DIE GELIEBTE DES MILLIARDAERS
beneidenswert straffen, flachen Bauch zeigte, machte sie eine hervorragende Figur. Das Top schmiegte sich an die perfekten, wenn auch verdächtig unbeweglichen Brüste. Ein großer Strohhut und eine riesige Sonnenbrille schützten ihr Gesicht vor der Sonne, und sie trug unglaublich zarte, hochhackige Sandaletten.
Ohne Carly zu beachten, lächelte Mariella Ricardo herzlich an. „Ricardo, Darling, wie schön! Ich wusste gar nicht, dass du in St. Tropez bist. Du musst heute Abend kommen. Wir geben eine kleine Party, um die neue Yacht einzuweihen.“
Ricardo nahm die Einladung mit einem Lächeln an, ohne zu verraten, dass er ohnehin aufgetaucht wäre.
„Und du musst vorher unbedingt mit uns essen – nur einige auserwählte Gäste. Wir sind ganz unter uns.“
Hinter Mariellas Rücken schnitt Sarah eine Grimasse.
„Was hast du denn jetzt gerade vor?“ fragte Mariella zuckersüß. „Wir sind alle auf dem Weg zum Nikki Beach. Komm doch mit.“
„Lieber nicht, Mariella“, erwiderte Ricardo. „Mich reizt es nicht mehr, einen aufgepumpten Preis für eine Flasche Champagner zu bezahlen, um das Zeug über die aufgepumpten Brüste eines so genannten Models zu spritzen.“
Künstlich und trillernd erklang Mariellas Lachen, was aber immerhin eine beeindruckende Leistung war, weil sich dabei kein einziger Muskel in ihrem Gesicht bewegte.
„Das wird ihr nicht gefallen“, flüsterte Sarah, die sich neben Carly gestellt hatte. „Und sie ist schon schlecht gelaunt, weil die Leute von der Zeitschrift Hallo! der Party jetzt doch keine Doppelseite einräumen. Stattdessen bringen sie einen Artikel über das neue Kinderzimmer im Haus irgendeines Filmstars.“
Etwas später saß Ricardo an einem Tisch in einem Hafencafé, von wo er freie Sicht auf die Yacht der D’ Argents und die Aktivitäten hatte, die Carly koordinierte.
Am vergangenen Abend war er zu wütend und frustriert gewesen, um ernsthaft darüber nachzudenken, wie sie wohl auf seine Anschuldigungen reagieren würde. Und wenn er es getan hätte, wäre er zweifellos nicht darauf gekommen, dass sie sich hinter eine Schutzmauer aus eisiger Höflichkeit und Professionalität zurückziehen würde. Carly hatte ihm reichlich Gelegenheit gegeben, sich die Vorbereitungen für den Event anzusehen, und sie hatte alle seine Fragen beantwortet. Trotzdem war es ihr gelungen, ihm unmissverständlich zu verstehen zu geben, dass sie jede einzelne Sekunde hasste, die sie mit ihm zusammen verbringen musste.
Zugegeben, sie war sehr gut in der Rolle der gekränkten Frau, deren Moral über jeden Tadel erhaben war. Leider umsonst, da er wusste, dass sie nichts dergleichen war. Deshalb verschwendete sie nur ihre Zeit mit diesem Schmierentheater.
Ärgerlich genug, dass das Ende des Geschäftsjahrs von Prêt a Party bedeutete, dass die Zahlen, mit denen er bisher gearbeitet hatte, überholt waren. Natürlich hatte Ricardo von seinen persönlichen Assistenten neuere Informationen verlangt, doch es würde Zeit brauchen, sie zu beschaffen, denn dabei musste möglichst diskret vorgegangen werden. Niemand sollte darauf aufmerksam werden, dass er daran dachte, die Agentur zu kaufen.
Mit grimmiger Miene durchblätterte Ricardo die Lokalzeitung, die ein anderer Gast auf dem Tisch hatte liegen lassen. Italienisch war zwar seine Muttersprache, aber er sprach auch fließend Englisch und Französisch. Gelangweilt überflog er die Seiten, bis ihm ein Foto mit einer sentimentalen Überschrift auffiel. Ungläubig betrachtete er es. „Engel der Barmherzigkeit“ nannte die Zeitung eine junge Frau, die einer Gruppe bettelnder Kinder Sandwiches hinhielt. Das Foto gehörte zu einem Artikel über die besten Methoden, Straßenkindern zu helfen. Bei der Frau handelte es sich eindeutig um Carly, auch wenn sie mit dem Rücken zur Kamera aufgenommen worden war. Ricardo erkannte auch den Flughafen und den Koffer, der hinter ihr auf dem Boden stand – nur die Hand, die nach dem Trolley griff, kannte er nicht.
Mit zusammengepressten Lippen schlug er die Zeitung zu. Okay, also war Carly der Koffer wirklich gestohlen worden. Und was ihre gute Tat anbelangte – ihm war nicht entgangen, dass sie das Essen dem kleinsten und schwächsten Kind hingehalten hatte, damit der Junge auf jeden Fall etwas abbekam. Von früher wusste Ricardo noch sehr gut, wie es war, um Essen betteln zu müssen.
Carly stand gerade auf dem Kai, als eine große Limousine anhielt und mehrere Männer ausstiegen. Einen von ihnen erkannte
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