Die Geliebte des Piraten
gebunden, der andere durch sein Herz.
»Habt Ihr Euren Spaß mit meiner Frau gehabt?«
»Ihr Glaube an das Ehegelübde ist unerschütterlich, Eastwick.«
»Sie wird dir nichts als wirrköpfige Idioten gebären«, höhnte Alistar. »Falls du überlebst.«
In Raiden explodierte die Wut über die Verächtlichkeit, mit der Eastwick über den kleinen Jungen sprach. Sie trieb ihn dazu, die Existenz dieses Mannes auslöschen zu wollen. Er verdiente es nicht zu leben. Sein blaues Blut machte ihn nicht besser als den vulgärsten Gemeinen. Er zwang Eastwick mit seinen Schlägen zurück, wieder und wieder, Metall klirrte, Funken sprühten. Und dann, mit einem wütenden Aufschrei, ließ er seine Klinge auf Eastwicks Schwert heruntersausen und schlug es entzwei. Alistar starrte erst auf die zerbrochene Waffe, dann auf Raiden, ehe er sich auf seinen Widersacher stürzte.
Raiden holte mit der Faust aus und schmetterte sie Eastwick ins Gesicht. Man hörte Knochen splittern, Blut spritzte auf und Eastwick fiel rücklings zu Boden.
Im Nu stand Raiden über Alistar und hielt ihm die Schwertspitze an den Hals. »Bittet Ihr um Gnade?«
Eastwick starrte zu ihm hoch, das zerbrochene Schwert fiel auf den Boden, aus seiner gebrochenen Nase floss das Blut. »Ich werde dich bis ans Ende der Zeit jagen!«
»Nicht, wenn Ihr tot seid.« Raiden setzte ihm die Klinge an die Kehle.
»Raiden, nein!«
Sein Blick flog zu Willa, und seine Brust zog sich zusammen, als er das Flehen in ihren Augen sah.
»Wenn du ihn tötest, werde ich Mason niemals finden!«
Raiden wusste, dass sie Recht hatte.
Alistar grinste hämisch. »Wer hat jetzt wen besiegt, Pirat?«
Als Raiden auf den Mann herunterschaute, wusste er, dass er ihnen niemals sagen würde, wo er den Jungen versteckt hielt. Sein drogenvernebelter Verstand ermutigte ihn dazu. Opium, erkannte Raiden. Und er war süchtig.
»Ihr seid mir die Mühe nicht wert, Eastwick. Ein Mann, der versucht, seine Frau zu töten, um dasselbe dann auch mit einem unschuldigen Kind zu tun, ist für mich kein Mann.« Mit einem zornerfüllten Geste schob er das Schwert in die Scheide. »Ihr werdet niemals wieder Euren Platz in der Gesellschaft einnehmen, Lord Eastwick. In diesem Augenblick sind die Dokumente mit den Beweisen für Eure Verbrechen auf dem Weg nach England, und die Ladung der Persephone gehört mir.« Raiden weidete sich an dem Schrecken, der sich auf Alistars Gesicht widerspiegelte, ehe er sich abwandte und zu Willa ging. Er hatte sie kaum erreicht, kaum in den Arm genommen, als er einen Warnruf hörte. Als er sich umdrehte, sah er den Lichtblitz eines Schusses in der von den Fackeln erhellten Dunkelheit zerplatzen.
Eastwick sank in die Knie, in der Hand hielt er die Pistole, die in seinem Ärmel versteckt gewesen war.
Willa sah das Blut, dass sich auf seiner Brust ausbreitete und lief zu ihm. Sie packte ihn an den Armen. »Wo ist er?« Sie schüttelte ihn. »Wo ist mein Sohn?«
Alistars Mund blutete, und von seinen Lippen tropfte roter Schaum, als er den Mund zu einem grausamen Lächeln verzog. Dann verdrehte er die Augen und fiel zur Seite.
Als Inakas Krieger mit ihren Blasrohren auf die Kannibalen zielten, flohen diese. Raiden hob den Blick zu Perth, der mit dem noch rauchenden Gewehr dastand. Auch Willa sah ihn an, und in ihren Augen standen Schmerz und Verzweiflung.
»Vergebt mir, Lady Eastwick, aber er wollte meinen Captain hinterrücks erschießen.«
»Ich bin froh, dass Ihr so geistesgegenwärtig gehandelt habt, Sir. Meinen Dank«, sagte sie mühsam. Dann gaben die Beine unter ihr nach, und sie sank zu Boden. »Wie soll ich jetzt meinen Sohn finden?«, fragte sie mutlos.
Raiden kniete sich vor sie und umfasste ihre Arme. »Wir sind nicht schlechter dran als vorher. Eastwick hätte uns ohnehin nichts gesagt, meine Liebes. Wenn Mason auf dieser Insel ist, dann werden wir ihn finden.« Von Tränen blind sah sie ihn an. »Ich werde ihn finden. Ich schwöre es dir.«
Willa sah in seine Augen und wusste, dass er sie nicht im Stich lassen würde. Ein Gefühl des Friedens und der Zuversicht erwachte in ihr. Sie lächelte schwach, als sie sich gegen ihn stützte, um aufzustehen. Einen Augenblick lang hielt Raiden sie nur fest, streichelte ihren Rücken und flüsterte ihr Worte der Hoffnung zu, bis er sie schließlich losließ. Er ging zum Langboot und holte eine weitere Pistole, Pulver und Kugeln hervor.
Er streifte sich ein Hemd über, während er mit Perth und Kahlid sprach. »Perth, ihr
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