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Die Geliebte des Koenigs

Die Geliebte des Koenigs

Titel: Die Geliebte des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter
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verschwindet!“
    Sharif sah sie mit undurchdringlicher Miene an. „Meine Schwestern sind vor langer Zeit von uns gegangen. Und erst letzte Woche hast du selbst die Frau von Scheich al-Buremi über Nacht dort einquartiert.“
    „Wie konntest du sie überhaupt hierher bringen? Sie hat dich belogen und betrogen … uns alle – und sie ist mit unserem Geld verschwunden.“
    Als ob seine Mutter nicht auch ihren Beitrag zu diesem Verrat geleistet hätte. Sharif tippte mit dem Stift, den er in der Hand hielt, nervös auf die Schreibtischplatte. Glücklicherweise hatte ihn seine Ehe einige wichtige Lektionen gelehrt: niemals Gefühle zu zeigen, keine Liebe und schon gar kein Begehren. Bereits im zweiten Jahr ihrer Ehe hatte Zulima ihm unmissverständlich klargemacht, dass ihr jede Zurschaustellung von Gefühlen zuwider war – besonders wenn die Zärtlichkeiten von Sharif ausgingen. Sie hatte zwar noch mit ihm schlafen, ihn aber nicht mehr küssen wollen. Wichtig war es ihr gewesen, ein Kind von ihm zu bekommen – der Sex mit ihm war ohne jedes Gefühl vollzogen worden.
    Ob er deshalb quasi geflohen war, nachdem er mit Jesslyn geschlafen hatte?
    Bestrafte er sie etwa für das, was Zulima ihm angetan hatte? Oder strafte er sich damit nur selbst?
    Dabei hatte es ihn eine ungeheure Überwindung gekostet, Jesslyn allein in dem Bett zurückzulassen, das noch ganz warm und zerwühlt von ihrem leidenschaftlichen Liebesspiel gewesen war. Er hätte so gerne bleiben, sie in seinen Armen halten, süße Liebesworte in ihr Ohr flüstern wollen …
    Doch seine unerwartet heftigen Gefühle, seine überwältigende Begierde und Leidenschaft hatten ihn verunsichert. Neun lange Jahre war es her, dass er so für eine Frau empfunden hatte. Neun Jahre, seit er eine Frau geliebt hatte, anstatt nur Sex mit ihr zu haben.
    „Sharif!“ Reynas Stimme, die ihn aus seinen Grübeleien riss, klang seltsam schrill.
    „Ich brauche sie“, antwortete er schlicht. „Und jetzt entschuldige bitte. Ich habe Wichtigeres zu tun, als darüber zu diskutieren, ob es dir gefällt, dass die Lehrerin meiner Kinder den Sommer über im Westflügel des Palastes wohnt.“
    „Was heißt das: Du brauchst sie ?“
    „Ganz einfach, die Kinder und ich brauchen Jesslyn.“
    „Nein, nein und nochmals nein! Hör mir zu, Sharif. Sie war falsch für deine Schwestern und für dich. Und sie ist definitiv falsch für deine Töchter!“
    „In diesem Punkt muss ich dir leider widersprechen.“ Sharif erhob sich von seinem Schreibtisch. „Jesslyn war die beste Freundin, die meine Schwestern haben konnten, zu mir war sie einfach wundervoll, und sie ist perfekt für meine Töchter. Dies wird ein langer und anstrengender Tag für mich, Mutter. Und ich werde ihn nicht damit beginnen, mich mit dir zu streiten. Wenn du klug bist, gehst du. Jetzt! “
    „Ich weiß, dass du erst heute Morgen ihre Suite verlassen hast.“
    „Verrate mir, wie du an derartige Informationen kommst, Mutter. Bietest du den Menschen Geld oder setzt du sie unter Druck?“
    Königin Reyna errötete, hielt seinem eindringlichen Blick jedoch stand. „Im Gegensatz zu dir sorge ich mich um die Zukunft dieses Landes! Wenigstens ich weiß noch, was gut und richtig ist.“
    „Tatsächlich?“ Sharif stützte seine Hände auf die Schreibtischplatte und schaute seiner Mutter fest in die Augen. „Dann bist du sicher auch meiner Meinung, dass dies ein guter Moment ist, dich zurückzuziehen. Sonst sehe ich mich leider gezwungen, dich rauswerfen zu lassen.“
    „Sharif, es ist deine Pflicht …“
    „Dich als liebender Sohn zu unterstützen und zu beschützen? Das weiß ich sehr wohl. Aber Fakt ist auch, dass meine Brüder – hätten sie nur die leiseste Ahnung davon, was für eine skrupellose Intrigantin und Erpresserin du bist – genauso handeln würden wie ich.“
    In der Bibliothek saß Jesslyn derweil mit den Kindern an dem langen Tisch und gab ihnen Unterricht. Es war später Vormittag und bis zum Lunch hatten sie noch eine Stunde Zeit. Die drei Mädchen wurden allmählich müde.
    Jinan blickte von ihrem Buch auf und sah Jesslyn seltsam eindringlich an. „Ist unser Vater wirklich zu Hause, oder hast du nur Spaß gemacht?“
    Augenblicklich waren auch Sabas und Takias Blicke fest auf das Gesicht ihrer Lehrerin geheftet. Und die Sehnsucht, die Jesslyn in ihren großen dunklen Augen lesen konnte, verschlug ihr den Atem. Die Mädchen hatten keine Angst vor ihrem Vater. Im Gegenteil, sie konnten es gar nicht

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