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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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die Polster.
    Sein Herz klopfte heftig, als er ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervorzog – auf dem sein Name stand. Raiden stellte das Glas ab und faltete das Blatt auseinander. Sein Blick glitt über die mit flüssiger Hand geschriebenen Zeilen, und sein Herz raste, als er daran dachte, wann Willa diese Worte geschrieben hatte.
     
    Raiden,
    wie schwierig es doch ist, zu dir zu sprechen, auch mit Feder und Papier. Ich hatte gehofft, du könntest mir meine Lügen vergehen, aber ich kann es nicht ertragen, dich anzusehen und zu wissen, dass du mich so sehr hasst. Das Herz bricht mir, wenn ich denke daran, wie viel Zeit ich in diesem Leben vergeudet habe, wie viele Chancen ich nicht genutzt habe. Wären wir uns zu einer anderen Zeit begegnet, Raiden – glaubst du, es hätte für uns ein gemeinsames Leben geben können? Denn ich will dir aufrichtig sagen, Liebster, dass dein grimmiges Herz das meine besitzt.
     
    O Gott. Raidens Finger krampften sich um das Blatt Papier. Er saugte jedes Wort in sich auf, jeden Buchstaben – wie ein Mensch, der nach der Sonne hungert.
     
    Ich bitte dich um einen letzten Gefallen, mein Pirat. Anbei findest du die Dokumente, die ich dir vor einigen Tagen gezeigt habe. Verwende sie, wie es dir angemessen scheint, denn ich vermute, dass ich zu der Zeit, da du diese Zeilen findest, tot sein werde. Gewähre mir dieses kleine Stück Gerechtigkeit, Raiden. Finde mein Kind und bringe es zu seinem Großvater.
     
    Raiden schluckte und rieb sich die Augen; das Atmen fiel ihm schwer. Sie ist nicht tot, dachte er und fügte diesem Gedanken Gebet um Gebet an einen Gott bei, der ihn vor Jahren aufgegeben hatte. Er blinzelte, um seinen Blick zu klären und las noch einmal den Brief, ehe er ihn sorgsam zusammenfaltete und in seine Westentasche steckte. Dann studierte er die erwähnten Dokumente. Er fand noch ein drittes Blatt, das von Willa stammte, er erkannte ihre Schrift sofort.
     
    Ich habe meine Vermutungen darüber, wer in all diesen Wochen versucht hat, dich zu verraten. Hab Geduld und lass mich zunächst erklären, warum ich glaube, dass er so etwas tun würde …
     
    Raiden las es noch einmal, dann stand er auf und hielt das Blatt Papier in die Flamme der Lampe. Er sah zu, wie es hell aufflackerte und verbrannte. Dann trug er es zu einem der Fenster, öffnete es und ließ die Überreste ins Meer rieseln. Als das geschehen war, knallte Raiden das Fenster wütend wieder zu. Musste sie denn immer Recht haben?
     
    »Jetzt hast du völlig den Verstand verloren!«
    Die Arme auf dem Rücken verschränkt, stand Raiden auf dem Hauptdeck. »Ich sehe keinen anderen Weg.«
    »Ein paar gezielte Schüsse, mit denen wir das alte Fort in die Luft jagen könnten, kommen dir nicht in den Sinn?«
    »Willa könnte dort drinnen sein. Und schau dich um, Dysart. Wir befinden uns mitten in einer Schlangengrube.«
    Dem musste Tristan zustimmen.
    Französische, holländische und portugiesische Schiffe befanden sich in der Bucht vor der Hafeneinfahrt. Ebenso wie Schiffe der englischen East India Company lagen sie gut eine halbe Meile von der Küste entfernt vor Anker und warteten auf die Erlaubnis, in den Hafen einfahren zu dürfen. Doch nur die Renegade hatte diese Aufforderung erhalten. Sie war von fünf bewaffneten Kriegern in einem Auslegerboot überbracht worden. Und ab jetzt drohte die wirkliche Gefahr. »Genau mein Reden.« Tristan nickte. »Nun, auf jeden Fall ist dir ihre Aufmerksamkeit sicher.«
    Raiden beorderte alle seine Männer zurück und wies sie an, außer Sicht zu bleiben, während er die Boote beobachtete, die sich auf die Renegade zubewegten. Auf dem größten der Boote befand sich der Sultan. Er ruhte auf einem Diwan, der von einem Baldachin beschattet wurde. Der Stammesfürst trug einen Turban, dessen vordere Mitte ein riesiger blauer Diamant schmückte. Raiden wollte schwören, dass der Mann jeden Edelstein trug, den er besaß, denn aus der Entfernung blitzte und funkelte es an seinen Händen, wenn er seinen Kriegern zuwinkte. Er war nur einer der vielen Stammesfürsten, die hier herrschten, aber er war der mächtigste. Er hatte bereits eine Reihe anderer Stämme ausgelöscht, um die Vorherrschaft über die Inseln zu gewinnen. Sein Bruder herrschte auf Tidore und demzufolge über den Gewürznelkenhandel.
    Binnen weniger Minuten trug einer der Krieger den Fürsten vom Boot die Strickleiter hinauf und setzte ihn mit größter Behutsamkeit auf dem Deck der Renegade ab. Sofort und ohne zu

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