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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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Palast ging.
    Der Kanzler trat zur Seite und blickte in einen
der vielen Spiegel in diesem Raum.
    „Das hättest du nicht gedacht, Kejian!“, sagte er
im Gedanken zu sich selbst. „Deine Rache ist näher, als du geglaubt hast.“
    Mi Kejian hatte nach der Schmach, die Bao ihm vor
vielen Jahren angetan hatte, all seine Kraft auf dessen Vernichtung gelenkt.
Doch sämtliche Versuche, seinem Widersacher etwas anzutun, waren fehlgeschlagen
und Kejian hatte erkennen müssen, dass er einen der Kampf-Meister vor sich
hatte, denen man kaum etwas anhaben konnte. Baos Jugend hatte das nicht
vermuten lassen, denn Kejian hatte sich jene sagenumwobenen Meister wesentlich
älter vorgestellt. Bao aber war um weniges jünger als er selbst, was die
Schmach für Kejian nur noch vergrößerte. Er hasste Bao immer mehr, fürchtete
aber um sein eigenes Leben, als der Angriff seiner Spießgesellen teilweise mit
deren Tode endete. Shenzong war damals dermaßen beeindruckt von Baos Schaffen
gewesen, und gegen einen Fürsprecher wie Wang Anshi konnte Kejian ebenfalls
nichts verrichten. So war ihm nur der Rückzug geblieben, in der Hoffnung, von
außen eines Tages Baos Untergang zu erwirken.
    Schließlich hatte er eine Anstellung am Hofe der
Tanguten erhalten, und die Zeit des Umbruchs für sich und seine politische
Karriere nutzen können. Kejian hatte vorausgesehen, dass es zu einem Zwist
innerhalb der Familie kommen würde und da er ebenfalls von den Absichten der
Song wusste, hatte er einen Plan gefasst, an dessen Ziel er sich nun fast
angekommen sah.
     
    Song würde angreifen, und bei den Tanguten
herrschte mit Li Sawing ein junger Mann, der noch nicht viel Erfahrung im
Führen einer Armee hatte. Auch wusste er nicht, dass sein Vorgänger zuletzt
Frieden mit Song gewollt hatte.
    „Tragisch, dass Li Yuanhaos Friedensangebot nie
bei den Song angekommen ist“, lächelte Kejian in sich hinein. Schließlich hatte
der alte Kaiser ihn damals aufgrund seiner Einblicke in die Songsche Taktik
eingestellt und nicht, um Frieden zu erwirken. Dann aber war der Kaiser
ermordet aufgefunden worden und niemand außer Kejian wusste, wer es gewesen
war. Er wandte sich wieder seinem jungen Kaiser zu, der ihn erwartungsvoll
ansah.
    „Was sollen wir tun?“, fragte Li Sawing.
    „Nun“, lächelte er, „die Frage ist doch, was Ihr tun werdet. Ihr seid nun der Kaiser und es liegt in Eurer Macht, ob ihr nach
diesem Aufmarsch noch Hoffnung in einen sinnlosen diplomatischen Appell setzt.“
    Doch der junge Mann ging nicht auf ihn ein. „Noch
ist es nicht zu spät! Ich werde einen Brief an Shenzong schreiben. Wir sind
beide nicht am Krieg interessiert. Er wird mich sicherlich verstehen!“
    „Gewiss“, verneigte sich Kejian, um sein
verärgertes Gesicht zu verbergen. Was dachte sich dieser Grünling! Laut sagte
er: „Verfasst doch am besten sofort einen Brief. Ich werde ihn umgehend dem
Boten weiterleiten, so dass er schnellstmöglich bei Shenzong vorspricht.“
    Den Teufel würde er tun! Dieser Brief würde eine
nette Anzündhilfe für sein abendliches Feuer sein. Seiner Miene jedoch konnte
man nichts als Freundlichkeit entnehmen.
    Li Sawing schrieb seine Zeilen und überreichte ihm
schließlich den versiegelten Brief.
    Kejian zog sich dankend zurück.
     
    Etwa dreihundert Meilen entfernt war Bao weiter
auf dem Weg in den Westen. Er war mit seinen Truppen gut vorangekommen und sie
hatten bereits eine Wegstrecke von zehn Tagen hinter sich gebracht. Vor ihnen
lagen noch einmal zehn Tage, dann würden sie ihr Hauptlager aufschlagen können.
    Jeden Tag kamen neue Boten. Es stellte sich
heraus, dass die Tanguten mittlerweile mit einem Angriff rechneten. Die
zermürbenden Streitereien der Xia-Dynastie, die sie lange abgelenkt hatten,
waren nun beendet worden und der neue Tanguten-Herrscher war ein gewisser Li
Sawing geworden. Niemand kannte ihn, er stammte wohl aus einer unbedeutenderen
Linie der kaiserlichen Familie.
    Es erschien Bao nicht richtig, ein Land
anzugreifen, an dessen Spitze ein neuer Herrscher stand, mit dem man noch keine
diplomatischen Verhandlungen betrieben hatte.
    Doch der Kaiser wollte die Einheit und er wollte
sie jetzt.
    Bao aber wäre nicht er selbst gewesen, wenn er
nicht die letzte Möglichkeit auf Frieden genutzt hätte. Er schickte einen
Brief, in dem er Li Sawing einlud, sich an der Grenze zu treffen und in
Gesprächen zu einer friedlichen Einigung zu kommen.
    Doch der Brief landete auf Kejians Tisch und von
hier aus direkt in den

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