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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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wiedergegeben.
    Bao selbst äußerte sich selten dazu; im Grunde genommen
nur dann, wenn ich danach fragte; und ich fragte nicht oft. Ich wusste, er
wollte sich erst vor Ort eine Meinung bilden und dann nach seinem Gewissen
handeln. Manchmal fragte ich mich, was geschehen würde, wenn sich Baos Gewissen
nicht mit Shenzongs Befehlen vereinbaren ließe.
     
    Etwas blendete mich und holte mich aus meiner Gedankenwelt.
Bao hatte ein goldenes Schwert gezogen und hielt es in seiner Hand. Vorsichtig
betrachtete ich ihn von oben bis unten. Dieser Anblick hatte so gar nichts mit meinem Bao zu tun. Vielmehr war es, als stünde dort ein fremder Mann, auch wenn der
Körper der gleiche war, der nachts neben mir lag.
    Das Haar war zu einem Zopf gebunden, der am Hinterkopf
hochgesteckt war. Seine Gesichtszüge wirkten hart und konzentriert. Der
Oberkörper war nackt und ich konnte das Muskelspiel gut erkennen. Er hatte eine
makellose Haut ohne Schrammen, Narben oder ähnlichem. So, wie er da stand,
schien es tatsächlich, als könne man ihm nichts anhaben.
    Bao hatte einen bodenlangen, schwarzen Rock an,
der durch einen breiten schwarzen Seidengürtel festgehalten wurde. Der Gürtel
war auf der rechten Seite gebunden und seine Enden reichten ebenfalls bis zum
Boden. Bei manchen Bewegungen konnte man seine Zehenspitzen erkennen,
anscheinend war er barfuß.
    In seiner rechten Hand hielt er das dünne,
gebogene Schwert, das er gezogen hatte. Die Sonnenstrahlen hatten sich im
Metall gefangen und davon war ich aus meinen Gedanken geschreckt. Jetzt hielt
Bao das Schwert mit zur Seite gestrecktem Arm schräg nach unten. Er stand am
Rande der Treppe und blickte hinunter in den Hof. Dort hatten sich seine
Soldaten formiert. Sie bildeten vier Blöcke von je hundert Männern, die jeweils
in Reihen zu zehnt standen. Sie waren offensichtlich die Eliteeinheit der
kaiserlichen Armee – die Soldaten, die von Bao besonders intensiv trainiert
worden waren.
    Hinter den vierhundert Männern gruppierten sich Soldaten
zu Pferd. Ich zählte zwei Reihen zu je fünfzig Reitern. Das wiederum mussten
die Anführer des restlichen Kaiserlichen Heeres sein, das auf der großen Wiese
vor dem Palast Aufstellung genommen hatte. Es waren unsagbar viele Soldaten,
die der Kaiser an diesem Tag in den Westen entsandte.
    Bao hob sein Schwert nun langsam in die Höhe und
als er mit der Spitze des Schwertes in den Himmel stieß, ertönte ein lauter
Schlachtruf unter den Soldaten. Es war ohrenbetäubend und wir Frauen zuckten
zusammen.
    Bao drehte sich zu Shenzong, legte das Schwert auf
den Boden und wartete auf ein Zeichen des Kaisers, an ihn herantreten zu
dürfen. Als es ihm gewährt worden war und Bao in etwa fünfzehn Schritte
entfernt zu Seiner Hoheit stand, setzte dieser zu einer Ansprache an.
    „Bao Sen-Ho“, hallten Shenzongs Worte über den Palast.
„In den letzten Jahren hast du herausragende Arbeit geleistet. Du hast nicht
nur mein Heer geformt, sondern auch eine vortreffliche Anlage bauen lassen. Von
hier aus habe ich einen guten Überblick über die Befreiung der Menschen in Xia.
Ich wünsche dir alle Unterstützung, die dich zu einem ehrenhaften Sieg bringt.“
    Zwei Diener traten aus dem Hintergrund hervor und
stellten vorbereitete Tischchen mit Räucherstäbchen an die Seite von Bao. Die
Stäbchen wurden entzündet und ein heller, kräftig-aromatischer Rauch stieg
allen in die Nase. Dieses Ritual wurde durchgeführt, um den Geist zu reinigen
und die Sinne für das Wesentliche zu schärfen.
    Ich konnte sehen, wie Bao die Augen schloss und
tief ein- und ausatmete.
    „Möge mir das Eine zur Seite stehen in diesen
Stunden und meinen Geist und Körper in Einklang bringen“, betete er mit seiner
tiefen Stimme.
    „Geht nun und bringt den Sieg.“ Shenzong winkte
ab.
    Ich knetete meine Hände. Wenn er doch nur nach
Frieden verlangen würde und nicht nach Sieg, dachte ich. Ich beobachtete, wie
Bao sich wieder seinem Heer zuwandte, einen Brustpanzer anlegte und die Treppen
langsam hinabstieg. Unten angekommen wartete bereits ein Pferd, welches er
bestieg. Er ritt an seinen Einheiten entlang und verließ schließlich, gefolgt
von seinen Männern, den Hof.
    Dann war er fort.
     
    Wir Frauen hatten uns erhoben und waren auf dem
Weg in unsere Räumlichkeiten. Shenzong hatte sich ebenfalls zurückgezogen mit
Wang Anshi und war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ansprechbar. Shenzong befand
sich nun im Krieg – nur wusste Xia davon noch nichts.
     
    Mir war nach Baos

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