Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Rincewind schüttelte sich. »Ich persönlich schnitte mir lieber die Nase ab.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Aber vielleicht«, sagte Ridcully, »läßt sich die Truhe verwenden, um Dinge aus dem anderen Universum hierher zu uns zu bringen, nicht wahr?«
    Unten im Wasser stürzte die sonderbare Steinkonstruktion des Wesens zum wiederholten Male ein.
    Eine Woche verging. Am Dienstag fiel ein übriggebliebener Schneeball auf den Planeten, was die Zauberer sehr ärgerte und eine ganze Spezies von netzewebenden Quallen vernichtete, in die der Oberste Hirte große Hoffnungen gesetzt hatte. Wenigstens konnte Truhe wirklich verwendet werden, um Dinge aus dem anderen Universum zu holen. Dabei handelte es sich vor allem um Geschöpfe, die dumm genug waren, in etwas hineinzuschwimmen, das mit geöffneter Klappe im Wasser hockte – diese Beschreibung traf derzeit auf die meisten Bewohner des Meeres zu.
    Das Leben in der runden Welt schien eine so dominante Eigenschaft zu besitzen, daß sich die Zauberer sogar fragten, ob es sich dabei um ein begriffliches Element handelte, das vielleicht versuchte, die durch das Fehlen von Göttlichem entstandene Lücke zu füllen.
    »Allerdings halte ich Verdammtesturheit nicht für einen guten Namen«, sagte Ridcully.
    »Vielleicht klingt es besser, wenn wir die Betonung verändern«, meinte der Dozent für neue Runen. »Ver- damm -te-stur-heit – na?«
    »Wie immer du es auch nennst – das Leben in der Rundwelt hat jede Menge davon«, sagte der Dekan. »Es läßt sich nicht einmal von einer großen Katastrophe entmutigen.«
    Dinge erschienen. Schalentiere schienen plötzlich sehr populär zu sein. Eine rasch an Boden gewinnende Theorie ging davon aus, daß die Welt selbst zumindest einige von ihnen erzeugte, mit irgendeiner Art von automatischen Produktion.
    »Nun, wenn es zu viele Kaninchen gibt, muß man Füchse erfinden«, sagte der Dekan bei einem der regelmäßig stattfindenden Treffen. »Wenn man Fische hat und sich Phosphat wünscht, braucht man Möwen.«
    »Das klappt nur in der Präsenz von Narrativium«, warf Ponder ein. »Herr, es fehlt jeder Hinweis darauf, daß es auf dem Planeten irgend etwas mit einer Vorstellung von Kausalität gibt. Die Lebensformen … leben einfach und sterben.«
    Und dann, am Donnerstag, entdeckte der Oberste Hirte einen Fisch. Einen echten, schwimmenden Fisch.
    »Na bitte«, sagte er triumphierend. »Der Ozean ist das natürliche Heim des Lebens. Seht euch das Land an. Da gibt es nur irgendwelchen Kram, ehrlich gesagt.«
    »Aber das Leben im Meer erreicht nichts«, meinte Ridcully. »Nimm nur die mit Tentakeln ausgestatteten Schalentiere, denen du gestern etwas beibringen wolltest. Es genügte schon eine plötzliche Bewegung, um sie zu veranlassen, Tinte nach dir zu spritzen und zu fliehen.«
    »Nein, nein, sie versuchten zu kommunizieren «, beharrte der Oberste Hirte. »Immerhin ist Tinte ein natürliches Medium. Hast du nicht den Eindruck, daß sich alle Lebensformen Mühe geben? Man sieht direkt, wie sie nachdenken, findest du nicht?«
    Der wassergefüllte Behälter hinter ihm enthielt einige Geschöpfe, die aus ihren spiralförmigen großen Schalen blickten. Der Oberste Hirte glaubte, daß man ihnen einfache Dinge beibringen konnte, die sie anschließend an andere Ammoniten weitergeben sollten. Sie erwiesen sich als große Enttäuschung. Sie mochten gut sein, wenn es allein ums Denken ging, aber nichts deutete auf die Bereitschaft hin, irgendwelche Ergebnisse ihres Denkens in die Tat umzusetzen.
    »Welchen Sinn hat das Denken, wenn es gar keine Dinge gibt, über die es nachzudenken lohnt?« fragte der Dekan. »Bietet das Meer in dieser Hinsicht große Anreize? Die Flut kommt, die Flut wird von der Ebbe abgelöst, alles ist naß, Ende der philosophischen Überlegungen.«
    » Hier sieht die Sache vielversprechender aus«, fuhr der Dekan fort und schritt zu einem anderen Behälter. Die Truhe leistete gute Sammlerdienste, vorausgesetzt, die betreffenden Geschöpfe stellten keine Gefahr für Rincewind dar.
    »Hmpf«, schniefte der Oberste Hirte. »Im Wasser lebende Bohrasseln.«
    »Aber es gibt ziemlich viele davon«, sagte der Dekan. »Und sie haben Beine. Ich habe sie am Ufer gesehen.«
    »Reiner Zufall. Und ihnen fehlt etwas, das sie als Hände benutzen könnten.«
    »Oh, freut mich, daß du darauf hinweist.« Der Dekan ging zum nächsten Aquarium.
    Es enthielt Krabben.
    Der Oberste Hirte mußte zugeben, daß Krabben gute Kandidaten für den Status

Weitere Kostenlose Bücher