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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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voller Größe vor ihr auf. »Weißt du, Mary, ich freue mich, dass du empfangen hast, aber das ist auch alles. Es ändert nichts an dem, was du getan hast oder was du bist. Sobald du dich von den Strapazen der Reise erholt hast, schicke ich dich nach Tetly zurück. Es hat sich nichts geändert.«
    Mary schluckte schwer und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Sein Verhalten entsprach ihren schlimmsten Befürchtungen. Stephen hatte nicht vergessen, er hatte nicht verziehen. Ihr Kind sollte in der Verbannung zur Welt kommen.
    Langsam schritt er zur Tür und blieb an der Schwelle stehen, ohne sich zu ihr umzudrehen.
    Mary schaute auf.
    »Stephen«, flüsterte sie bittend.
    Er blickte zu ihr zurück, wenn auch widerstrebend.
    »Nimm mich zurück. Ich liebe dich. Ich brauche dich. Ich vermisse dich so sehr.«
    Er biss heftig die Zähne zusammen. Dann machte er kehrt und verließ den Raum.
    Das ganze Haus schlief.
    Bis auf Stephen, der wusste, dass er diese Nacht kein Auge zutun würde. Er stand allein, gequält, im Saal vor dem erlöschenden Feuer.
    Es war nicht leicht gewesen, diese letzten Monate. Er hasste den Königshof, doch nachdem er Malcolms drei Söhne Rufus übergeben hatte, beschloss er zu bleiben. Es war eine kalte, berechnende Entscheidung gewesen. Obwohl er sich verpflichtet fühlte, sicherzustellen, dass die drei Jungen gut versorgt wurden, wollte er in erster Linie so weit wie möglich von seiner verräterischen Gemahlin entfernt sein.
    Doch auch die Distanz, die sie trennte, konnte die Erinnerungen nicht auslöschen. Sie blieb stets in seinen Gedanken; er konnte sie nicht abschütteln, so sehr er es auch versuchte. Er wachte auf und sah ihr Bild vor sich, manchmal vergnügt, manchmal ernst, manchmal lüstern und verführerisch. Er ging mit ihrem Bild vor Augen zu Bett. Sie verfolgte ihn weit mehr, als ein Geist es je gekonnt hätte.
    Stephen starrte ins Feuer, aber er sah nur Mary. Mary, seine Gemahlin, die noch schöner geworden war, als hätte sie während des langen Winters in ihrer Verbannung überhaupt nicht gelitten.
    Wunderschön und schwanger. Er konnte den Ansturm erstickender Gefühle nicht unterdrücken. Lieber Gott, er hatte sie tatsächlich vermisst.
    Er hatte in den letzten Monaten geglaubt, sie zu hassen, und zugelassen, dass ihn dieser Hass verzehrte; er hatte ihn genährt, ja sogar genossen. Er wusste, er würde ihr nie verzeihen können, dass sie ihn in Zeiten des Krieges verlassen und ihre Loyalität ihrem Zuhause und ihren Verwandten ge golten hatte, Der Hass war ihm so willkommen, weil er den Schmerz erleichterte. Einen Schmerz, den er unter keinen Umständen zulassen durfte.
    Aber er fühlte ihn dennoch. Auch der Schmerz verzehrte ihn.
    Er hatte sich selbst belogen, denn er hasste sie nicht.
    Er hatte ihr das größte Geschenk gemacht, das er machen konnte, an jenem Tag, als er ihr die rote Rose gab; er hatte ihr seine unsterbliche Liebe geschenkt.
    Hätte er sie nur wieder zurücknehmen können. Aber er konnte es nicht. Ein Mann wie er liebte nur einmal und für immer.
    So konnte es nicht weitergehen. Stephen schritt auf und ab. Er musste verrückt sein. Heute Nacht war er mit Gefühlen konfrontiert, die er nicht wahrhaben, geschweige denn empfinden wollte, aber er wurde sie einfach nicht los. Seltsamerweise wollte er sie nicht einmal wirklich loswerden.
    Wie ein Mann eine Frau vermissen konnte, die einen solchen Verrat begangen hatte, das entbehrte jeder Logik. Ein Mann wie er, mit einem solch eisernen Willen, liebte eine solche Frau, eine Verräterin. Das spottete jeder Vernunft.
    Nun begriff er das größte Geheimnis des Universums, wenn auch zu spät. Wie offensichtlich und wie unergründlich es doch war. Die Liebe hatte niemals etwas mit Vernunft zu tun; schon ihre Definition schloss das aus. Die Liebe gründete nicht auf der Macht des Geistes, sondern auf der Macht des Herzens.
    Er durfte seiner obsessiven Liebe, seinem obsessiven Bedürfnis nach ihr nicht nachgeben. Er durfte sich seinem obsessiven Begehren nicht hingeben.
    Wenn er seinem Verlangen nachgab, würde er verlieren – nicht nur die Schlacht, sondern den ganzen Krieg. Das wusste er nur zu gut.
    Denn keine andere Frau konnte ihm Befriedigung verschaffen; das hatte er in den vergangenen Monaten der Trennung festgestellt. Es hatte ein paar andere Frauen gegeben; Frauen, an deren Gesichter er sich nicht erinnerte und deren Namen er vergessen hatte, doch es waren kurze, unpersönliche Begegnungen gewesen, lediglich

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