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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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offenbar zum Ende seiner Rede gelangt.
    „...nächste Woche brechen wir auf“, verkündete er
mit einer Endgültigkeit, die mir auch den letzten Hoffnungsschimmer raubte.
„Die Reise wird etwa drei Wochen dauern.“
    Mutter riss die Augen auf. „Schon nächste Woche? Warum
hast du das nicht eher gesagt? Wie sollen wir nun alle Vorbereitungen treffen?“
    „Welche Vorbereitungen?“, fragte Vater. „Was gibt
es denn da groß vorzubereiten? Du packst ihre Kleider in eine Kiste...“
    Die beiden verfielen wieder in einen Disput und
als ich begriff, dass sie mich gar mehr bemerkten, stand ich auf und verließ
wie benebelt das Esszimmer.
    Es zog mich in den Garten.
     
    Schon eine ganze Weile saß ich auf der Wiese im
Schatten meines Lieblingsbaumes und starrte auf den vor mir liegenden Teich,
ohne mich an den Enten zu erfreuen, die schnatternd auf der Wasseroberfläche
wie kleine Bojen schwammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich
schreckte aus meinen Gedanken hoch. Mutter hatte neben mir Platz genommen und
schwieg. Minutenlang saßen wir wortlos nebeneinander, bis ich schließlich das
Schweigen beendete. Die Angst, die sich in mir aufgebaut hatte, war zu groß
geworden und wollte gehört werden.
    „Mutter, wenn ich des Kaisers Frau werden soll...“
    „Du wirst nicht des Kaisers Frau, sondern wohnst
in seinem Haus der Frauen . Als Nebenfrau“, versuchte Mutter mich zu
beruhigen.
    „Wenn ich des Kaisers Neben frau werden
soll“, verbesserte ich mich, „werden sie dann meine Füße verunstalten?“
    Mutter war offensichtlich überrascht: „Ist das
deine einzige Sorge? Dass man dir die Füße abbinden könnte? – Kind, du
wirst Frau des Kaisers, du gehst von mir weg und lebst am kaiserlichen Palast;
hast Privilegien, von denen andere nur träumen. Und du fragst dich, ob man dir
die Füße abbindet?“ Sie sah mich an.
    „Ja, Mutter. Das ist im Moment meine größte
Sorge.“ Ich senkte den Blick und starrte auf meine Hände. „Ihr habt mich nicht
gefragt, ob ich gehen will!“, flüsterte ich schüchtern und sah dann auf.
„Natürlich werde ich gehen, denn ich will Euch keine Schande machen. Aber ich
sehe meine Freundinnen, wie sie Schmerzen erleiden müssen; wie sie
eingeschränkt sind in ihrer Freiheit. Sie können nicht durch die Gegend laufen
wie ich. Überall hin muss man sie tragen, und durch den Garten rennen, das geht
schon lange nicht mehr.“
    „Glaubst du, du wirst am kaiserlichen Hof weiter
deine Freiheiten haben, wie du es hier gewohnt bist?“, fragte Mutter
entgeistert. „Glaubst du, sie lassen dich draußen in der Natur herumlaufen? Ich
fürchte, mein Kind, das wird nicht möglich sein.“
    „Aber ich hätte die Möglichkeit, wenn es
mir gestattet wäre!“ Trotzig sah ich Mutter an. „Deshalb ist es mir wichtig,
meine Füße zu behalten.“ Ich senkte meine Stimme und flüsterte: „Was meint Ihr,
Mutter? Werden sie mir die Füße abbinden?“
    Mutter dachte nach. „Nein, dazu bist du schon zu
alt, will ich meinen.“ Sie legte ihren Arm um mich. „Du wirst sehen. Es wird
alles gut.“

2   Das Haus der Frauen
     
     
    „Es wird alles gut“, hatte Zhousheng zu ihrer
Tochter gesagt. Dabei konnte sie kaum glauben, dass aus ihrem kleinen Mädchen bald
eine Frau werden sollte. Das behielt sie jedoch für sich; das Kind hatte seine
eigenen Sorgen und sie wollte ihm nicht noch mehr aufbürden.
    Eine Woche später war es soweit. Zhousheng musste
sich von ihrer Tochter verabschieden, denn sie selbst sollte zu Hause bleiben.
Vater und Tochter würden den Weg nach Dongjing alleine antreten. Lediglich eine
Kammerzofe, Pjeng-Mi, würde als weibliche Begleitung mitreisen.
    Die Vorbereitungen waren nicht so groß
ausgefallen, wie Zhousheng gedacht hatte. Min-Tao besaß nicht viel, was sie mit
in den Kaiserpalast nehmen durfte. Ihre Kleider waren nicht standesgemäß und es
hieß, sie würde dort alles haben, was sie benötigte.
    Die Kutsche, die sie zu ihrem Ziel bringen sollte,
war bepackt mit einer Truhe. Sie wussten nicht, wo sie unterwegs einkehren
konnten und so packten sie zusätzlich noch etwas Proviant ein, für alle Fälle:
getrocknetes Pferdefleisch, kandierte Früchte, einen Sack Mehl, einen Sack Reis
und einige Lederschläuche Wasser.
     
    Dann war der Abschied gekommen. Der gesamte
Haushalt versammelte sich vor dem Anwesen des Gouverneurs, um Min-Tao Lebewohl
zu sagen, allen voran Zhousheng.
    „Meine liebe Tochter!“ Sie umarmte Min-Tao mit
aller Liebe, die sie

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