass jemand was davon bemerkt.«
    Sie gab den Umschlag Joséphine, die ihn mit grenzenlosem Respekt entgegennahm. Doch nachdem sie ihn sicher in ihrer Handtasche verstaut hatte, fiel ihr plötzlich etwas ein.
    »Und wie willst du das mit den Steuern regeln?«, fragte sie Iris.
    »Du hast Salat zwischen den

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