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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ira Miller
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ganze Riesenbox Kekse erledigt. Ich ging wieder hinaus und kam diesmal mit einer halben Packung abgestandenem Orangensaft zurück. Wir hatten nur die Füllung aus den Keksen rausgeleckt und die Waffeln in die Kartons zurückgeworfen, weil Annie gesagt hatte, dass sie eigentlich nur die Füllung möge, aber immer ein schlechtes Gewissen hätte, wenn sie den Rest wegwerfen würde. Sie schälte die zweite Orange – Krümel, neue Nässe, Orangenschalen –, wir gaben es auf, das Bett sauber zu halten. Wir stopften uns die Orangenstückchen gegenseitig in den Mund, so lange, bis nichts mehr hineinging. Wir machten einen Saftkrieg, indem wir uns gegenseitig mit zwischen den Fingern zerquetschten Scheiben bespritzten. Später versuchten wir es mit den Zähnen und lachten dabei Tränen. Große, klebrigsaftige Zitrusfrüchteumarmungen, über Kreuz, seitwärts, Kopf stehend, unsere Rücken gegen die Kekspackung aus Karton gepresst.
    »Ich habe dir nicht den Hauptgrund erzählt, warum ich New York verlassen habe.«
    Sie sah so süß aus, was für eine wunderbare Medizin. Sie verlieh mir das Gefühl, ein Mann zu sein. Wie viele von meinen Wünschen hatte sie schon erfüllt? Und so aufrichtig. Sie hatte mir beigebracht, ehrlich zu sein.
    »Erzähl«, sagte sie, so leise, dass sie selbst kaum wahrnahm, dass sie gesprochen hatte.
    »Ich habe einem Mann erlaubt, mich zu ficken.«

9. Kapitel
Hingabe
    Ich hielt den Atem an und studierte ängstlich ihr Gesicht. »Dann denkst du also, du bist schwul«, sagte sie und berührte zärtlich mein Gesicht.
    »Ich glaube, dass ich es nicht bin…« Ich sah sie an. Sie kuschelte sich näher an mich. »Aber ich habe mir jahrelang deswegen Sorgen gemacht. In den Umkleideräumen war ich immer entsetzlich verlegen. Ich ertappte mich ständig dabei, wie ich mich fragte, was für eine Figur Männer wohl im Bett machen würden. Ich glaube, was das auslöste, war ein sehnsüchtiges Verlangen, dass mal jemand etwas an mir machte. Es war nicht so, dass ich bei der Vorstellung einen Steifen kriegte oder so was. Ich habe mir das bloß immer vorgestellt und gleichzeitig wusste ich, dass man sich so etwas nicht vorstellen durfte, also versuchte ich, den Gedanken zu verdrängen, wodurch ich nur noch mehr daran denken musste. Irgendwann hatte ich die Idee, dass ich es einfach mal tun müsste, um mir zu beweisen, dass ich keine Freude daran haben würde und dass ich nicht schwul sei. Ich klammerte mich von nun ab daran, dass alles von selbst vergehen würde, wenn ich es einmal gemacht hätte. Was dann aber passierte, war eine kalte, unpersönliche Sache. Ein Typ steckte seinen Prügel in mich. Er kam. Ich kam. Sonst war nichts. Ich konnte ihn nicht umarmen oder etwa küssen. Wir haben uns überhaupt nichts mitgeteilt. Aber anstelle der Erleichterung, die ich mir erhofft hatte, wurden die Dinge nur noch schlimmer. Ich fragte mich nun, ob ich nur deshalb so gefühllos reagiert hätte, weil ich sowieso Angst vor dem Schwulsein hatte, das heißt, dass ich es eben nicht sein wollte. Aber ich musste es doch sein, wenn ich schon einen Typen so was mit mir machen ließ. Es war jetzt anders, so als ob ich eine Grenze überschritten hätte. Jetzt fragte ich mich, ob ich beim Gehen etwa schon mit den Hüften schwänge. Ich wunderte mich, warum ich mir die Fingernägel immer etwas länger wachsen ließ. Ich hatte fürchterliche Angst, dass es jemandem auffallen könnte, dass es dann weitererzählt würde. Mein Vater sagte immer, dass Schwule krank wären. Andererseits war ich rational und gesellschaftspolitisch der Ansicht, dass am Schwulsein nichts Schlimmes wäre. Ich respektierte sogar den Mut dieser Leute, trotz ihres Stigmas damit an die Öffentlichkeit zu treten. Dennoch schien das Ganze für mich eine bedrohliche Angelegenheit. Ich war sehr unglücklich. Eine Tunte war für mich immer etwas Schreckliches gewesen. Ich war so in Aufregung, dass ich einfach abhauen musste. Heute glaube ich nicht mehr, dass ich schwul bin. Ich denke zu viel über Frauen nach. Aber … egal, was auch passiert, ich habe immer noch Schuldgefühle.«
    Ich setzte mich im Bett auf. Sie stand über mir. Ich verbarg mein Gesicht an ihrem Bauch. Annie beugte sich tief über mich, dass sie mit ihrem Mund meinen Nacken berührte. Sie legte ihre Arme um mich und presste mich fest an sich.
    »Du hattest eben denselben intensiven, wunderschönen Gesichtsausdruck«, sagte sie, »wie damals am Strand. Ich kann nicht anders. Ich liebe dich umso

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