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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Dennoch scheinst du dich kaum darüber zu freuen.«
    »Ich freue mich.« Er lächelte, doch es war kein fröhliches Lächeln. »Wie sollte ich mich nicht freuen?«
    Plötzlich kam Adele der Gedanke, dass seine Ernennung unter Umständen verhindert werden konnte, denn Geoffrey hatte viele Feinde. Das hatte er selbst gesagt.
    »Deine Ernennung wird durchgehen, oder etwa nicht?«
    »Und ob. Ich bekam heute Morgen noch eine Nachricht, von Anselm; er kommt morgen zurück, um mich zum Priester zu weihen. Er sagt mir seine volle Unterstützung zu, was bedeutet, dass meine Wahl durch das Domkapitel sicher ist. Die Investitur ist dann eine reine Formsache.«
    Trotzdem konnte Adele nicht leichter durchatmen. Seine Ernennung begeisterte sie – Gott, wie gut sie zu ihm passte –, aber er hatte sich schon jetzt verändert. Sie war außer sich vor Freude und gleichzeitig entsetzt. Denn er schien so zurückhaltend, reserviert, distanziert.
    Die Ausstrahlung der Macht, die sie von Anfang bei ihm gespürt hatte, verstärkte sich, sie ging in kühlen Wellen von ihm aus.
    Adele zitterte. Geoffrey de Warenne blickte sie von der anderen Seite des Raums aus an, in seiner langen, dunklen Robe mit dem schweren Goldkreuz, auffallend männlich, mit unglaublicher Potenz, blond, blauäugig und schön. Sie bebte. Er war einer der bedeutendsten geistlichen Würdenträger des Reiches und einer der mächtigsten Vasallen des Königs. Er war der Bischof von Ely, und er war noch nicht einmal ganz dreiundzwanzig.
    Sogar sie beugte sich in Ehrfurcht vor ihm.

26
    Nach all der Zeit wollte Mary Stephen nicht wieder bei Hofe begegnen und auch nicht, dass bei ihrem Treffen viele Leute dabei sein würden. Prinz Henry brachte sie in Graystone bis zur Tür. Mary dankte ihm höflich für seine Bemühungen und lud ihn dann ebenso höflich ein einzutreten. Er grinste.
    »Das möchte ich um nichts auf der Welt versäumen, Mary.«
    Eigentlich hatte sie gehofft, er würde dankend ablehnen, deshalb ärgerte sie sich. Vor allem, weil er sich gar nicht erst bemühte, seine Vorfreude auf das Spektakel zu verbergen, das mit Sicherheit folgen würde. Mary hatte auch ohne den rätselhaften Prinzen genügend Sorgen.
    Ihre Tapferkeit war vorgetäuscht. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie fühlte sich krank. Es hatte einige Tage gedauert, nach London zu kommen. Wegen ihres Zustands war sie in einer Sänfte gereist und hatte in dieser Zeit weder gegessen noch geschlafen. Angst verzehrte sie. So vieles stand auf dem Spiel, ihre ganze Zukunft.
    Stephens Reaktion auf ihr Erscheinen konnte sie sich gut vorstellen. Im besten Fall würde er ihr befehlen, nach Tetly zurückzukehren; schlimmstenfalls würde er toben, weil sie sich ihm erneut widersetzt hatte.
    Aber sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie er auf die Nachricht von ihrer Schwangerschaft reagieren würde. Sie hatte zwar gute Gründe, weshalb sie ihm diese Neuigkeit bisher vorenthalten hatte, doch er würde das wohl ganz anders sehen. Sie bedauerte ihr Täuschungsmanöver mit jedem Atemzug mehr. Was ein Augenblick der Freude sein sollte, war von Anfang an von Angst und Furcht belastet.
    Mary zog ihren Umhang und die Kutte darüber fester um sich und schritt mit dem Prinzen an ihrer Seite zur Eingangstür. Es war spät am Tag, die Dämmerung brach rasch herein, und die Chancen standen gut, dass Stephen hier sein würde. Die große Truppe, mit der Henry reiste, hatte Unruhe hervorgerufen, als sie auf der Wiese jenseits der Straße haltmachte, sodass ihr Eintreffen keine Überraschung mehr sein konnte. Der Graf von Northumberland erwartete sie bereits in der Türöffnung und lächelte Henry zu.
    Dann schwenkte sein Blick auf Mary und wurde ernst und fragend. Obwohl sie hoffte, ihr Gesicht – ihre Identität – möglichst lange verbergen zu können, hegte sie den Verdacht, dass ihre geringe Körpergröße sie rasch verraten würde.
    »Was führt Euch zu uns, Henry?«, fragte Rolfe.
    »Ich bringe eine Überraschung«, antwortete Henry glucksend.
    Mary folgte den beiden Männern hinein. Ihr Herz pochte; am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst. Denn ihnen gegenüber, den breiten Rücken der Feuerstelle zugewandt, stand Stephen de Warenne.
    »Eine Überraschung?«, fragte Rolfe skeptisch.
    Henry lachte nur.
    Stephen starrte sie an.
    Mary zuckte zusammen. Er wusste Bescheid. Seine Miene spiegelte den Kampf zwischen Ungläubigkeit und Wut wider. Er hatte sie sofort erkannt.
    »Du bringst sie hierher?«, fragte er

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