Die Geliebte des Koenigs
benutzen“, erklärte Jinan ernsthaft. „Sie sagt, der neue Pool sei nur für die Erwachsenen.“
Sharif runzelte die Stirn und schien einen Augenblick lang angestrengt nachzudenken. „Tut mir leid, Kinder. Ich hasse es wirklich, euch so etwas sagen zu müssen, aber …“, er machte eine Pause, und Jesslyn konnte die Enttäuschung der Mädchen spüren, „… eure Großmutter hat unrecht.“
Und plötzlich geschah das Unfassbare – Jinan kicherte, Saba lachte laut heraus und Takia strahlte. Zum ersten Mal verhielten die drei sich ihrem Vater gegenüber wie ganz gewöhnliche kleine Mädchen.
Über den Tisch hinweg trafen sich Sharifs und Jesslyns Blicke.
„Danke“, formte er lautlos mit den Lippen, und Jesslyn nickte errötend.
10. KAPITEL
Nach dem Lunch schlüpfte Jesslyn in ihren praktischen marineblauen Badeanzug, über den sie ein mindestens ebenso konservatives Strandkleid aus weißem Frottee zog.
Zögernd trat sie vor den großen Spiegel in ihrem Schlafzimmer und wünschte sich insgeheim, sie hätte etwas Aufregendes eingepackt. Seit sie nach Sadad gekommen war, betrachtete sie ihr Leben mit anderen Augen. Und sie nahm mit einem Mal nicht mehr nur die Dürftigkeit und Einfachheit ihrer Garderobe, sondern ihres gesamten Seelenlebens wahr.
Sie war erst zwei Wochen hier, und dennoch war ihre Welt plötzlich vollkommen anders: voller Farbe, voller Schwung, voller Verwicklungen.
Und das lag nicht allein an Sharif, sondern auch an seinen Kindern. An ihrem Bedürfnis nach Liebe, das ihr wiederum das Gefühl gab, gebraucht zu werden.
Jesslyn verließ ihre Suite über den Innenhof und lief in den Teil des Palastgartens, wo der tolle Pool sein sollte, der ihr bisher noch nicht gezeigt worden war.
Schließlich stand sie vor einem schmiedeeisernen Gitter, durch das sie einen Blick auf den Swimmingpool erhaschen konnte. Der Pool konnte nur als äußerst ungewöhnlich und extravagant bezeichnet werden.
Es war eher eine Schwimmlandschaft, die einem Südseeinselparadies nachempfunden war. Hängebrücken aus dicken Seilen führten über die Becken, die von roten Bougainvilleen und Palmen umrahmt waren. Mittelpunkt bildete ein hoch aufragender Felsen, von dem aus sich ein künstlicher Wasserfall in eine von drei bezaubernden Lagunen ergoss. Bei genauerem Hinsehen erkannte Jesslyn, dass die drei Lagunen in Wirklichkeit drei unterschiedliche Pools mit unterschiedlichen Besonderheiten waren – es gab Rutschen, einen Unterwassertunnel und Stromschnellen. Der am nächsten gelegene Pool schien nicht sehr tief zu sein und besaß sogar einen eigenen Sandstrand. Kleine Wellen schlugen ans Ufer.
Warum hatten die Mädchen nie darauf gedrängt, sich hier einmal richtig austoben zu dürfen? Es war ein absolutes Paradies für Kinder.
„Du hättest ruhig schon reingehen können“, sagte Sharif dicht hinter ihr.
„Man hat das Gefühl, auf den Fidschi-Inseln zu sein“, sagte sie lachend und drehte sich zu ihm um. „Warum haben die Mädchen mir bisher nichts davon erzählt?“
Sharif schnitt eine Grimasse. „Weil sie es noch nie zu Gesicht bekommen haben.“
„Wie bitte?“
Er nickte und machte ein beschämtes Gesicht. „Meine Mutter war mit diesem Projekt überhaupt nicht einverstanden. Sie hielt es für zu extravagant und meinte, so etwas würde nach Dubai, aber nicht nach Sadad passen. Deshalb hat sie den Mädchen nur erlaubt, in dem kleinen Planschbecken zu baden, das sie für ‚spezielle Anlässe‘ vorgesehen hat.“
„Ein aufblasbares Planschbecken für ‚spezielle Anlässe‘? Wow.“ Jesslyn lachte.
„Sie hält eben nichts davon, die Mädchen zu verwöhnen.“ Sharif öffnete das Tor und ging mit Jesslyn zusammen hinein.
„Hier geht es nicht einfach darum, ob sie sie verwöhnt oder nicht, Sharif“, erwiderte Jesslyn ernst. „Ich befürchte, deine Mutter belügt sie sogar.“
„Wie kommst du darauf?“
„Sie redet den Kindern ein, du wärst in erster Linie König und hättest deshalb keine Zeit für sie.“
„Aber das ist lächerlich. Du weißt doch, wie sehr ich mir wünschte, sie würden mit mir sprechen.“
„Ihre Jaddah sagt, sie dürfen dich auf keinen Fall belästigen …“
„Jesslyn!“
„… oder dir gar Dinge erzählen, die dich traurig machen könnten.“
Sharif warf ihr einen eindringlichen Blick zu, dem sie jedoch standhielt. Schließlich seufzte er tief. „Und ich dachte immer, sie hassen mich.“
„Oh nein, sie lieben dich und brauchen dich.“
Sharif lächelte
Weitere Kostenlose Bücher