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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Beckengürtel mehrerer verschiedener Baupläne entwickelt. Zwei sehr unterschiedliche Linien, mit ›Vogelbecken‹ und mit ›Echsenbecken‹, brachten in der Folgezeit all die mächtig großen Dinosaurier hervor. Die mit den Echsenbecken entwickelten sich zu gigantischen Pflanzenfressern wie Diplodocus und Brontosaurier (die jetzt leider Apatosaurier genannt werden, ›Donnerechse‹ war viel, viel passender) und zu gigantischen Fleischfressern wie Allosaurier und Tyrannosaurier. Bis dahin dauerte es aber mindestens sechzig Millionen Jahre: Die frühen Archosaurier befanden sich so weit in der Vergangenheit des Tyrannosaurus wie wir uns in seiner Zukunft.
    Die mit dem Vogelbecken brachten schließlich jene spektakulär gepanzerten Tiere hervor, die so gute Filmszenen ergeben, wenn sie von Tyrannosauriern angegriffen werden: Ankylosaurier mit Stacheln an einem verdickten Schwanzende wie die Stachelkugel an einer Kette, die der Schurke in Ritterfilmen schwingt; Stegosaurier mit Knochenplatten und Stacheln den Rücken entlang; Triceratopse mit den Knochenkragen und drei Hörnern.
    Filmemacher scheinen immer geradezu absichtlich Fehler zu machen: Die zahllosen achtjährigen Jungen, die all die hübschen Namen auswendig gelernt haben, könnten sie berichtigen. Es ist schade, daß der ansonsten sehr hübsche Kampf in Disneys Fantasia , begleitet von Strawinskys Sacre de Printemps , zwischen einem Tyrannosaurus und einem Stegosaurus stattfindet. Das konnte nicht geschehen, sie waren keine Zeitgenossen. Und der Stegosaurus hatte auch nie die Schwanzbewaffnung des Ankylosaurus. Die Landschaft der späten Kreidezeit mit den wenigen großen Dinosauriern, die damals lebten, war zweifellos eine beeindruckende Szene, aber die Version der Filmproduzenten ist nicht exakter als eine Fantasia .
    Das wird kaum wundernehmen; schließlich gibt es so vieles, bei dem Hollywood sich irrt. Die Wissenschaftler machen es nicht immer besser. Neuerdings glauben die Paläontologen, daß Tyrannosaurier Aasfresser waren, keine Räuber. Wir recken den Kopf und widersprechen dieser Schlußfolgerung. Ja, die Tyrannosaurier waren vielleicht keine furchteinflößenden Raubtiere, Jäger …, doch wenn sie es nicht waren, bleibt Aasfressen nicht die einzige Möglichkeit. Wahrscheinlich taten sie statt dessen etwas, was wir gar nicht ahnen. Wir können uns diese Tiere einfach nicht als riesige Geier vorstellen, wie ihre winzigen Vorderbeine an einem verwesenden Kadaver kratzen und der große Kopf in der Bauchhöhle eines toten Sauropoden wie des Diplodocus verschwindet. Wir würden vor ihnen weglaufen, egal, was die Wissenschaftler heute sagen.
    Nach dem Rincewind-Prinzip, Sie verstehen. Für alle Fälle.
    Andere Archosaurier brachten Krokodile und Pterodaktylen hervor, vielleicht auch die Vögel – letztere können aber auch aus derselben Linie hervorgegangen sein wie jene Deinorychniden, die Jurassic Park populär gemacht hat, insbesondere Velociraptor und seinesgleichen. Das waren wahrscheinlich kluge Tiere, agile Fleischfresser, wie in Jurassic Park dargestellt. Vor ihnen würden wir bestimmt weglaufen.
    Es gibt ein paar Rätsel, über die die Biologen noch grübeln, wie die Frage, ob manche der großen Dinosaurier warmblütig waren. Und warum in der Kreidezeit alles so verdammt groß war. Der größte Knochenfisch, den es je gegeben hat, lebte in den Meeren der Kreidezeit; er war so groß wie heute ein Walhai. Und Dinosaurier flogen auch. Es gibt eine Menge fossile Pterosaurier wie Pteranodon mit sieben Meter Flügelspanne, größer als bei jedem Vogel der Gegenwart, und es wurden ein paar Fossilien von Quetzalcoatlus mit einer doppelt so großen Flügelspanne entdeckt. Das ist größer als bei den Jagdflugzeugen des Zweiten Weltkriegs, etwa Spitfires. Wir haben keine Vorstellung, wie diese Wesen lebten, doch an ihrer Existenz besteht kein Zweifel.* [ * Manche Pterodaktylen hatten Sperlingsgröße, und ihre Flügel hätten sie mühelos tragen können, aber Pteranodonten können nicht von der Meeresoberfläche gestartet oder Klippen hinaufgeklettert sein, um dann zu segeln! Zwar hat man einen Quetzalcoatlus als Modell gebaut und ihn als funkgesteuerten Segler fliegen lassen, aber das sagt nichts darüber aus, wie er lebte. Gab es vielleicht Luft-Plankton, das er fressen konnte? ] Es sei denn, man glaubt an Planetenbauer mit Sinn für Humor wie in Strata  …
    An dieser Stelle sollten wir Sie vor der verlockendsten Art und Weise warnen, von diesen

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