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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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verletzt …«
    Bérengère zerdrückte das weiche Innere des Brots mit ihrem rechten Zeigefinger, plättete es mit einem kräftigen Schlag und rollte es schließlich zu einer langen Schlange, die immer dunkler wurde, je länger sie sich über die weiße Tischdecke wand. Dann hob sie brüsk den Kopf und betrachtete ihre Freundin, die sich gebückt hatte, um ihr klingelndes Handy aus der Handtasche zu fischen. Ihr Blick war der eines verwundeten Tiers.
    Bérengère schwankte, ob sie vor Selbstmitleid in Tränen ausbrechen oder zum Angriff übergehen sollte. Iris legte das Telefon, das inzwischen verstummt war, zurück und musterte sie spöttisch. Bérengère entschied sich für den Angriff. Auf dem Herweg hatte sie sich fest vorgenommen, nichts zu sagen, ihre Freundin vor dem hartnäckigen Gerücht zu bewahren, das in Paris im Umlauf war, aber die Beiläufigkeit, die Herablassung, mit der Iris sie verletzt hatte, ließ ihr gar keine andere Wahl: Sie würde zuschlagen. Rache! Rache!, schrie ihr Innerstes. Schließlich, redete sie sich ein, um ihre letzten Zweifel zu zerstreuen, ist es doch besser, wenn sie es von mir erfährt. Ganz Paris spricht darüber, und sie weiß von nichts.
    Es war nicht das erste Mal, dass Iris sie verletzte. In letzter Zeit kam es sogar immer häufiger vor. Bérengère ertrug diese achtlose Grausamkeit nicht mehr. Iris knallte ihr ihre Meinung um die Ohren wie ein Lehrer seinem unfähigen Schüler den Dreisatz. Sie hatte ihren Liebhaber verloren, na gut, langweilte sich in ihrer Ehe, sicher, hatte vier Kinder am Hals, ärgerlich, zugegeben, liebte Klatsch und Tratsch, das war nicht zu leugnen, aber sie war nicht bereit, sich widerspruchslos drangsalieren zu lassen. Trotzdem beschloss sie, noch ein wenig zu warten, ehe sie den ersten Pfeil abschoss, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte, legte das Gesicht in die Hände und entgegnete mit
einem strahlenden Lächeln: »Das war jetzt aber nicht sehr nett von dir.«
    »Vielleicht nicht sehr nett, aber doch absolut zutreffend, nicht wahr? Wäre es dir lieber, wenn ich dir etwas vormache, wenn ich dich anlüge? Soll ich dich womöglich noch bedauern?«
    Ihre Stimme klang müde und monoton. Zuckersüß griff Bérengère an.
    »Es kann ja nicht jede so einen attraktiven, intelligenten und reichen Mann haben wie du! Wenn Jacques so wäre wie Philippe, hätte ich auch nicht die geringste Lust auf einen Seitensprung. Ich wäre treu, schön, liebenswürdig … und zufrieden!«
    »Zufriedenheit erzeugt keine Leidenschaft, das solltest du doch wissen. Das sind zwei vollkommen unvereinbare Zustände. Man kann mit seinem Mann eine harmonische Ehe führen und bei seinem Liebhaber vor Leidenschaft vergehen …«
    »Soll das heißen … du hast einen Liebhaber?«
    Bérengère war über Iris’ Antwort so verblüfft, dass diese unverblümte, direkte Frage einfach aus ihr herausgeplatzt war. Iris sah sie überrascht an. Von Bérengère war sie mehr Takt gewohnt. Sie war so schockiert, dass sie sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte und ohne nachzudenken entgegnete: »Und warum nicht?«
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte Bérengère sich aufgerichtet und zu Iris vorgebeugt. Ihre Augen hatten sich zu zwei schmalen, vor Neugier glühenden Schlitzen verengt, ihre Lippen schürzten sich, bereit, von dem himmlischen Klatsch zu naschen. Als Iris sie genauer betrachtete, bemerkte sie, dass Bérengères linker Mundwinkel etwas höher lag als der rechte. Denn eine Frau ist gnadenlos im Urteil über das Äußere einer anderen, und sei sie auch ihre Freundin. Kein Detail entgeht ihrem Blick, und sie lauert bei der anderen auf jedes Zeichen eines möglichen Verfalls. Iris war schon immer der Überzeugung gewesen, dass dieser Blick die sicherste Basis weiblicher Freundschaft war: Wie alt ist sie? Jünger, älter? Wie viel? All diese raschen, zwischen zwei Bissen, zwei Bemerkungen angestellten Berechnungen, deren Ergebnis beruhigen oder in tiefste Verzweiflung stürzen konnte, begründeten ein stummes Einverständnis und stillschweigende Solidarität.
    »Hast du dir die Lippen aufspritzen lassen?«
    »Nein … Aber jetzt sag schon … erzähl …«
    Bérengère hielt die Anspannung nicht mehr aus, sie flehte, vor Erregung stampfte sie beinahe mit den Füßen auf, und ihre ganze Haltung schien zu sagen: Ich bin deine beste Freundin, ich habe ein Recht darauf, es als Erste zu erfahren. Ihre Ungeduld erfüllte Iris mit einem leisen Ekel, den sie zu verscheuchen suchte, indem

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