Die Geliebte des Koenigs
egal! Ich bin nicht interessiert! Nicht interessiert! Hast du mich endlich verstanden?“
Schlagartig herrschte im Klassenzimmer ein angespanntes Schweigen.
Aber es war nicht ihre Schuld, dass sie die Beherrschung verloren hatte. Er hörte ihr einfach nicht zu. „Ich fahre den Sommer über in Urlaub“, teilte sie Sharif so ruhig wie möglich mit. Sie wollte sich nicht einschüchtern lassen und hielt seinem intensiven Blick stand. „Und heute Abend geht es los.“
„Du kannst auch nächsten Sommer in Urlaub fahren“, gab er ernst zurück. „Ich brauche dich jetzt .“
Jesslyn konnte sich ein kurzes bitteres Auflachen nicht verbeißen. „Du brauchst mich ? Ein wirklich guter Witz, Eure Hoheit !“
Aber Sharif schien nicht zum Lachen zumute zu sein. „Nenn mir einen Grund, warum du mein Angebot ablehnst“, forderte er.
„Du kannst gleich drei bekommen“, erklärte Jesslyn genervt und stapelte die Lehrbücher auf ihrem Schreibtisch fein säuberlich übereinander. „Erstens habe ich ein anstrengendes Schuljahr hinter mir und brauche unbedingt eine Pause. Zweitens habe ich eine wundervolle Reise nach Australien und Neuseeland geplant, die bereits bezahlt ist. Und der dritte und vielleicht auch wichtigste Grund: Nachdem ich vor langer Zeit mit dir zusammen war, habe ich absolut keine Lust …“
Der Rest ihres leidenschaftlichen Statements wurde vom Schrillen des Feueralarms übertönt.
Der durchdringende Ton ließ Jesslyn für einen Moment erstarren. Für gewöhnlich schnappte sie sich in dieser Situation das Anwesenheitsbuch und führte die Schüler rasch hinaus ins Freie. Jetzt waren keine Schützlinge anwesend, die in Sicherheit gebracht werden mussten.
Plötzlich flog die Tür auf und auf der Schwelle erschienen zwei große Männer in dunkler Kleidung, die beide eine Waffe im Anschlag hielten. Einer sprach laut und aufgeregt zu Sharif, der nur knapp nickte und sich dann Jesslyn zuwandte.
„Passiert so etwas öfter?“, rief er ihr über den Lärm hinweg zu.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie und griff nach ihrer Handtasche und ihrer Büchermappe. Sharifs Leibwächter hatten ihr einen gehörigen Schreck eingejagt, obwohl sie aus Londoner Zeiten an die ständige Anwesenheit von Bodyguards im Umfeld des Prinzen gewöhnt war. „Ich denke, es war falscher Alarm“, fügte sie hinzu. „Wahrscheinlich ein Schülerstreich als krönender Schuljahresabschluss. Trotzdem müssen wir das Gebäude verlassen, bis Entwarnung gegeben wird.“
Sie wollte gerade noch ihren Blazer vom Stuhl nehmen, als die Sprinkleranlage ansprang. Jesslyn erstarrte vor Schreck. Warmer Sprühregen ergoss sich aus den Düsen an der Decke über sie und setzte das Klassenzimmer binnen kürzester Zeit unter Wasser.
Sharif nahm ihr die Handtasche und die Büchermappe ab und rief: „Los! Raus hier!“
Die langen Flure zwischen den Klassenräumen standen bereits unter Wasser, während sie dem Ausgang zustrebten. In der Ferne waren Sirenen und laute Rufe auf Arabisch zu hören.
Als sie endlich vor dem Gebäude standen, fuhren die ersten Feuerwehrwagen vor. Und auch der Rest von Sharifs Sicherheitstruppe – weitere sechs Männer, die sich draußen postiert hatten – befand sich in höchster Alarmbereitschaft. Die Männer steuerten auf Sharif zu, aber der hielt sie mit einer energischen Handbewegung zurück.
Dr. Maddox, die nervös vor dem Eingang der Schule auf und ab gegangen war, kam auf sie zugeeilt. „Das ist mir schrecklich peinlich. Es tut mir unendlich leid!“, stieß sie betreten hervor. „Wir waren so stolz, dass Sie unsere Schule persönlich aufgesucht haben, und jetzt sind Sie bis auf die Haut durchnässt, Eure Hoheit!“
„Wir sind alle klatschnass“, korrigierte er sie ungerührt. „Aber das wird schnell wieder trocknen.“ Während Sharif sprach, folgte er mit den Augen den Feuerwehrmännern, die ausschwärmten, um sicherzugehen, dass auch wirklich keine Brandgefahr drohte. „Miss Heatons Klassenzimmer ist völlig durchnässt. Wie steht es mit den anderen Räumen?“
„Ich befürchte, dort sieht es ganz genauso aus“, teilte Dr. Maddox, die inzwischen ihre Fassung zurückerlangt hatte, bedauernd mit. „Es ist eine nagelneue Sprinkleranlage, die …“, sie schob sich eine graue Locke aus der Stirn, „… ein bisschen zu gut funktioniert.“
„Wichtig ist doch, dass sie in einem echten Notfall Menschenleben retten kann“, stellte Jesslyn fest und nahm Sharif ihre Sachen ab. „Bücher und
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