DIE GELIEBTE DES MILLIARDAERS
sie. Es war ein sehr berühmter Geiger, der engagiert worden war, um zur Begrüßung der Gäste an Bord zu spielen. Mit einem freundlichen Lächeln ging sie auf ihn zu und stellte sich ihm und seinem Quartett vor. Anders als die Mitarbeiter des Caterers und der Florist war der Geiger gebeten worden, sich später unter die Gäste zu mischen. Und die D’ Argents bezahlten ihm auch ein Zimmer in einem Luxushotel in St. Tropez. Natürlich hatte er viele Fragen und wollte wissen, wo er spielen würde. Auch sein Manager hatte viele Fragen, die Carly allesamt höflich beantwortete.
Zwar war sie noch immer entsetzt und tiefunglücklich über Ricardos Anschuldigungen, aber sie war nun einmal in erster Linie hier, um zu arbeiten. Und sie war von klein auf daran gewöhnt, gekränkt und gedemütigt zu werden und ihre Gefühle zu verbergen. Schließlich hatten sich ihre Adoptiveltern regelmäßig an Carly gewandt, aber sie hatten es nie aus Liebe getan, sondern immer nur, wenn sie Geld brauchten. Wirkliche und aufrichtige Liebe hatten sie nur ihrer leiblichen Tochter geschenkt.
Ricardo stand auf, zahlte und ging zu Carly an den Kai. „Ich fahre zur Villa zurück. Du möchtest sicher irgendwann auch zurück, um dich für heute Abend fertig zu machen. Wenn du willst, dass ich dich abhole…“
„Nein“, sagte Carly, ohne von den Rechnungen aufzusehen, die sie überprüfte.
„Hör auf, die gekränkte Unschuld zu spielen. Darauf falle ich nicht herein.“
„Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.“
„Du dachtest, du hättest mich getäuscht. Und es gefällt dir nicht, dass ich dich durchschaut habe.“
„Mir gefällt nicht, dass ich so dumm war zu glauben, dass an dir irgendetwas Begehrenswertes ist.“
„Aber du hast mich begehrt, stimmt’s?“
„Entschuldige mich, ich habe zu arbeiten.“ Sie blickte nicht auf, um zu beobachten, wie Ricardo davonging. Trotzdem spürte sie es sofort, als er weg war.
„Wie läuft es?“
Leicht gestresst lächelte Carly Sarah freundlich an. „Ganz okay. Bis jetzt hat es nur einen größeren Streit zwischen den Köchen gegeben.“
Sarah lachte. „Sie haben Glück, die D’ Argents sind noch bei null. Nicht, dass sie sich so oft streiten, aber sie streitet fürchterlich viel mit ihm! Haben Sie inzwischen etwas zum Anziehen für die Party gefunden?“
„Ich hatte leider noch keine Zeit.“
„Können Sie davon vielleicht etwas gebrauchen?“ Fragend zeigte Sarah auf den übervollen Müllsack, den sie gerade abgestellt hatte. „Das sind Sachen von Mariella, die ich loswerden soll. Dieses Outfit wäre perfekt für heute Abend.“ Sie zog eine schwarze Abendhose und das dazugehörige Top aus dem Sack.
Carly befühlte sie zarte Seide. „Sind Sie wirklich sicher, dass Mariella nichts dagegen haben wird?“ fragte sie unsicher.
„Wenn sie erst mal genügend Champagner und Kokain intus hat, wird sie es nicht einmal bemerken“, erwiderte Sarah unverblümt.
„Es ist reichlich durchsichtig…“
„Dann tragen Sie doch einfach einen Body darunter. Oh, und Sie brauchen Highheels. Während die D’ Argents nachher ihr Dinner geben, müssten Sie es schaffen, einkaufen zu gehen. Und wenn Sie danach nicht mehr hier wegkommen, können Sie gern meine Kabine benutzen, um zu duschen und sich zurechtzumachen.“
Carly warf Sarah einen dankbaren Blick zu. „Ich hatte mich schon gefragt, wie in aller Welt ich dafür Zeit finden soll. Denn allzu lange möchte ich die beiden Köche lieber nicht allein zusammen lassen, und ich habe Jeff versprochen aufzupassen, dass niemand seine geliebten Buchsbäume anrührt.“
„Was für ein Theater!“ Sarah seufzte. „Wann kommt endlich mein Märchenprinz und holt mich aus diesem Zirkus hier raus?“
6. KAPITEL
„Da kommen sie…“
Aufgeregt und etwas zerstreut lächelte Carly Sarah aufmunternd zu. Stumm beobachteten sie die lange Schlange von Limousinen, aus denen die Gäste der D’ Argents stiegen. Obwohl Carly sich für das schwarze Outfit entschieden hatte, war sie etwas beunruhigt, weil es so anzüglich war. Der hautfarbene Body verhinderte zwar, dass sie alles zeigte, aber man sah durch den hauchdünnen Stoff immer noch mehr als genug. Natürlich hatte Sarah ihr nur helfen wollen, nur war diese Abendhose mit dem eng sitzenden Top als dezente „Arbeitskleidung“ völlig ungeeignet. Doch Mariellas andere abgelegte Sachen waren genauso schlimm gewesen.
Schon auf dem Weg zur Gangway musterten einige männliche Gäste sie lüstern,
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