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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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sich
vollkommen seiner Liebe, der Dichtung, hin. Wie jedes Jahr deklarierte er zu
diesem Anlass das Lied an den Vollmond, bei dem wohl jeder leicht melancholisch
wurde...
     
    „Zehn sengende Sonnen
    strahlten dereinst am Himmel;
    verbrannten alles Land.
     
    Doch Hou Yi
    bestieg den Gipfel des höchsten Berges,
    und schoss neun Sonnen herunter,
    den Bogen helfend zur Hand.
     
    ‚Du letzte Sonne’,
    so hörte man ihn weithin rufen,
    ‚stehe früh auf und des Nachts sinke ab!
    Dem Volke soll es
    zum Wohle gereichen...“
     
    Die Gesellschaft lauschte dem Gesang des Mannes
und auch Bao tauchte tief ein in die alte Geschichte um den Mond:
    Hou Yi wurde wegen seiner Tat vom Volk verehrt und
respektiert. Viele wollten bei ihm in die Lehre gehen, so auch der junge Peng
Meng. Hou Yi hatte eine schöne Frau, die Chang-En hieß. Eines Tages ging Hou Yi
zum Berg Kunlun, um einen Freund zu besuchen. Dort traf er auf die
Himmelskaiserin, die ihm ein Lebenselixier gab und ihm sagte, er werde
unsterblich sein und könne in den Himmel aufsteigen, wenn er dieses Elixier zu
sich genommen habe. Doch Hou Yi liebte seine Frau so sehr, dass er sich nicht
überwinden konnte, sie im Stich zu lassen. Er gab seiner Frau das Elixier zur
Aufbewahrung und sie steckte es vor den Augen des Schülers Peng Meng in ein
Kästchen.
    Eines Tages nutzte Peng Meng die Abwesenheit von
Hou Yi und wollte Chang-En mit dem Schwert zwingen, das Elixier herauszugeben.
Geistesgegenwärtig verschluckte diese schnell das Elixier und flog aus dem
Fenster, hin zum Mond.
    Peng Meng floh.
    Nach Hause zurückgekehrt, erkannte Hou Yi, was passiert
war. Er war tief traurig und rief zum Himmel den Namen seiner Frau. Erstaunt
entdeckte er, dass der Mond an diesem Tag besonders hell und rund war und dass
es im Mond einen menschlichen Schatten gab, der Chang-En sehr ähnlich war. Er
eilte mit aller Kraft dem Mond nach, doch so sehr er sich auch bemühte, er
konnte ihn nicht einholen. Hou Yi dachte jede Nacht an seine Frau. Er ließ an
Chang-Ens Lieblingsplatz im Garten einen Tisch aufstellen mit Weihrauchstäbchen
und den Lieblingsfrüchten seiner Frau. Als die Leute von Chang-Ens Schicksal
erfuhren, stellten auch sie im Mondschein einen Tisch mit Weihrauchstäbchen auf
und beteten zu Chang-En. Seitdem war es Sitte, den Mittherbstvollmond zu
betrachten.
     
    Der Sänger war mit seiner Darbietung zum Ende gekommen
und trat zurück, während die Frauen seufzten und so manche dabei wahrscheinlich
an ihre heimliche Liebe dachte.
    Bao hatte dem Lied ebenfalls gelauscht und konnte
seine Gedanken nicht unterdrücken.
    „Wo bist du?“, fragte er in Richtung Vollmond, wohlweislich
nicht die Sonne der Nacht meinend.
     
    ***
     
    Nach dem Essen hatte ich Übelkeit vorgetäuscht und
mich ins Haus der Frauen zurückgezogen. Der Anblick des jungen Mannes
hatte mich derart durcheinander gebracht, dass ich befürchtete, meine
Verwirrung nicht verstecken zu können.
    „Er hat dich doch nur angesehen! Stell dich nicht
so an!“, wetterte mein Verstand.
    „Aber mir war, als hätte er in mich
hineingeblickt!“, verteidigte ich mich.
    „Das ist doch lächerlich! Und was soll er da schon
gesehen haben? Ein vierzehnjähriges Mädchen, das im Grunde genommen keine
Ahnung von Männern hat!“
    „Ich mag nicht viel Ahnung von Männern haben, aber
als er mich angesehen hat, war mir, als kannten wir uns seit langem!“
    „Das ist nichts weiter als mädchenhafte Romantik.
Du bist ihm sicherlich nicht im Gedächtnis geblieben.“
    Von meiner Kammer aus sah ich den Vollmond.
     
    „Ich fürchte aber, dass er sich mir ins
Gedächtnis gebrannt hat!“, flüsterte ich leise.
     
    ***
     
    Abends in seinem Quartier bekam Bao Besuch von
Wang Anshi.
    „Vielen Dank für Eure Unterstützung.“ Bao sah den
Kanzler an. „Ich fürchtete schon, das weibliche Interesse könnte mir in meinem
Ansehen schaden.“
    „Ich habe mein Möglichstes getan, den Kaiser von
diesem Gedanken abzubringen und ich denke, es ist mir gut geglückt.
Nichtsdestotrotz solltest du dich vor seinen Frauen vorsehen!“
    „Das braucht Ihr mir nicht zu sagen. Ich weiß, was
ich mir erlauben kann und was nicht.“
    „Ich hoffe es. Ich habe deinen Blick gesehen.“
Wang Anshi sah ihn besorgt an. „Und ich habe ihren Blick gesehen.“
    Bao wurde rot. „Mein Interesse liegt am Aufbau der
Streitmacht und nicht bei den Frauen!“
    Wang Anshi sah ihn zweifelnd an. „Du bist jung!
Und du hast keine Frau! Erzähl mir nicht, dass

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