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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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blies einen blauen Rauchring und ließ die Pfeife dabei langsam sinken.
    »Es war bis jetzt der Fall«, sagte er.
    »Oh. Ich verstehe. Vermutlich wollt ihr mich an einen Ort schicken, wo große Gefahren drohen.«
    Ridcully strahlte. »Wie hast du das erraten?«
    »Ich habe nicht geraten.«
    Der Dekan war zum Glück vorgewarnt und hatte die Hand um den Kragen von Rincewinds Nachthemd geschlossen. Deshalb kratzten die Pantoffeln des Zauberers nur über den Boden, als er in Richtung Tür zu fliehen versuchte.
    »Wir sollten ihn eine Zeitlang laufen lassen«, sagte der Oberste Hirte. »Es ist eine nervöse Reaktion.«
    »Und das Schönste ist …«, erklang Ridcullys Stimme hinter Rincewind. »Zwar schicken wir dich zu einem Ort, der überaus gefährlich ist und wo nichts überleben kann, aber eigentlich wirst du gar nicht da sein. Beruhigt dich das ein wenig?«
    Rincewind zögerte.
    »Könntest du mir das mit dem eigentlich etwas genauer erklären?«
    »Stell dir vor, in einer Art … Geschichte zu sein«, meinte der Erzkanzler. »Oder … oder in einem Traum! Äh … Stibbons! Komm her und erklär es ihm!«
    »Oh, hallo, Rincewind«, sagte Ponder, trat aus dem Dunst und wischte sich die Hände mit einem Lappen ab. »Zwölf Zauberformeln hat HEX für diese Sache verbunden! Es ist ein Wunderwerk der thaumaturgischen Technik! Komm und sieh es dir an!«
    Es gibt Geschöpfe, die sich in Korallenriffen entwickelt haben und in den wilden, mit Zähnen gefüllten Wüsten der offenen Meere nicht überleben könnten. Um sich zu schützen, schwimmen sie zwischen den gefährlichen Tentakeln von Seeanemonen umher, an den Öffnungen großer Muscheln und anderen gefährlichen Stellen entlang, die vernünftige Fische meiden.
    Eine Universität ähnelt einem solchen Korallenriff. Sie bietet ruhiges Wasser und Nahrung für empfindsame, wundervoll strukturierte Organismen, die unmöglich in der Brandung der Realität überleben könnten, wo Leute so dumme Fragen stellen wie »Hat das, was du machst, irgendeinen Sinn?«
    Seit seiner Verbindung mit der Unsichtbaren Universität hatte Rincewind Gefahren überstanden, die selbst für einen Helden zuviel gewesen wären. Doch ungeachtet aller gegenteiligen Beweise glaubte er auch weiterhin, in der Universität sicher zu sein. Er war zu allem bereit, um seinen Platz darin zu behaupten.
    Was derzeit bedeutete, daß er einen Blick auf das ›Gerippe‹ warf. Es entpuppte sich als eine Art Rüstung, die aus Rauch zu bestehen schien. Während Rincewind es betrachtete, brabbelte ihm Ponder Stibbons irgendein Kauderwelsch ins Ohr. Die Vorrichtung diente angeblich dazu, die Sinne zu einem anderen Ort zu befördern, obgleich man diesen Ort gar nicht verließ. Das klang einigermaßen annehmbar für Rincewind, der immer folgende Ansicht vertreten hatte: Wenn man einen weiten Weg zurücklegen muß, so ist es nett, dabei zu Hause bleiben zu können.
    Hinsichtlich der Möglichkeit von Schmerzen schien ein wenig Unklarheit zu herrschen.
    »Wir schicken dich – das heißt, deine Sinne – zu einem anderen Ort«, sagte Ridcully.
    »Zu welchem Ort?« fragte Rincewind.
    »Einem sehr erstaunlichen Ort«, antwortete Ponder. »Wir möchten nur, daß du uns sagst, was du dort siehst. Und dann holen wir dich zurück.«
    »An welcher Stelle geht etwas schief?« erkundigte sich Rincewind.
    »Es kann überhaupt nichts schiefgehen.«
    »Oh.« Rincewind seufzte. Gegen solche Argumente ließ sich kaum etwas ausrichten. »Kann ich vorher frühstücken?«
    »Natürlich, mein Teurer«, sagte Ridcully und klopfte ihm auf den Rücken. »Gönn dir eine kräftige Mahlzeit!«
    »Ja, ich dachte mir schon, daß es darauf hinausläuft«, erwiderte Rincewind niedergeschlagen.
    Eine aus dem Dekan und zwei kräftig gebauten Pförtnern bestehende Eskorte führte ihn fort. Als er das Gebäude verlassen hatte, versammelten sich die Zauberer am Projekt.
    »Wir haben eine ausreichend große ›Sonne‹ gefunden, Herr«, erklärte Ponder und achtete darauf, die Anführungszeichen mitzusprechen. »Jetzt bewegen wir die Welt.«
    »Ich stehe dieser Sache noch immer sehr skeptisch gegenüber«, verkündete der Erzkanzler. » Sonnen umkreisen Welten. Wir erleben es jeden Tag. Das ist keine optische Täuschung. Was hier entsteht, erscheint mir absurd …«
    »Wenn wir unsere Maßstäbe anlegen, Herr.«
    »Ich meine, Dinge fallen nach unten, weil sie schwer sind, oder? Und die Ursache dafür, daß Dinge nach unten fallen, weil sie schwer sind,

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