DIE GELIEBTE DES MILLIARDAERS
mit ihm abgemacht, dass er sie mitnahm. Von dort würde sie nach London fliegen. Nach der Party hatte sie sich im Schloss umgezogen und trug nun wieder ihre Jeans und ein T-Shirt. Ihre wenigen anderen Sachen – die, die sie selbst bezahlt hatte – waren schon im Geländewagen des Lieferanten verstaut. Achtlos hatte sie sie zu ihren Arbeitsunterlagen in die große Strohtasche gestopft, die sie sich in New York gekauft hatte. Da sie die Tasche auch am Vortag und am Morgen schon dabeigehabt hatte, war Ricardo nichts aufgefallen, als er sie nach der völlig misslungenen Mittagspause zurück zum Schloss gefahren hatte.
Ihn so zu verlassen, war natürlich ziemlich feige, aber Carly traute sich einfach nicht zu, noch länger mit ihm zusammen zu sein. In seiner Nähe litt sie fürchterlich, und außerdem hatte sie Angst, schwach zu werden und gegen ihren Willen doch wieder in seinen Armen zu landen. Aber ein bisschen Stolz habe ich noch übrig, sagte sie sich grimmig. Auch wenn Ricardo ihr alles andere genommen hatte.
13. KAPITEL
Obwohl Carly bereits seit drei Tagen wieder in London war, hatte sie sich noch nicht dazu durchringen können, ins Büro zu gehen. Lucy hatte sie erklärt, sie würde nach dem anstrengenden Arbeitseinsatz einige Tage Urlaub nehmen. In Wirklichkeit war sie so deprimiert, dass sie niemanden sehen mochte und meistens nicht einmal die Energie hatte, ihr Schlafzimmer zu verlassen. Zum Glück war Jules verreist, so dass sie die Wohnung für sich allein hatte. An diesem Tag musste sie jedoch nach draußen gehen. Denn sie war mit Marcus Canning verabredet.
Sosehr sie auch unter Ricardos Täuschung und Verrat litt, sie hatte nicht vergessen, was sie Lucy schuldig war, nicht nur als Freundin, sondern auch als Angestellte. Deshalb hatte sie ihren ganzen Mut zusammengenommen und sich mit Marcus in Verbindung gesetzt. Sehr diskret hatte sie ihm mitgeteilt, dass die finanzielle Lage der Agentur ihr Sorgen mache, sie aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt lieber noch nicht mit Lucy darüber sprechen wolle. Schweren Herzens hatte sie die E-Mail anschließend abgeschickt, und er hatte sofort zurückgemailt und sie gebeten, zu ihm zu kommen.
Zu Hause trug Carly eine alte Jogginghose und verwaschene Tops. Jetzt, da sie sich zum ersten Mal seit drei Tagen wieder ordentlich anziehen musste, bemerkte sie, dass sie abgenommen hatte. Die Jeans waren ihr zu weit. Na gut, sie hatte in den vergangenen Tagen keinen großen Appetit gehabt. Doch der Anblick ihres blassen, abgespannten Gesichts mit den dunklen Schatten unter den Augen verriet ihr, dass nicht nur zu wenig Essen für den Gewichtsverlust verantwortlich war. Ricardo fehlte ihr so schrecklich, und das hatte anscheinend eine verheerende Wirkung auf ihr Aussehen. Wie demütigend, ihn dermaßen zu vermissen! Aber immerhin wusste nur sie selbst, wie sehr sie sich nach ihm sehnte, trotz allem, was passiert war.
Ganz offensichtlich kannte Liebe keine moralische Empörung, zumindest hatte Carly das in den letzten Tagen festgestellt. Und wenn sie erst einmal erwacht war, konnte die Liebe auch nicht ohne weiteres zerstört werden. Ständig hatte Carly versucht, sich auf all die Gründe zu konzentrieren, aus denen sie Ricardo nicht lieben sollte, doch es hatte nicht funktioniert. Stattdessen hatte sie weiter sehnsüchtig daran gedacht, wie glücklich sie gewesen war, bevor sie die Wahrheit entdeckt hatte. Mochte es auch ein trügerisches Glück gewesen sein, ihr Herz wollte es einfach nicht loslassen. Sie sehnte sich nach diesem Glück, sehnte sich danach, wieder in Ricardos Armen zu liegen und seine Nähe zu spüren.
In einem Taxi fuhr sie zu der Adresse, die Marcus ihr genannt hatte. Überrascht stellte sie fest, dass sie nicht vor einem Bürogebäude hielten, sondern vor einem vornehmen und schönen Haus an einem Platz mit privater Grünanlage.
Noch mehr wunderte sie sich darüber, dass Marcus ihr selbst die Tür aufmachte. Er führte sie in einen gemütlichen, von Bücherregalen gesäumten Raum, der gleichzeitig als Bibliothek und Arbeitszimmer diente.
„Sie finden es sicher ziemlich seltsam, dass ich privat Kontakt mit Ihnen aufgenommen habe“, begann Carly verlegen. Zuvor hatte Marcus sie gefragt, ob sie eine Tasse Kaffee wolle, doch sie hatte dankend abgelehnt. Nervös wie sie war, verspürte sie überhaupt kein Verlangen nach einer Koffeinspritze, obwohl sie sonst regelmäßig eine brauchte.
„Überhaupt nicht“, erwiderte Marcus. „Tatsächlich …“ Er
Weitere Kostenlose Bücher