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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ira Miller
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kontrollieren, weil sie wissen, dass die Hunde vollständig abhängig von ihnen sind. Und sie können alle ihre Gefühle auf sie loslassen, weil ein Hund sich nicht dagegen wehren und ihnen ins Gesicht schlagen würde. Hunde sind nicht wankelmütig.«
    »Warst du schon immer so zynisch?«
    »Ein gutes Wort. Du wirst deine Examen in jedem Fall bestehen.«
    Annie wandte sich ab.
    »’tschuldige. Ich wollte dich nur ärgern. Vielleicht war ich früher nicht so zynisch. Du hilfst mir dabei, das aufzugeben.«
    Annie drehte sich wieder zu mir um, ihr Gesicht strahlte.. »Komm, spielen wir wieder ›Geheimnisse‹!«
    »Wer hat dieses Spiel eigentlich erfunden?«, fragte ich.
    »Ich.«
    »Gut, dann bist du an der Reihe.«
    »Hmm, lass mich mal sehen … Erinnerst du dich noch an den Abend, an dem du mich vom Basketballspiel nach Hause gefahren hast?«
    »Klar.«
    »Es war alles geplant.«
    »Was?«
    »Nicht nur das Nachhausefahren, überhaupt, dass ich zu dem Spiel gegangen bin. Ich wusste, dass du da sein würdest. Warum glaubst du wohl, bin ich ohne Clara hingegangen? Ich hatte beschlossen, dass ich dich wollte, und ich habe dich gekriegt.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Ich hätte leicht mit jemand anderem nach Hause fahren können. Wie viele Leute waren wohl mit ihrem Auto da? Ich wusste, dass du dich länger aufhalten würdest, also habe ich dasselbe getan. Ich hätte nach Hause gehen können, wenn du mir nicht angeboten hättest, mit dir zu fahren.«
    »Aber du hast gewusst, dass ich das tun würde.«
    »Ich hatte es gehofft.«
    Ich lachte. »Du bist unglaublich.«
    »Oh, ich hatte mir unseren ersten Kuss oft ausgemalt und die Worte immer wieder aufgesagt. Ich konnte nicht anders, ich musste immerzu an dich denken. Ich habe sogar von dir fantasiert. Das Diaphragma habe ich mir gekauft und dabei an dich gedacht. Etwas an der Art, wie du dich in der Klasse bewegst, die Schüler beherrschst, macht mich an.«
    »So, als ob sich alles auf mich konzentrieren würde.«
    »Ja.«
    »Das ist diese unnatürliche Aura, die uns Lehrer umgibt. Eine Berufskrankheit.«
    »Schon, aber die anderen haben nicht deinen Körper.« Ich küsste sie. »Dein Zug«, sagte sie, als spielten wir Schach und sie hätte mich mit einem Zug gerade arg in Bedrängnis gesetzt.
    »Ach, ich weiß nichts. Ich kann dir von der Zeit erzählen, als ich meiner Mutter zehn Dollar aus der Tasche gestohlen habe.«
    »Laaaaangweilig.«
    »Wie wär’s mit …«
    »Warum bist du aus New York weggegangen?«
    Ich verdrehte die Augen zur Zimmerdecke. »Ich weiß es nicht. Es ist geradezu lächerlich schwer, in New York einen Job als Lehrer zu finden. Ich wollte weg aus dem Osten.«
    »Aber du bist doch der geborene Stadtmensch.«
    »Das macht mir nichts aus.«
    »Vermisst du deine Freunde? Deine Familie?«
    »Ja.«
    »Hältst du die Verbindung aufrecht?«
    »Nicht viel. Telefonieren ist zu teuer, und ich habe keine Zeit zu schreiben.«
    »Bist du vor irgendetwas davongerannt?«
    Unsere Blicke trafen sich, und schließlich sah ich weg. »Laaaaangweilig«, sagte ich und versuchte dabei, ihre Betonung von vorhin zu imitieren. »Ich bin am Verhungern. Hol uns schnell mal was zu essen.« Ich war schon dabei, mich anzuziehen.
    »Wo willst du hin? Es ist ein Uhr nachts.«
    »Schlaf. Ich bin gleich wieder da.«
    Nach einer kurzen Fahrt in einen Supermarkt, der die ganze Nacht über geöffnet hatte, kehrte ich atemlos zurück und hastete in die Küche. Nackt betrat ich wieder das Schlafzimmer, zwei Packungen Schokoladeneiscreme und einen Löffel in der Hand. »Ich hasse Eiscreme«, sagte Annie. »Gib mir mal den Löffel rüber.« Wir tauchten ihn in die klebrige Masse ein, fütterten uns gegenseitig mit einem Löffel und schaufelten den Rest mit den Fingern heraus. An-nie schmierte Eis auf meinen Bauch, worauf ich vor Kälte erschauerte. Ich verwandelte ihre Brüste in Eiskugeln. Zwei leere Kartons lagen tropfend am Fußende des Bettes. Die Steppdecke auf dem Fußboden, das Laken mit Schokoladeneis getränkt. Ich stand auf und holte ein neues Laken. Wir wechselten die Bettwäsche gemeinsam. Dann ging ich in die Küche hinunter und kehrte mit einer Riesenbox Schokoladenkeksen und zwei Orangen zurück. »Du Schwein!«, brüllte Annie. »Gib mir sofort die Kekse.« Sie mampfte los, während ich die erste Orange schälte. Wir saßen auf dem Bett und hatten die Kissen hinter unsere Rücken gestopft. Wir spritzten uns gegenseitig Orangensaft in den Mund und hatten in kurzer Zeit die

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