Die Geliebte des italienischen Millionaers
bisher vermieden hatte. Mit einem Mal musste sie sich mit den anderen Frauen in seinem Leben auseinander setzen. Seit der Trennung hatte sie keine Zeitung mehr in die Hand genommen, in der sie etwas über das Liebesleben ihres Mannes hätte lesen können. Sie hatte sich nicht aufregen und nicht quälen wollen. Mit der Überzeugung leben zu müssen, dass Lucca mit Jasmine Bailey, dieser üppigen Blondine, geschlafen hatte, war schlimm genug gewesen.
"Es tut mir Leid, das hätte ich nicht sagen dürfen", entschuldigte er sich mit regloser Miene.
Aber es war zu spät. Zwei Jahre lang hatte Vivien es zu ignorieren geschafft, dass Lucca zahlreiche Affären hatte. Doch jetzt war das nicht mehr möglich. Mit ihrer Ruhe und Gelassenheit war es vorbei. Wie hatte sie die Augen verschließen können und nicht wahrhaben wollen, dass sich alles zwischen ihnen geändert hatte? Sie war an dem Tag, als sie Jasmine Baileys Geständnis gelesen hatte, nach London gefahren, um ihre Ehe zu retten. Und sie hatte so getan, als existierten die zwei Jahre nicht, die seit der Trennung vergangen waren. In dieser Zeit war er ihr untreu geworden und hatte das mit anderen Frauen nachgeholt, was er mit Jasmine Bailey nicht gemacht hatte. Er hatte Recht, in der Wahrheit lag so etwas wie Ironie.
"Vivi?" fragte er besorgt, denn sie war ganz blass geworden und schien mit ihren Gedanken sehr weit weg zu sein.
Lucca ist nach dem Scheitern unserer Ehe weitergegangen und hat wieder das Leben eines Junggesellen geführt, dachte sie. Er hatte andere Beziehungen gehabt und mit anderen Frauen geschlafen, während sie keine Liebschaft eingegangen war, nachdem sie Lucca verlassen hatte. Ihre platonische Freundschaft mit Fabian wirkte neben Luccas Affären geradezu Mitleid erregend harmlos.
"Ich habe nur mit dir geschlafen, es hat für mich nie einen anderen Mann gegeben", sagte sie leise und lachte unfroh. "Du liebe Zeit, für wie langweilig musst du mich halten."
"Du bist nicht langweilig. Ich finde deine Zurückhaltung bewundernswert, Liebes", versicherte Lucca ihr und nahm ihre Hände.
"Obwohl du selbst nicht so leben willst?" Sie entzog ihm die Hände und trat einige Schritte zurück.
Lucca ging nicht auf ihre Frage ein. "Du solltest stolz auf dich sein. Ich jedenfalls bin stolz auf dich."
"Meine Zurückhaltung kam dir vermutlich sehr entgegen. Dir wäre es sicher sehr peinlich und unangenehm gewesen, wenn deine von dir getrennt lebende Frau zahlreiche Affären gehabt hätte. Mir selbst hat meine Zurückhaltung jedoch nur Nachteile gebracht." Insgeheim gestand Vivien sich ein, dass sie sich immer noch nicht mit seiner Untreue auseinander setzen wollte. Es war zu schmerzlich. Noch schlimmer wäre, wenn er noch einmal erklärte, dass es sie nichts angehe, was er mit anderen Frauen gemacht hatte. Gab es einen besseren Beweis dafür, dass die Ehe nicht mehr zu retten war?
Er zog die Augenbrauen zusammen. "Wieso das denn?"
"Ich hätte dich viel schneller vergessen können, wenn ich mich in eine Affäre mit einem anderen Mann gestürzt hätte."
"Und was ist mit Fabian?" Plötzlich war die Atmosphäre zum Zerreißen gespannt.
"Ich habe mit ihm nicht geschlafen. Jedenfalls noch nicht", korrigierte sie sich und überlegte, ob sie es jemals tun würde. Sie musste sich eingestehen, dass sie dazu nicht die geringste Lust hatte. Und deshalb werde ich wahrscheinlich die nächsten sechzig Jahre allein verbringen, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie verspürte etwas wie Verbitterung darüber, dass sie so tief für Lucca empfand und es vermutlich immer tun würde. Sie beschloss, endlich das Thema anzuschneiden, das bisher für sie tabu gewesen war.
"Mit wie vielen Frauen hast du eigentlich geschlafen, seit wir uns getrennt haben?" fragte sie.
Leichte Panik überkam ihn. Er hatte Angst, ein Gefühl, das für ihn völlig neu war. Dass Viviens Stimme so ruhig und gleichgültig geklungen hatte, machte die Sache für ihn noch schlimmer. Er wollte die Frage nicht beantworten, denn ihm war klar, dass auch nur eine einzige Affäre mit einer anderen Frau eine Affäre zu viel wäre. Deshalb atmete er nur tief ein und schwieg.
Vivien beobachtete ihn. Er schien sich unbehaglich zu fühlen. Das geschieht ihm recht, dachte sie. Es war so etwas wie ein Ausgleich für ihre Eifersucht und die Verzweiflung, die sie nur mühsam verbergen konnte. "Willst du mir nicht antworten, Lucca?"
"Nein", erklärte er angespannt. "Ich möchte dich nicht aufregen."
In ihren grünen Augen
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