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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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versetzte ihm unsanft einen Stoß. Er sackte zurück, und sein Kopf schlug auf dem Tisch auf. Willa zuckte zusammen und griff hastig nach einem Kissen, um es ihm unter den Kopf zu schieben. Im Vorbeigehen tätschelte sie Tristan die Wange. Sie blieb vor Raiden stehen. »Ich brauche Rum.«
    »Gewürzt oder natur?«
    Sie verzog den Mund. »Weder noch, Captain.« Sie beugte sich näher, und Raiden nahm den feinen Duft nach Limonen und kühlem Regen wahr, der sie umfing. »Macht ihn betrunken, die Sache wird ihm wehtun.«
    Über ihren Kopf hinweg schaute Raiden zu Tristan hinüber, der sein Bestes tat, gleichmütig zu wirken, doch dessen geballten Fäuste seine Anspannung verrieten.
    »Er hat Fieber, und ich vermute …«, Willa zögerte.
    »Sagt mir alles, Frau.«
    Sie hörte die Sorge in seiner Stimme. »Irgendetwas stimmt nicht. Für einen so flachen Schnitt blutet es viel zu stark.«
    Raiden nickte und ging an seinen Schrank, nahm eine Flasche Rum heraus und brachte sie seinem Freund.
    »O Gott«, stöhnte Tristan. »Dein bester Tropfen. Mit mir geht es zu Ende.« Er setzte die Flasche an die Lippen und trank hastig.
    Einige Männer tauchten zusammen mit Balthasar in der Tür auf. Der Beduine runzelte die Stirn, als er Willa anstarrte und wie ein dunkles Unwetter auf sie zukam. Raiden streckte den Arm aus und veranlasste Balthasar stehen zu bleiben. »Hüte deine Zunge und denk an meine Worte«, warnte er ihn, und Willa seufzte erleichtert.
    Der Beduine gab Raiden eine Rolle aus Leder und trat zurück. Die Arme vor der nackten, tätowierten Brust verschränkt, stand er stumm da. Raiden entrollte das Leder, und es zeigte sich, dass eine Reihe chirurgischer Instrumente darin verwahrt war. Willa begutachtete sie, ehe sie sich die Hände wusch und um eine brennende Kerze bat, über deren Flamme sie die Messerklinge hin und her bewegte. Sie warf einen prüfenden Blick auf Tristans Pupillen und begann, seine Wunde auszuwaschen.
    »Ich werde sie aufschneiden müssen«, sagte sie zu ihm.
    »Ich werde mich zusammennehmen, ich schwöre es.« Tristan trank noch einen großen Schluck von dem Rum, während er Willa zusah.
    Mit einem Schnitt öffnete sie die Wunde, und Tristan bäumte sich auf und setzte sich aufrecht hin. »Heilige Mutter Gottes, ich
    -verdammt noch mal, Frau!« Aus seiner Wunde floss Blut, und Tristan schaute auf den Tisch, nachdem er noch einmal von dem Rum getrunken hatte. »Ich werde nie wieder an diesem Tisch essen können«, nuschelte er.
    »Haltet ihn bitte fest. Ich werde sie noch weiter öffnen müssen«, wandte sich Willa an Raiden.
    »Ich habe eine bessere Idee«, erwiderte dieser und trat zu Tristan, nahm ihm die Flasche aus der Hand und versetzte ihm mit der Faust einen Kinnhaken. Der Freund verlor augenblicklich das Bewusstsein und sackte in sich zusammen.
    »Das war wirklich sehr schonend, Captain«, sagte Willa entsetzt, machte sich aber dennoch an die Arbeit.
    Raiden beobachtete sie dabei, wie sie die Wunde mit einem Schnitt weiter öffnete und dann mit den Fingern abtastete. Dabei tupfte sie von Zeit zu Zeit das hervorquellende Blut ab. Schließlich nahm sie eine Pinzette, führte sie in die Wunde ein und zog mit deren Hilfe einen dünnen Splitter heraus. Ob er aus Metall oder Holz war, konnte man bei all dem Blut nicht erkennen.
    Das Schiff krängte, die bereitgelegten Utensilien verrutschten und Willa drohte, das Gleichgewicht zu verlieren. Raiden winkte Balthasar zu, dass er den Patienten festhalten sollte, während er sich hinter Willa stellte, und die Hände um ihre Taille schloss, damit sie festen Stand hatte.
    Sie zuckte zusammen und warf einen Blick über die Schulter. »Was tut Ihr denn da?«
    Raiden stand mit gespreizten Beinen hinter ihr. »Ich halte Euch fest, damit Ihr Mr Dysart nicht mit Euren Fingern erstecht -oder auf Euer hübsches Hinterteil fallt.« Den letzten Teil seiner Antwort sagte er so leise in ihr Ohr, dass nur sie es hören konnte.
    Seine Augen waren unergründlich, aber seine Nähe beunruhigte Willa. Aber wenn sie seine Hilfe auch nicht brauchte, so gab es im Augenblick wichtigere Dinge, um die sie sich kümmern musste, als mit ihm zu streiten. »Haltet ihn gut fest, für den Fall, dass er zu sich kommt«, sagte sie zu Balthasar und beugte sich über Tristan, um den Eiter aus der Wunde zu drücken. Ein widerlicher Gestank erfüllte die Luft, doch Willa zuckte mit keiner Wimper. Ihre Miene blieb gleichmütig, als sie das Sekret abtupfte und die Wunde wieder

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