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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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aller Herren Länder lagen vor der Küste vor Anker oder liefen gerade in den Hafen ein, doch die Schiffe der East India unter ihnen waren leicht herauszufinden, denn das Banner der Company flatterte an deren Masten arrogant über dem Englands. Ob Alistar wohl auf einem dieser Schiffe war? Obgleich Willa wusste, dass keine Hoffnung bestand herauszufinden, ob er sich hier aufhielt oder eine südlichere Route gewählt hatte, stellte sie sich diese Frage. Sie hatten den Hafen durchquert, als Willa am Stadtrand das Wappen der Royal East India entdeckte, das die breite Flügeltür eines schmalen Gebäudes schmückte. Augenblicklich war sie auf der Hut. Sie war nicht darauf gefasst zu werden, hier auf eine Niederlassung der Company zu stoßen, da dieser Hafen keinen Nutzen für sie hatte. Er diente den Schiffen nur zum Auffüllen ihres Proviants. Sie warf Raiden einen Seitenblick zu und fragte sich, ob er einfach nur sein Glück herausfordern wollte und es dabei auf eine Gefangennahme ankommen ließ, oder ob dies wirklich der einzige Weg war, auf dem sie die Stadt verlassen konnten. Mit unbeschrifteten Fässern beladene Karren standen vor dem Gebäude, und auf der Straße herrschte dichtes Gedränge, durch das Raiden und seine Schar sich ihren Weg bahnen mussten. Raiden trug wieder die eleganten Kleider, die er vor ihrem Ritt durch den Dschungel getragen hatte, und die Leute machten ihm bereitwillig Platz, wenn sie ihn kommen sahen.
    »Du hast wahrhaftig den Verstand verloren«, flüsterte Willa ihm zu.
    »Schon seit einer ganzen Weile«, pflichtete Raiden ihr bei und bezwang den Wunsch, die Hand auszustrecken und Willa zu berühren. Er warf einen kurzen Blick zurück auf Perth. Der Mann ritt hinter Willa und bedachte jeden, der sich ihnen näherte, mit einem grimmigen Blick. Seine Waffen trug er, für jedermann gut sichtbar, griffbereit im Gürtel. Längere Zeit an Land verbringen zu müssen, war eine Geduldsprobe für jeden Seemann, der sich danach sehnte, Schiffsplanken unter seinen Füßen zu spüren. Jeder seiner Männer hatte sich in den vergangenen Tagen bewundernswert verhalten, und jeder hatte dazu beigetragen, für ihrer aller Sicherheit zu sorgen und sich fernab neugieriger Blicke zu bewegen. Raiden hätte es vorgezogen, in der Deckung des Dschungels zu bleiben, doch dadurch hätten sie noch mehr Zeit verloren. Und die war ohnehin schon knapp genug. Die Renegade würde bei Einbruch der Nacht östlich von Syriam ankern, in einem der Nebenflüsse, der ausreichend Tiefgang hatte. Und wenn Tristan so klug war, wie Raiden annahm, würde er nicht auf sie warten, sollten sie nicht am verabredeten Treffpunkt sein. Sollten sie es nicht rechtzeitig schaffen, wären sie gezwungen, ein Schiff zu stehlen. Und der Hafen hielt eine Menge davon für sie bereit, er brauchte nur zuzugreifen. Auch wenn die Zahl der Besatzungsmitglieder mehr als dürftig wäre.
    Er runzelte die Stirn, als er zu Willa schaute und den schmerzlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht wahrnahm. Als spürte sie seinen Blick, wandte sie sich ihm zu, und Raiden war betroffen über den Kummer in ihren wunderschönen Augen. Sie schien ihm etwas sagen zu wollen und ihren ganzen Mut dafür zu brauchen. Eine düstere Vorahnung beschlich Raiden.
    In dieser Sekunde wurden die Türen des Gebäudes aufgestoßen, und eine Gruppe von Soldaten und Offizieren kam heraus. Die lauten Rufe der Männer und das Durcheinander, das ihr plötzliches Auftauchen verursachte, ließ Willas Pferd scheuen. Es stieg hoch, und Willa kämpfte, es wieder unter Kontrolle zu bringen und zu verhindern, dass es jemanden tot trampelte. Sie drohte das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Komm, Bursche, du schaffst das«, rief Raiden ihr zu, um den Schein ihrer Verkleidung zu wahren.
    »Ich versuche es ja.« Aber da war kein Sattel, nichts, woran sie sich festhalten konnte, und das Kutschpferd, das die Freiheit nicht gewöhnt war, würde sich nicht länger im Zaume halten lassen. Hoch auf die Hinterbeine aufgerichtet, trat es in die Luft.
    In dem Augenblick, als Raiden nach den Zügeln fasste, rutschte Willa vom Pferd und landete mit einem markerschütternden Aufprall auf der Erde. Ein stechender Schmerz schoss durch ihre Schulter. Die Pferdehufe wirbelten in einem gefährlichen Tanz um ihren Kopf herum. Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen und betete, nicht von ihnen getroffen zu werden. Sie schmeckte Blut im Mund. Sie spürte, dass eine Hand sie packte und auf die Füße zog.
    »Ist alles in

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