Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
der höchsten Lebensform zu sein schienen. Auf der anderen Seite des Planeten hatte HEX welche entdeckt, die tatsächlich Erstaunliches leisteten: Sie hatten kleine Unterwasserstädte gebaut, bewacht von speziell angepflanzten Seeanemonen, und es gab auch so etwas wie Schalentierfarmen. Darüber hinaus führten die Krabben gelegentlich Krieg und errichteten Statuen aus Sand und Spucke, wahrscheinlich Denkmäler für berühmte, im Kampf gefallene Krabben.
    Fünfzigtausend Jahre später, nach dem Kaffee, sahen die Zauberer noch einmal nach. Zur großen Freude des Dekans hatte der Bevölkerungsdruck die Krabben gezwungen, sich auch an Land auszubreiten. Die Architektur wies kaum Verbesserungen auf, aber in den Lagunen erstreckten sich jetzt Algenfarmen, und einige ganz offensichtlich dümmere Krabben waren versklavt worden: Sie wurden für den Transport und auch bei Konflikten zwischen einzelnen Clans eingesetzt. In einer Bucht schwammen große Flöße mit einfach gewobenen Segeln. Auf ihnen wimmelte es von Krabben. Allem Anschein nach bereitete sich die Krabbenheit auf einen großen Sprung seitwärts vor.
    »Nun, wir haben das Ziel noch nicht ganz erreicht«, sagte Ridcully. »Aber diese Sache ist vielversprechend, Dekan.«
    »Wißt ihr, im Wasser ist alles zu leicht «, erwiderte der Dekan. »Nahrung schwimmt vorbei, es gibt kein nennenswertes Wetter, echte Herausforderungen fehlen … Das Land ist meiner Ansicht nach genau der richtige Ort, um ein wenig Rückgrat zu schaffen …«
    Ein Klappern und Rasseln kam von HEX. Der Fokus des Omniskops wich rasch zurück, bis die Welt zu einer im Raums schwebenden Kugel wurde.
    »Meine Güte«, stöhnte der Erzkanzler und deutete auf einen Gasschweif. »Es geht schon wieder los.«
    Die Zauberer beobachteten bedrückt, wie sich ein großer Teil der einen Hemisphäre in ein brodelndes Chaos aus Dampf und Feuer verwandelte.
    »Geschieht so etwas jedesmal? « fragte der Dekan, als sich die Rauchschwaden ein wenig lichteten und übers Meer ausbreiteten.
    »Ich schätze, es liegt an der viel zu großen Sonne und den ganzen Planeten«, sagte Ridcully. »Und ihr hättet die vielen Schneebälle fortbringen sollen. Früher oder später fallen sie herab.«
    »Es wäre nett, wenn eine Spezies wenigstens fünf Minuten lang irgend etwas ausprobieren könnte, ohne zu erfrieren oder zu braten«, meinte der Oberste Hirte.
    »So ist das Leben«, sagte Ridcully.
    »Aber nicht lange«, fügte der Oberste Hirte hinzu.
    Hinter ihnen wimmerte jemand.
    Rincewind hing in der Luft. Um ihn herum schimmerten die Konturen des Virtuell-da-Anzugs.
    »Was ist los mit ihm?« fragte Ridcully.
    »Äh … Ich habe ihn gebeten, die Zivilisation der Krabben zu untersuchen, Herr.«
    »Die gerade vom Kometen vernichtet wurde?«
    »Ja, Herr. Über ihm sind eine Milliarde Tonnen Felsgestein verdampft, Herr.«
    »Er ist doch nicht verletzt, oder?«
    »Nun, ich denke, er ist zusammengezuckt, Herr.«

ZWEIUNDDREISSIG
    Nicht hochschauen
    Die Zauberer sind schon längst davon überzeugt, daß ein Planet eigentlich kein guter Ort ist, an dem man Lebewesen unterbringen sollte. Eine hübsche flache Scheibe mit einer diensthabenden Schildkröte, die sich um alle heranfliegenden Felsbrocken kümmern kann, ehe sie richtigen Tumult anrichten, hat viel mehr Sinn.
    Es sieht in zunehmendem Maße so aus, als hätten sie recht. Je mehr wir über die Geschichte unseres Planeten erfahren und über das Universum im allgemeinen, in dem er sich befindet, um so mehr müssen wir zugeben, daß die Zauberer nicht ganz falsch liegen. Nicht, was die Form unserer Welt angeht, aber in Hinblick darauf, wie sehr sie ohne Schildkröte Gefahren ausgesetzt ist. Das Universum wimmelt von fliegenden Felsbrocken und ist von Strahlung durchsetzt; der größte Teil davon befindet sich entweder in der Nähe des absoluten Nullpunkts oder ist so heiß, daß eine Wasserstoffbombe im Vergleich wie ein hübsches, gemütliches Lagerfeuer wirkt. Und dennoch hat es das Leben irgendwie fertiggebracht, sich zumindest auf einem Planeten festzusetzen und vier Milliarden Jahre lang dort zu bleiben – trotz allem, womit das Universum es bombardiert hat. (Und das oft buchstäblich.) Und trotz aller Widerwärtigkeiten, die der Planet selbst aushecken konnte.
    Es gibt dafür zwei mögliche Deutungen.
    Die eine lautet, daß das Leben unglaublich verletzlich ist und die Erde einer der wenigen Orte, an dem sich die für das Leben notwendigen Bedingungen lange genug zu

Weitere Kostenlose Bücher