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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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entgegnete Joséphine.
    »Das haut einen doch um, was?«, bemerkte Madame Barthillet.
    Joséphine starrte auf den Bildschirm, klickte eines der Fotos an, dann ein anderes.

»Und Shirley? Gibt es keine Fotos von Shirley?«
    »Nein«, antwortete Hortense. »Aber sie ist wieder da. Sie ist vorhin angekommen, als du im Kino warst … War es denn schön im Kino?«
    Joséphine antwortete nicht.
    »War es schön im Kino … mit Luca?«
    »Hortense!«
    »Er hat angerufen, als du gerade weg warst. Um Bescheid zu sagen, dass er etwas später kommt. Arme Maman, du warst zu früh da! Eine Frau darf niemals zu früh kommen. Ich wette, er hat dich nicht mal geküsst. Kein Mensch küsst eine Frau, die zu früh kommt!«
    Sie hob eine Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken und deutlich zu machen, wie sehr sie das mangelnde Geschick ihrer Mutter anödete.
    »Und man takelt sich auch nicht so offensichtlich auf! Das macht man subtiler! Man schminkt sich, ohne sich zu schminken. Man macht sich schick, ohne sich schick zu machen! Aber so etwas weiß man eben, oder man weiß es nicht, und du bist auf dem Gebiet offensichtlich nicht besonders begabt.«
    Hortense wusste, dass Joséphine nicht die Beherrschung verlieren konnte, wenn sie sie in Gegenwart von Madame Barthillet demütigte. Sie war gezwungen, sich zusammenzureißen. Und das tat sie auch. Sie biss die Zähne zusammen und rang um Fassung.
    »Schöner Name … Luca Giambelli! Ist er genauso schön wie sein Name?«
    Sie gähnte, hob ihr langes Haar wie einen Vorhang und fügte hinzu: »Ich weiß gar nicht, wieso ich überhaupt frage. Als ob mich das interessieren würde! Er ist sicher einer von diesen Bücherwürmern, auf die du so stehst … Hat er Schuppen und gelbe Zähne?«
    Sie lachte laut und versuchte Madame Barthillet, die sich verlegen herauszuhalten versuchte, mit einem verschwörerischen Blick auf ihre Seite zu ziehen.
    Das war zu viel für Joséphine.
    »Hortense, du gehst jetzt sofort ins Bett«, schrie sie. »Und ihr anderen auch! Ich bin müde. Es ist spät.«
    Sie gingen hinaus und ließen sie im Wohnzimmer allein. Joséphine zog das Schlafsofa so brüsk auf, dass einer ihrer Fingernägel abbrach. Sie ließ sich auf das geöffnete Bett plumpsen. Dieser Abend war ein Reinfall. Ich bin so unsicher, dass ich niemandem auffalle. Weder positiv noch negativ. Ich bin die unsichtbare Frau. Er hat mich wie eine gute Bekannte behandelt, es ist ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass ich auch etwas anderes sein könnte. Hortense hat das sofort gespürt, als ich reingekommen bin. Sie hat die Versagerin gewittert.
    Sie rollte sich auf dem Schlafsofa zusammen und starrte auf einen roten Faden auf dem Teppichboden.
     
    Nachdem Max und die Mädchen am nächsten Morgen losgezogen waren, um einen Flohmarkt in der Nachbarschaft zu besuchen, räumte Joséphine die Küche auf und schrieb eine Einkaufsliste: Butter, Marmelade, Brot, Eier, Schinken, Käse, Salat, Äpfel, Erdbeeren, ein Hühnchen, Tomaten, grüne Bohnen, Kartoffeln, Blumenkohl, Artischocken … Heute war Markttag. Sie schrieb immer noch, als Christine Barthillet hereingeschlurft kam.
    »Gott, hab ich ’nen Kater«, brummte sie und hielt sich den Kopf. »Wir ham gestern zu viel getrunken.«
    Sie hielt sich ihr Radio ans Ohr und suchte ihren Lieblingssender. Meine Güte, sie ist doch nicht taub, dachte Joséphine.
    »Wenn Sie ›wir‹ sagen, meinen Sie damit hoffentlich nicht meine Töchter.«
    »Sie sind echt komisch, Madame Joséphine.«
    »Können Sie mich nicht einfach Joséphine nennen?«
    »Na ja, das ist, weil Sie mich so einschüchtern. Wir zwei stammen doch aus verschiedenen Welten.«
    »Versuchen Sie es!«
    »Nein, das hab ich mir schon überlegt, aber das schaff ich nicht …«
    Joséphine seufzte.
    »Madame Joséphine, das klingt wie eine Bordellwirtin.«
    »Was wissen Sie denn schon von Bordellen und Nutten?«
    Joséphine kam ein unguter Verdacht, und sie musterte Madame Barthillet scharf. Diese hatte ihr Radio auf den Tisch gestellt, hörte eine lateinamerikanische Melodie und wiegte dazu die Schultern.
    »Aber Sie kennen sich damit aus, oder wie?«
    Würdevoll wie eine Angeklagte zog Christine Barthillet ihren Morgenmantel über der Brust zusammen.
    »Ab und zu, um mir’n bisschen was dazuzuverdienen.«
    Joséphine schluckte.
    »Also … das …«
    »Und da bin ich nich die Einzige, wissen Sie …«
    »Jetzt verstehe ich auch die Geschichte mit Ihrem Alberto …«
    »Ach, der ist

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