Die Gelehrten der Scheibenwelt
Muster. Und noch eins. Und noch eins …« Rincewind ließ die Schultern hängen. »Könnte ich bitte ein Glas Wasser haben?«
»Das war ein sehr … interessanter Vortrag«, sagte Ponder.
»Es ist zumindest ein Standpunkt«, kommentierte Ridcully.
Die anderen Zauberer hatten inzwischen das Interesse verloren. Das war immer der Vorfall, wenn ein Vortrag nicht von ihnen selbst stammte.
»Und soll ich dir noch etwas sagen?« fügte Rincewind etwas ruhiger hinzu. »Diese Welt ist ein Amboß. Alles wird geschmiedet. Jedes existierende Lebewesen ist ein Nachkomme von etwas, das alle Katastrophen überlebt hat. Ich hoffe nur, daß sie nie in Zorn geraten …«
Der Oberste Hirte und der Dekan hatten sich einem großen gelben Zylinder genähert. An der einen Seite bildeten große schwarze Buchstaben das Wort ›MAETNANS‹.
»He, Jungs!« rief der Dekan. »Hier drin spricht etwas …«
Das Innere des Zylinders erinnerte die Zauberer an einen Leuchtturm. Eine Wendeltreppe führte nach oben, und an den Wänden zeigten sich formangepaßte Schränke. Lichter glühten matt, bildeten ganze Konstellationen. Die Konstrukteure dieses Dings hatten sich zweifellos mit Magie ausgekannt.
Das A-L-A-A-M-Wort blinkte noch immer in der Luft.
»Ich wünschte, das verdammte Dinge würde endlich aufhören«, sagte der Oberste Hirte.
Das Licht verschwand. Das Heulen verklang.
»Vermutlich haben die Fremden Dämonen erfunden«, sagte der Oberste Hirte von oben herab.
Eine freundliche Frauenstimme verkündete: »Lift instabil.«
»Oh, Magie «, meinte Ridcully. »Nun, wir wissen, wie man mit Magie umgeht. Wir möchten mit dem magischen Behälter nach oben fahren, bitte.«
»Möchten wir das?« fragte Ponder.
»Alles ist besser, als an diesem traurigen Ort zu bleiben«, erwiderte Ridcully. »Und es dürfte ein interessantes Erlebnis sein. Wir werfen einen letzten Blick auf die Welt … Und damit hat sich’s.«
»Instabilität wächst«, sagte die Stimme. Sie klang nicht besorgt.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte der Dekan. »Gibt es dort oben vielleicht einen Ort namens Instabilitätwächst?«
»Vielleicht, vielleicht«, sagte Ridcully. »Laßt uns jetzt einsteigen.«
Die Lichtmuster bewegten sich. »Notfallpriorität«, sagte die Stimme so, als sei sie inzwischen ein wenig nachdenklich geworden.
Die Tür glitt zu. Der Zylinder ruckte. Kurze Zeit später ertönte angenehme Musik, und einige Minuten lang ging sie niemandem auf die Nerven.
Die Ratte beobachtete, wie das Ding an den Kabeln in der Mitte der Pyramide emporglitt.
Der Boden bebte erneut.
Langsam löste sich das die Welt umgebende Gespinst auf.
Gletscher übten zunehmenden Druck an den Verankerungen einiger Kabel aus, aber auch anderenorts gab es Instabilität. Seit einigen Wochen griff sie immer mehr um sich und verwandelte kleine Bewegungen in große.
Langsam löste sich ein Kabel von der Pyramide und glühte rot, als es durch die Atmosphäre raste und über den Himmel peitschte.
Jenseits der Wölbung des Planeten tanzten und stöhnten weitere Kabel …
Als das Ende schließlich kam, dauerte es nur einen Tag. Die Leitungen falteten sich ums Zentrum der Welt, zuckten weißglühend über Hunderte von Meilen hinweg. Weit oben zerriß die Kette. Manche Bruchstücke trieben fort. Andere neigten sich der Welt entgegen und prallten Stunden später auf die Oberfläche.
Am Äquator brannte eine Zeitlang ein Ring aus Feuer.
Dann kehrte die Kälte zurück.
Wie die Zauberer meinten: In hundert Millionen Jahren spielte es überhaupt keine Rolle mehr. Der Unterschied betraf das Morgen.
Im verlassenen Forschungstrakt für hochenergetische Magie drehte HEX das Omniskop fort vom Planeten und richtete den Fokus auf Spuren des seltsamen neuen Lebens.
Er entdeckte Kometenkerne, verbunden mit Tausende von Meilen langen Kabeln. Es gab Dutzende dieser Züge, viele Millionen Meilen von der im Frost erstarrten Welt entfernt – mit wachsender Geschwindigkeit verschwanden sie in den Tiefen des Raums.
Lichter funkelten auf ihren Oberflächen. Die Extelligenz im Innern schien voller Hoffnung zu reisen.
Ein gelber Zylinder schwebte in der Dunkelheit und drehte sich langsam.
Er war leer.
SECHSUNDVIERZIG
Wie man seinen Planeten verlassen kann
Rincewinds leidenschaftliche Rede hat etwas für sich. Wenn Sie meinen, er übertreibe, und die Erde sei in Wahrheit ein idyllischer Ort zum Leben, dann sollten Sie daran denken, daß er wesentlich länger als wir auf unserem
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