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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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nichts anderes mehr denken als an ihn und Mylène. Wer hatte es ihr gesagt? Ein Nachbar, eine Nachbarin? Sie kannten nicht viele Leute im Haus, aber wenn es ums Tratschen geht, findet man schnell Freunde. Jemand musste gesehen haben, wie er das Haus von Mylène betrat, die zwei Straßen weiter wohnte.
    »Ihr geht zum Mittagessen zu ihr … Sie hat sicher eine Quiche und Salat für dich vorbereitet, nur eine Kleinigkeit, sie muss ja danach wieder zurück an die Arbeit …«
    Sie knirschte mit den Zähnen, als sie das Wort »sie« betonte.
    »Und anschließend macht ihr einen kleinen Mittagsschlaf. Sie zieht die Vorhänge zu, reißt sich die Kleider vom Leib und kommt zu dir unter die weiße Pikeedecke …«
    Verblüfft hörte er ihr zu. Auf Mylènes Bett lag tatsächlich ein dickes, mit weißem Pikee bezogenes Federbett. Woher wusste sie das?
    »Warst du bei ihr?«
    Sie lachte höhnisch auf und zog mit der freien Hand den Knoten des Spültuchs an ihrem Gelenk fester.
    »Ach, dann stimmt’s also? Weißer Pikee passt immer. Sieht hübsch aus und ist praktisch.«
    »Hör auf, Jo.«
    »Womit soll ich aufhören?«
    »Hör auf, dir Sachen einzubilden, die nicht stimmen.«
    »Hat sie vielleicht keine weiße Pikeebettwäsche?«
    »Bei deiner Fantasie solltest du Romane schreiben …«
    »Schwöre mir, dass sie keine weiße Pikeebettwäsche hat.«
    Plötzlich wurde er wütend. Er hatte genug von ihr. Genug von ihrem schulmeisterlichen Ton, genug davon, dass sie ständig etwas
an ihm auszusetzen hatte, ihm ständig vorschrieb, was er tun solle und wie er es tun solle, genug von ihren hängenden Schultern, ihren schlabberigen, farblosen Kleidern, ihrer durch mangelnde Pflege geröteten Haut, ihrem dünnen, kraftlosen hellbraunen Haar. Alles an ihr verströmte den Muff von Mühsal und größter Sparsamkeit.
    »Ich gehe lieber, ehe diese Diskussion noch ausartet!«
    »Du willst zu ihr, hab ich recht? Dann sei wenigstens Manns genug, die Wahrheit zu sagen, wenn du schon nicht in der Lage bist, dir Arbeit zu suchen, du Faulpelz!«
    Dieses Wort war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er spürte, wie der Zorn seinen Schädel ausfüllte und von innen gegen die Schläfen pochte. Er spie die Worte aus, um sie nicht mehr zurücknehmen zu müssen: »Na gut, wenn du darauf bestehst! Ja! Ich treffe mich jeden Mittag mit ihr um halb eins in ihrer Wohnung. Sie schiebt mir eine Pizza in den Ofen, und wir essen sie in ihrem Bett unter der weißen Pikeedecke! Danach fegen wir die Krümel zur Seite, ich öffne ihren BH, auch aus weißem Pikee, und ich küsse sie überall, am ganzen Körper! Bist du jetzt zufrieden? Du hättest mich nicht provozieren sollen, ich hatte dich gewarnt!«
    »Aber mich solltest du auch nicht zu sehr provozieren! Wenn du jetzt zu ihr gehst, brauchst du nicht mehr wiederzukommen. Pack deine Sachen und verschwinde. Es wäre kein großer Verlust.«
    Er riss sich vom Türrahmen los, drehte sich auf dem Absatz um und ging wie in Trance ins Schlafzimmer. Er zog einen Koffer unter dem Bett hervor, legte ihn auf die Tagesdecke und begann ihn zu füllen. Er leerte die drei Regalbretter, auf denen seine Hemden lagen, räumte die drei Schubladen mit T-Shirts, Socken und Unterhosen aus und packte alles in den großen roten Rollkoffer, jenes Relikt aus glanzvollen Zeiten, als er noch bei Gunman & Co., einem amerikanischen Jagdgewehrhersteller, gearbeitet hatte. Zehn Jahre lang war er dort kaufmännischer Leiter für die Region Europa gewesen und hatte seine vermögenden Kunden auf Safaris nach Afrika, Asien, Amerika, in den Busch, die Savanne oder die Pampa begleitet. Damals hatte er noch daran geglaubt. Er hatte an das Bild dieses braun gebrannten, schlagfertigen Weißen geglaubt, der mit seinen Kunden anstieß, die zu den reichsten Männern der Welt gehörten. Er ließ sich Tonio
nennen. Tonio Cortès. Das klang männlicher, vertrauenswürdiger als Antoine. Er hatte seinen Vornamen noch nie gemocht, fand ihn weich und weibisch. In Gegenwart dieser Industriellen, Politiker, gelangweilten Milliardäre und Berufssöhnchen durfte er keine Schwäche zeigen. Mit einem gutmütigen Lächeln ließ er die Eiswürfel in seinem Glas klirren, lauschte ihren Geschichten, hörte ihre Klagen an, stimmte zu, besänftigte, beobachtete das Ballett der Männer, das Ballett der Frauen, den scharfen Blick der Kinder, die alt waren, bevor sie Zeit gehabt hatten, erwachsen zu werden. Er genoss es, mit diesen Menschen zu verkehren, ohne

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