Die Geliebte des Koenigs
Körper und sein Herz.
Verlangend ließ Jesslyn ihre Hände unter sein Gewand gleiten und fühlte seine warme Haut unter ihren Fingerspitzen. Er war so stark …
Sharifs Kuss wurde immer hungriger, immer fordernder. Mit einer fließenden Bewegung legte er sie auf den Rücken und ließ sich neben ihr aufs Bett sinken.
Sie erschauerte, als er sich an sie schmiegte. Die Sehnsucht drohte sie fast zu überwältigen. Mit zitternden Fingern zerrte sie an seinem Gewand. Sie wollte ihn ganz spüren. Körper an Körper. Haut an Haut.
„Jesslyn …“ Sharif schloss sie in seine Arme. „War es eigentlich immer so zwischen uns?“
„Ich weiß es nicht“, flüsterte sie. „Ich erinnere mich einfach nicht mehr.“ Nur daran, wie sehr ich dich geliebt habe.
„Ich will dich, Jesslyn, ich will dich! Der Himmel ist mein Zeuge … auch, wenn ich nicht weiß, was werden soll …“
Und voller Verlangen gaben sie sich einander hin. Sie verschmolzen miteinander und fanden einen gemeinsamen Rhythmus, der sie auf den Gipfel der Lust brachte …
Viel später sanken sie erschöpft in die Kissen.
Während Jesslyn sich zitternd in Sharifs Arme schmiegte und darauf wartete, dass ihr Herzschlag sich normalisierte, wurde ihr etwas bewusst: Genau diesen einen Moment hatte sie in den letzten neun Jahren am schmerzlichsten vermisst.
Jetzt, da sie sich wieder an alles erinnerte, schien es ihr unmöglich, sich noch einmal von Sharif zu trennen. Und trotzdem stand ihr genau dieses Schicksal bevor …
Es hatte sich so richtig angefühlt, in Sharifs Armen zu liegen. Und doch wusste sie, dass es nicht sein konnte, nicht sein durfte.
Jesslyn kämpfte mit den Tränen.
Vielleicht waren diese gemeinsamen Stunden doch keine gute Idee gewesen. Vielleicht hatte ihn zu lieben ihr wieder das Herz gebrochen.
Unvermittelt setzte Sharif sich auf und erhob sich aus dem Bett. „Es ist fast sechs Uhr. Das Personal ist längst bei der Arbeit. Jeden Moment kann Mehta kommen.“ Er begann, sich anzuziehen.
Jesslyn blickte ihn ungläubig an. Langsam richtete sie sich auf und zog das zerknitterte Leinenlaken bis zur Brust. Plötzlich merkte sie, dass sie zitterte. Aber nicht vor Kälte. Es war der Schock, dass alles so abrupt endete – ohne einen Kuss oder ein zärtliches Wort.
Doch was sollte er auch sagen? Was erwartete sie denn von ihm?
Er hatte sie engagiert, um seine Kinder zu unterrichten.
Jesslyn drängte ihre Tränen zurück, atmete durch und zwang sich zu einem Lächeln.
Lächle. Lächle, als gäbe es kein Morgen. Lächle, als wür de es dir nichts ausmachen.
Sharif hatte sich inzwischen angezogen und sah sie an. „Ist heute Unterricht?“, fragte er sachlich und fuhr sich mit den Fingern durchs dichte schwarze Haar.
Richtig, dachte Jesslyn fröstelnd. Sie war nicht seine Freundin oder seine Geliebte.
Sie war die Lehrerin. Einzig und allein die Lehrerin seiner Kinder …
9. KAPITEL
„Unterricht?“, wiederholte Jesslyn und zog das Laken enger an sich. „Heute ist doch Samstag!“
Sharif warf ihr einen knappen Blick zu. „Was soll das heißen? Dass du samstags nicht arbeitest?“
Sie nahm den kritischen Unterton seiner Stimme wahr, entschied sich aber dafür, das zu ignorieren. „Kinder profitieren auch von Arbeitspausen. Und immerhin haben sie Sommerferien.“
„Du weißt doch, dass sie eine Menge aufzuholen haben.“
„Und bis zum Ende des Sommers werden sie auch so weit sein. Aber was sie momentan am dringendsten brauchen, ist Entspannung, Spaß, Zeit zum Spielen und mit der Familie.“
„Später“, entschied Sharif. „Heute Vormittag sollen sie mit dir zusammen lernen. Dann kannst du ihnen auch mitteilen, dass ich ihnen beim Nachmittagstee Gesellschaft leiste.“
Seine plötzliche Distanz machte Jesslyn allmählich wütend. „Oh, wie reizend von Ihnen, König Fehz“, entgegnete sie sarkastisch. „Diese frohe Botschaft werde ich ganz sicher gern verkünden.“
Sharif, der sich zum Gehen gewendet hatte, fuhr herum. „Was war das?“, fragte er eisig.
Jesslyn hielt seinem wütenden Blick stand. „Du hast deine Kinder seit einer Woche nicht gesehen und verlangst, dass sie bis zum Tee warten, um dich zu Gesicht zu bekommen?“ Jesslyn schnalzte missbilligend mit der Zunge. Was war mit Sharif los? Wo war der liebevolle, aufmerksame Prinz aus Tausend und einer Nacht geblieben? Als König war er ein völlig Fremder für sie. In einem Moment war er liebenswert und im nächsten Moment seltsam kühl. Sie verstand ihn
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