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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ira Miller
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du sagst. Schließlich bist du ja diejenige, die mit einem anderen rumgevögelt hat.«
    Tränen kullerten ihre Wangen hinunter. Sie bremste mit quietschenden Reifen vor ihrem Haus und hatte den Rucksack schon in der Hand. Sie wandte ihren Kopf zu mir, sprühende, dunkle, zusammengekniffene Augen gifteten mich an.
    Ihr starker Wille und ihre wütende Stimme sprangen mich an wie das geöffnete Maul eines Menschenfresserhais. Ich zuckte feige zusammen.
    »Es ist ja wahr, verdammt noch mal, Arnie, ich habe alles beschissen gemacht. Aber ich habe es nicht nötig, einfach hier zu sitzen und mich von, dir Stück für Stück auseinander nehmen zu lassen. Ich muss mich nicht von dir dazu bringen lassen, mich selbst zu verachten, während du dein Selbstmitleid vor mir auskotzt. Ich hätte wirklich geglaubt, dass wir etwas Besseres gemeinsam hätten. Wir sind wohl beide nur zwei Scheißhaufen. Aber ich lasse es nicht zu, dass du mir das ständig vor Augen hältst. Dazu hast du kein Recht …« Ihr Gesicht wurde rot und vor Schmerz und Tränen verzerrt. Sie verlor die Beherrschung und kreischte los:
    »Du hast kein verdammtes bisschen Rückgrat!« Und dann fügte sie mit aller Wucht, als hätte sie das Beste zum Schluss aufbewahrt, noch hinzu: »Du bist ein verschrobener Scheißkerl! Du, du Arschloch! Du fickst wie ein gottverdammtes Stück Pferdemist! Ich habe es gehasst, auf dir zu sitzen und habe alle Erregung nur imitiert. Dein Schwanz hat gerade genug Größe, eine Mücke zu befriedigen! Ich kann dich sogar noch in einem Rückwärtswettrennen besiegen! Sogar meine Großmutter kann noch besser Schlittschuh laufen als du! Ich habe gesehen, wie du dich über dem
Playboy
befriedigt hast! Ich habe in den letzten Wochen nur deshalb mit dir geschlafen, weil das Fernsehprogramm einfach beschissen war! Du bist eine Tunte, mein Lieber, und das wirst du auch bleiben! Scheiß auf dich, Arnie Lester! FAHR ZUR HÖLLE!«
    Sie knallte die Tür so heftig zu, dass der Wagen noch einige Sekunden lang zitterte.
    Die ganze Zeit über, die sie mich ausgeschimpft hatte, konnte ich immer nur auf die blaue, pulsierende Vene über ihrer rechten Augenbraue gucken.
    Als sie den Weg zur Haustür halb zurückgelegt hatte, drehte sie sich brüsk um, kam zurück, riss die Wagentür noch einmal auf und schrie:
    »Und du bist ein lausiger Lehrer!«
    Ich fuhr im ersten Gang nach Hause. Die rechte Hand schmerzte zu sehr, um schalten zu können. Ich hatte Schwierigkeiten, die Straße überhaupt zu sehen. Das, was Arnie Annie, was Annie Arnie, angetan hatte, hatte so große Qualen verursacht, dass alles in Nebel gehüllt schien.
    Es war die Hölle.

Vierter Teil

22. Kapitel
Kot
    Der Notaufnahmeraum des Samt Vincent Memorial Hospitals (ein zweistöckiges Gebäude) war kalt, verlassen und glänzte vor Chrom und Stahl. Harte Stühle mit noch härteren Rückenlehnen, lang verjährte Zeitschriften mit zerfetzten Seiten, abgerissenen Titelblättern, eine Krankenschwester, untersetzt und in ihrer papierknisternden Uniform völlig steril. Meine Handknöchel fühlten sich an, als wären sie mit Blut überfüllt, und jedes Mal zuckte ein gemeiner Schmerz durch die Venen, wenn sie sich zusammenzogen. Ein sprühendes Feuerwerk.
    »Name … Adresse … Geburtsdatum?«, fragte die Schwester.
    Ich gab monoton Auskunft.
    Der Schmerz war gut. Ich konnte darin Trost finden. Ich hatte ihn verdient.
    Die Röntgenaufnahmen zeigten zwei gebrochene Mittelhandknochen.
    »Haben Sie versucht, damit ein Auto aufzuhalten?«, fragte der Arzt, ein Inder, und gipste meinen Arm bis zum Ellenbogen ein. Was hatte ein Inder in Dillistown zu suchen? »Halten Sie ihn die ganze Nacht über hoch, sonst schwillt die Verletzung noch mehr an.«
    »Es tut jetzt verdammt weh.« Ich wollte die Nadel, eine Droge, die mir direkt ins Hirn schießen würde, eine, die mich mit süßen Sirupträumen erfüllen würde – oder mich leer werden ließe.
    »Ich werde Ihnen ein schmerzstillendes Mittel mitgeben.«
    »Geben Sie mir das Stärkste, was Sie haben.« Schlaf würde mir die ersehnte Flucht bringen. Aber vielleicht bekam ich dann Albträume. Vielleicht würde ich nie wieder aufwachen müssen.
    »Okay«, sagte er lächelnd. »Ich werde ihnen einen Stoff mitgeben, der Sie Kinderreime im Bett singen lassen wird.« Er lachte und erwartete wohl eine Antwort darauf. Ich starrte aus dem Fenster.
    Immer noch im ersten Gang brachte ich den Wagen nach Hause. Mein kaputter Arm hing jetzt rechtwinklig in einer

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