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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Erstere. Und ich wähle die Liebe und die Hoffnung darauf, wiedergeliebt zu werden, selbst wenn dies nur für eine kurze Zeit ist. Ich ziehe dies einem Hass vor, der ein Leben lang dauern könnte.«
    Im Stillen räumte Raiden ein, dass Willa Recht hatte. Die Chance zu lieben war weitaus kostbarer als das Bedürfnis zu hassen.
    »Und davon abgesehen«, ihre Stimme klang gedämpft gegen seine Brust, »würde der Hass mich verändern und zu einem zänkischen Weib machen.«
    »Wieso verändern?«
    Willa kniff ihn, und als Raiden sich in gespieltem Schmerz krümmte, beeilte sie sich, ihn zu trösten. Ihr Blick suchte ihn. Als er den Ausdruck in ihren Augen las, spürte er, wie sich ein Gefühl nie gekannter Wärme in ihm ausbreitete.
    »Küss mich, Pirat, küss mich in meine Träume.«
    »Nur, wenn du mich mit dir nimmst«, sagte er und neigte sich über sie. Der zärtliche Druck seines Mundes machte sie zittern. Ja, er wollte in ihren Träumen sein, wollte teilhaben an einem Glück voller Unschuld. Denn seine Träume waren Alpträume, in denen ihn schwarze Gedanken quälten, in denen ihn ein Rachedurst peinigte, der ihn unaufhaltsam zerstörte. Könnte er das Verlangen nach Rache aufgeben, diesen maßlosen Hass, der ihn trieb? Und was, wenn Willa seine letzte Chance war, die Liebe zu erfahren, bevor er starb?

14
    Die reine Dummheit.
    Wir könnten ebenso gut auf Elefanten reiten, so unübersehbar wie wir daherkommen, dachte Willa, als sie für alle Welt sichtbar die Hauptstraße hinunterritt. Es wimmelte von britischen Truppen und Soldaten der East India Company, doch wider Erwarten nahm niemand von der Schar der Piraten Notiz. Die Figur verborgen durch eine weite Jacke und das Haar unter einer Mütze versteckt, hielt Willa sich direkt hinter Raiden, während sie sich aufmerksam umschaute. Er hatte gesagt, sie müssten verlorene Zeit aufholen. Verlorene Zeit – Willa war sicher, dass es ihre Schuld war. Und durch die Stadt zu reiten, brachte sie nun einmal schneller voran als sie meilenweit zu umgehen. Und sie hatten inzwischen einen Teil der Strecke gutgemacht.
    Sie befanden sich nordwestlich von Syriam, ob in Burma oder Siam, Willa wusste es nicht, und sie war zu erschöpft, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Es war eine von den Holländern beherrschte Hafenstadt, die sich entlang der zerklüfteten Küste ausdehnte. Die Landschaft unterschied sich nicht von der der anderen Dutzenden von Dörfern, die an ihrem Weg gelegen hatten. Die Menschen hier waren von dunkler Hautfarbe und wirkten durch ihr gewinnendes Lächeln wohlgesonnen und freundlich. Obwohl sie halbnackt sind, dachte Willa mit einem Blick auf die Gewänder, die noch spärlicher als ein Sari waren. Die Frauen trugen knöchellange Sarongs, die Männer hatten sich, zum überwiegenden Teil, nur Stoffbahnen um die Taille geschlungen. Niemals zuvor hatte Willa so viele nackte Oberkörper und Beine gesehen.
    »Versuche, sie nicht so anzustarren.«
    Sie schaute zu Raiden, der jetzt neben ihr ritt. »Sie sehen aus, als hätten sie es angenehmer als wir bei dieser Hitze«, stellte Willa neidvoll fest.
    Er hörte den sehnsüchtigen Klang in ihrer Stimme. »Das haben sie auch.«
    Sie blinzelte ihn an. »Du bist auch schon so herumgelaufen? Halb nackt?«
    »Ja, schon ziemlich oft.«
    »Barbar«, stieß sie hervor, lächelte aber insgeheim, als sie dachte, dass sie das gern mit eigenen Augen gesehen hätte. Sie passierten eine Reihe von Schänken und Geschäften und erreichten schließlich den Platz, an dem der Fisch angelandet wurde. Hier stank es so entsetzlich, dass Willa vor Widerwillen die Nase rümpfte. Die Küste entlang waren Männer damit beschäftigt, ihre schmalen flachen Boote auf den Strand zu ziehen, die mit Fischen und blutigen Haien gefüllten Netze herauszuhieven und auf den Strand zu entleeren. Frauen kamen herbeigelaufen, um einzusammeln, was das Meer ihnen beschert hatte, und Willa sehnte sich plötzlich nach einem Leben, in dem alles so einfach schien.
    Mason würde es lieben, am Strand zu sein. Sie konnte ihn fast vor sich sehen, wie er Krebse und Fische fing. Ihre Kehle schnürte sich vor Elend zusammen, ihre Augen brannten. Es ist schon viel zu lange, dachte sie. Seit mehr als einen Monat sind wir getrennt. O Gott, welchen Schaden hatte Alistar in dieser Zeit durch sein widerliches Verhalten bei Mason anrichten können.
    Mit einem Seufzer wandte sie den Blick wieder nach vorn. Sie betete darum, dass man sie nicht gefangen nahm. Schiffe aus

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