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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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einen Kaffee, fragte Joséphine mit einem unwirschen Wink des Kinns, was sie wolle, und wartete, bis der Keller wieder fort war. Dann verschränkte er die Finger und fragte mit einer Stimme, die vor unterdrücktem Zorn bebte: »Joséphine, wenn ich sage: ›Süßer Christus, geliebter Jesus, so sehr ich dich begehre, so sehr bete ich aus tiefstem Empfinden zu dir, schenke mir deine heilige, keusche Liebe, dass sie mich erfülle, mich halte, mich ganz und gar besitze. Und schenke mir das unverkennbare Zeichen deiner Liebe, den sprudelnden Quell ewiger Tränen, so werden eben diese Tränen Beweis sein deiner Liebe zu mir‹, was antworten Sie dann?«
    »Jean de Fécamp …«
    »Und was noch?«
    Joséphine musterte ihn und wiederholte: »Jean de Fécamp.«
    »Joséphine … Wer kennt denn Jean de Fécamp, abgesehen von Ihnen, mir und einigen Erleuchteten?«
    Joséphine breitete ratlos die Arme aus.
    »Dann stimmen Sie mir also zu?«
    Der Kellner brachte zwei Kaffee; Luca bezahlte gleich, er wollte nicht mehr gestört werden. Seine Augen funkelten, er war blass, gereizt strich er die Haare zurück, die ihm in die Augen fielen.
    »Wissen Sie, wo ich dieses Gebet von Jean de Fécamp erst kürzlich gelesen habe?«
    »Keine Ahnung …«
    »Im Buch von Iris Dupin, Die demütige Königin  … Kennen Sie Iris Dupin?«
    »Sie ist meine Schwester.«
    »Hab ich es doch gewusst!«
    Er schlug so hart mit der flachen Hand auf den Tisch, dass der Aschenbecher hüpfte.
    »Das kann sich Ihre Schwester nicht ausgedacht haben!«, schnaubte er.
    »Ich habe ihr für ihr Buch meine Unterlagen geliehen …«
    »Ach? Sie haben ihr also Ihre Unterlagen geliehen?«
    Er wirkte zutiefst verärgert darüber, dass sie ihn offenbar für einen Trottel hielt.
    »Wissen Sie noch, Joséphine, wie wir uns über die Tränen des heiligen Benedikt unterhalten haben und über die Gnade der Zerknirschung, derer er teilhaftig geworden war, sodass er täglich so oft weinen konnte, wie er wollte?«
    »Ja …«
    »Nun, in der Demütigen Königin schildert die Autorin eine Szene, in der Benedikts Tränen ein Feuer löschen, das sich in seinem Strohlager entzündet hatte, während er betete!«
    »Aber diese Geschichte steht doch in allen alten Wälzern.«
    »Nein, Joséphine, sie steht nicht in allen alten Wälzern, wie Sie behaupten … Und wissen Sie auch, wieso nicht?«
    »Nein.«
    »Weil ich diese Anekdote erfunden habe. Für Sie. Sie wirkten so belesen, schienen alles zu wissen, deshalb wollte ich Ihnen einen kleinen Streich spielen! Und jetzt finde ich die Episode in einem Buch wieder, in IHREM Buch, Joséphine!«
    Seine Stimme wurde immer lauter, und seine Augen glühten vor Zorn.
    »Nachdem Sie vor einiger Zeit ohne jede Erklärung den Kontakt zu mir abgebrochen haben, habe ich das Buch Ihrer Schwester noch einmal gelesen. Und dabei bin ich auf zwei, drei Passagen wie diese
gestoßen, die sie in keiner Bibliothek gefunden haben kann, denn sie stammen von hier!«
    Er tippte sich schwungvoll mit dem Zeigefinger an die Schläfe.
    »Und sie hat sie auch nicht aus Ihren Unterlagen, denn es waren wörtliche Zitate aus unseren Gesprächen. Daraus schließe ich, dass Sie dieses Buch geschrieben haben, Joséphine. Ich wusste es, ich habe es gespürt …«
    Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her, zog immer wieder die Ärmel seines Pullovers hoch, schob sein widerspenstiges Haar zurück und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Diese Neuigkeit scheint Sie ja furchtbar aufzuregen, Luca …«
    »Ja, sie regt mich auf! Stellen Sie sich vor, ich mochte Sie … Eine Schwäche, ja, aber so war es nun mal! Endlich hatte ich eine empfindsame, sanfte, zurückhaltende Frau kennengelernt … Endlich las ich einmal nicht ›Wann vögeln wir?‹ in den Augen einer Frau! Ich war bezaubert von Ihrer Schüchternheit, von Ihrer Unbeholfenheit, bezaubert davon, dass Sie mich immer noch siezten, dass Sie mir die Wange hinhielten, um sie zu küssen, ich fand es schön, Sie ins Kino einzuladen und Ihnen Filme zu zeigen, die Sie nicht kannten, ich fand es schön, Sie im Taxi in Montpellier in den Arm zu nehmen, nicht so schön, dass Sie mich zurückgewiesen haben, aber irgendwie auch wieder doch!«
    Er ereiferte sich immer mehr, seine Augen wurden dunkel und glühten, er gestikulierte, seine Hände flatterten durch die Luft. Er ist tatsächlich ein Italiener, dachte Joséphine.
    »Endlich hatte ich eine kluge, süße, besonnene Frau kennengelernt, die Wert darauf legt,

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