Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
herzulaufen!«
    »Das tut mir schrecklich leid … Ich habe an den Film gedacht.«
    »Lassen Sie mich Ihr Buch lesen, wenn es fertig ist?«
    »Aber ich … aber ich schreibe doch gar kein …«, stammelte sie, und er lächelte und sagte: »Es ist ein Geheimnis. Ein Buch zu schreiben ist immer ein Geheimnis. Sie haben recht, nicht darüber zu reden, man kann es entstellen, wenn man es preisgibt, bevor es fertig ist, und außerdem verändert es sich ständig, man glaubt, eine Geschichte zu
schreiben und schreibt doch eine ganz andere, niemand kann wissen, wie es ausgeht, ehe nicht der letzte Satz geschrieben ist. Das weiß ich, und ich respektiere es. Antworten Sie mir einfach nicht!«
    Er begleitete sie bis vor ihre Haustür. Warf einen Blick auf das Gebäude, sagte: »Das machen wir doch wieder, oder?« Dann gab er ihr die Hand, drückte sie sanft – lange?  –, als fände er es unhöflich, sie zu schnell wieder loszulassen.
    »Also dann, gute Nacht …«
    »Gute Nacht und tausend Dank. Der Film war wirklich sehr schön …«
    Er entfernte sich mit dem schnellen Schritt eines Mannes, der froh ist, der Falle des Abschieds vor der Haustür entronnen zu sein. Sie sah ihm nach. Eine schreckliche Leere breitete sich in ihr aus. Jetzt wusste sie, was es bedeutete, »allein« zu sein. Nicht »allein« die Rechnungen zu bezahlen oder die Kinder zu erziehen, sondern »allein« zu sein, weil der Mann, von dem man gehofft hatte, er würde einen in den Arm nehmen, einem den Rücken zuwandte und davonging. Da ist mir das Alleinsein mit den Rechnungen lieber, seufzte sie, während sie auf den Aufzugknopf drückte, da weiß man wenigstens, woran man ist.
    Im Wohnzimmer brannte Licht. Die Mädchen, Max und Christine Barthillet drängten sich um den Laptop, kreischten, lachten, deuteten mit dem Finger auf den Bildschirm und riefen: »Und das hier! Und das da!«
    »Seid ihr noch nicht im Bett? Es ist ein Uhr morgens!«
    Sie hoben kaum den Kopf, so fasziniert waren sie von dem, was sie auf dem Bildschirm sahen.
    »Komm her und schau dir das an, M’man«, rief Zoé und winkte Joséphine heran.
    Sie war nicht sicher, ob sie an der allgemeinen Aufregung teilhaben wollte. Sie war immer noch von der sanften Traurigkeit des Abends erfüllt. Sie löste den Gürtel ihres Regenmantels, ließ sich aufs Sofa fallen und zog die Schuhe aus.
    »Was ist denn los? Ihr seht ja aus, als würdet ihr gleich platzen!«
    »Jetzt komm schon, M’man, das musst du dir ansehen. Wir können es dir nicht verraten, das musst du mit eigenen Augen sehen«, erklärte Zoé ernst.
    Joséphine trat an den Laptop, der auf dem Tisch stand.
    »Bist du bereit?«, fragte Zoé.
    Joséphine nickte.
    »Holen Sie sich lieber einen Stuhl, Madame Joséphine, das wird jetzt’n ziemlicher Schock für Sie …«, warnte Christine Barthillet.
    »Es sind doch keine Pornobilder, oder?«, fragte Jo, die einige Zweifel an Christine Barthillets Urteilsvermögen hegte.
    »Nein, nein, Maman!«, sagte Hortense. »Viel besser.«
    Madame Barthillet klickte auf ein Symbol, und auf dem Bildschirm erschienen Fotos von kleinen Jungen.
    »Ich hatte gesagt, keine Pornografie, und das beinhaltet auch Pädophilie«, schimpfte Joséphine. »Ich meine es ernst!«
    »Nich so schnell«, sagte Max. »Gucken Sie doch mal genauer hin.«
    Joséphine beugte sich über den Bildschirm. Es waren tatsächlich zwei blonde Jungen und ein dritter, deutlich jüngerer, mit dunklem Haar. Sie spielten in einem Park, in einem Pool, man sah sie beim Wintersport, beim Reiten, sie schnitten einen Geburtstagskuchen an, es gab Bilder von ihnen im Pyjama, beim Eisessen …
    »Ja und?«, fragte Joséphine.
    »Siehst du nicht, wer das ist?«, entgegnete Zoé prustend.
    Joséphine sah genauer hin.
    »Das sind William und Harry …«
    »Genau, und der dritte?«
    Joséphine konzentrierte sich und erkannte das dritte Kind. Gary! Gary im Urlaub mit den kleinen Prinzen, Gary an der Hand von Diana, Gary auf einem Pony, dessen Longe von Prinz Charles gehalten wurde, Gary beim Fußballspielen in einem großen Park …
    »Gary?«, flüsterte Joséphine.
    »Höchstpersönlich!«, verkündete Zoé triumphierend. »Stell dir das mal vor: Gary ist ein Royal!«
    »Gary?«, wiederholte Jo. »Seid ihr sicher, dass das keine Fotomontage ist?«
    »Wir haben sie gefunden, als wir uns die Familienfotos angeschaut haben, die ein nicht sehr loyaler Diener ins Internet gestellt hat …«
    »Das ist noch freundlich ausgedrückt!«,

Weitere Kostenlose Bücher