Die Gelehrten der Scheibenwelt
Radiation, die explosive Zunahme ihrer evolutionären Vielfalt überfluteten die anderen Reptilien einfach – Schildkröten und säugetierähnliche Wesen. Die frühen Reptilien brachten mehrere Sorten von Meerechsen hervor, von denen Plesiosaurier und Ichthyosaurier die größten waren und am berühmtesten sind. Jedoch war eine weitere Entwicklungslinie der Reptilien im frühen Perm ins Meer zurückgekehrt, die Mesosaurier, die mit den Schildkröten verwandt sind und wahrscheinlich von Plankton lebten, das sie aus dem Wasser aussiebten, wie es heute viele Wale tun. Die Plesiosaurier, insbesondere einige ziemlich unangenehme kurzhalsige und krokodilähnliche, die Pliosaurier heißen, waren würdige Gegner der großen Haie und ernährten sich wahrscheinlich von Mesosauriern. Doch die erfolgreichsten Meeresreptilien, ans Leben im Wasser so vollständig angepaßt wie heute Wale und Delphine, waren die Ichthyosaurier. Sie gediehen lange vor den berühmten Land-Dinosauriern und erreichten den Gipfelpunkt ihrer Körpergröße in der Trias, so weit in der Vergangenheit des Tyrannosaurus, wie jener in unserer Vergangenheit liegt. Eine Länge von zehn Metern war normal, und gelegentlich brachten sie es auf fünfzehn Meter.
In den Meeren wurden sie von einem späteren Zweig der Echsenlinie übertrumpft, den sogenannten Fischechsen oder Mosasauriern, die die Herrschaft im Meer antraten, als die großen Brontosaurier und Allosaurier gerade die Herrschaft an Land übernahmen. Manche von ihnen waren nur 30 cm lang, ein paar kamen auf zwölf Meter. Aber alle diese Filme, in denen Sie Ichthyosaurier im Meer und Tyrannosaurier an Land gesehen haben, sind wissenschaftlich genauso (un)exakt wie Eine Million Jahre vor unserer Zeit , wo Raquel Welsh von Dinosauriermonstern gejagt wird, wie die Familie Feuerstein mit ihren zahmen Dinosauriern, die Haushaltgeräte antreiben, oder Hamlet mit einem PC.
Es ist ziemlich schwer, der geologischen Zeitspanne einen Sinn zu verleihen. In seinem Buch In Search of Deep Time (Auf der Suche nach der Tiefen Zeit) bringt es Henry Gee hervorragend fertig, uns daran zu erinnern, wie wackelig die ›Fossilbelege‹ sind. Ein paar Knochen hier, ein paar andere achttausend Kilometer entfernt und zehn Millionen Jahre später; damit versuchen wir die Geschichte evolutionärer Abstammung zu erzählen. Es ist, als behaupteten wir, wir hätten die menschliche Geschichte aus einem Feuersteinsplitter und einem angebissenen Hamburger rekonstruiert. Der Zusammenhang ist eigentlich sogar noch unergiebiger.
Noch schwieriger ist es, das Spektrum der Wesen vor den Hintergrund der Evolutionszeit zu stellen, um eine Vorstellung zu bekommen, wie es auf der Erde der Dinosaurier gewesen sein mag. Nehmen Sie die Haie. Sie waren haiähnliche Haie, lange bevor es irgendwelche Reptilien gab; jene merkwürdig aussehenden Hufeisenkrebse gibt es sogar noch länger. Quastenflosser-Fische haben in den dunklen Tiefen abseits der Kontinentalschelfe gewühlt, während die Dinosaurier kamen und gingen. Es überrascht wohl nicht, daß Hefe und andere Pilzgewächse, dazu Bakterien mehrerer moderner Arten, seit über einer Milliarde Jahre existieren. Wir erwarten von ›Klecksen‹ nicht, daß sie den Lauf der Zeit bemerken. Aber Quastenflosser und Haie und Brückenechsen sind Wirbeltiere – sollte man da nicht annehmen, sie wären ein bißchen fortschrittlich, würden sich entwikkeln und verändern zu … wozu auch immer. Doch sie haben es nicht getan; sie haben einfach immer weiter ihre eigene Sache gemacht.
Haie haben Mesosaurier gefressen, sind von Plesiosauriern und Ichthyosauriern belästigt worden, haben sich vor Pliosauriern in acht genommen, kleine Mosasaurier gefressen und sind ihrerseits von großen Mosasauriern gefressen worden. In ihren Meeren gab es Ammoniten und Belemniten und alle möglichen anderen Oktopusse mit Schalen. Dann, als die großen Reptilien dahingingen und all die Ammoniten mit ihren Freunden verschwanden, hatten die Haie die Spitze der Nahrungsketten im Meer Zehntausende von Jahren für sich. Dann brachten die Säugetiere Delphine, Mörderwale und andere große Wale hervor … und die Haie blieben einfach weiter Haie.
Warum haben sich Haie nicht verändert? Sie besitzen wunderbare Immunsysteme, die wir gerade erst zu verstehen beginnen; sie bekommen keine Bakterieninfektionen und anscheinend keinen Krebs. Vielleicht erkranken sie auch nicht an Viren. Sie weisen allerdings eine Menge von Parasiten in Form
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