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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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wissen, dass sie ihn so mühelos belogen hatte und dass er ihr vertraute.
    Das wird am wehesten tun, dachte sie.
    Sie schluckte mühsam, als sie wieder diesen Kloß im Hals zu haben glaubte, und wandte den Blick ab, schaute auf die schwarze Wand des Dschungels. Irgendwo in der Nähe schrie ein Vogel. Willa hatte sich an die vielen Geräusche des Dschungels gewöhnt, an das Gefühl, von goldglühenden Augen beobachtet zu werden. Als sie Raidens Blick auf sich spürte, wandte sie ihm den Kopf zu.
    Sie bezwang ihre Bangigkeit, lächelte ihm zu und biss in ein Stück Obst, ehe es sich die Ameisen holten. Er stand langsam auf und Willa bog den Kopf zurück, um ihn anzusehen. Die schmutzige, fleckenübersäte Hose saß ihm tief auf den Hüften, als er an den Männern vorbeiging, die damit beschäftigt waren, Fleisch zu rösten und sich auf ihre Wache vorzubereiten. Willa ließ den Blick über Raidens Körper gleiten. Er hatte einen lässigen, fast schleichenden Gang, der sie vor Verlangen verrückt machte, und der sie für einen Moment an den schwarzen Leoparden erinnerte, den sie gestern gesehen hatten. Dunkel und ebenso geheimnisvoll – ein Räuber, der seine Beute fixierte. Als er auf sie zukam, streckte sie die Hand nach ihm aus und er setzte sich neben sie.
    »Hallo«, sagte sie, als er zögernd lächelte und sie bedauernd ansah..
    »Ich weiß, dass du dies alles langsam leid sein musst …«
    Rasch legte sie ihm den Finger auf den Mund. »Mach dir meinetwegen keine Gedanken, Raiden. Ich halte alle Unbequemlichkeiten aus, solange sie mich meinem Sohn näher bringen.« Sie lächelte, als sie die Hand sinken ließ. »Offen gestanden betrachte ich dies als großes Abenteuer. Was denkst du – werden die Damen in Charles Towne nicht vor Neid platzen, wenn sie hören, dass ich mit einem berühmten Piraten über die dunklen Pfade des Dschungels gezogen bin?«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, in dem jedoch wenig Freude lag.
    Diese Reise hatte nahezu alle Regeln des Anstands hinfällig werden lassen, weil er Willa auch nicht für eine Sekunde von seiner Seite gelassen hatte, selbst dann nicht, wenn die Natur ihr Recht forderte und Willa einem dringenden Bedürfnis nachgeben musste. Nachdem Raiden sie zum ersten Mal dabei begleitet hatte, hatte sie ihre Verlegenheit aufgegeben. Sie erduldete lieber dies als getötet zu werden.
    »Ich habe die Wache morgen früh«, sagte Raiden.
    »Dann solltest du dich jetzt ausruhen«, schlug sie vor und lief, um die Satteltasche zu holen und sie ihm als Kopfkissen anzubieten.
    Raiden lächelte über diese liebevolle Fürsorge und lehnte sich, die Schultern gegen die Tasche gelehnt und die Hände hinter dem Kopf verschränkt, entspannt zurück.
    Nealy Perth stand auf, warf die Überreste seines Mahls in die Glut und säuberte sich mit einem Taschentuch Hände und Mund. Willa legte den Kopf schräg, als sie ihm dabei zusah. Diese Geste zeugt von Kultiviertheit, dachte sie. Dabei ist es weniger der Vorgang an sich als vielmehr die Art, wie er es tut. Vermutlich fiel es ihr so besonders auf, weil Vazeen, der neben Nealy stand, sich in diesem Augenblick mit dem Handrücken den Mund abwischte.
    »Cap’n. Ma’am.« Er nickte ihnen zu.
    »Seid vorsichtig, Nealy.«
    »Das werde ich, aber Ihr müsst Euch keine Sorgen machen, Mädchen. Ich habe im Sattel geschlafen.«
    Raiden lachte über diese Bemerkung. Als Perth in der Dunkelheit der Dickichts verschwunden war, um Wache zu halten, schaute Raiden Willa dabei zu, wie sie eine Frucht mit ihrem Klappmesser schälte. Sie tat es geschickt und mit einer Geschwindigkeit, die nahezu unglaublich schien. Binnen Sekunden hatte sie die Frucht geschält, zerteilt und von ihrem Kern befreit.
    »Wo hast du es gelernt, so geschickt mit einem Messer umzugehen?«, wollte er wissen.
    »Mein Vater hat es mir beigebracht.« Sie reinigte die Klinge, klappte das Messer zusammen und steckte es in ihren Stiefel zurück, ehe sie Raiden ansah. »Er wollte einen Sohn, wie wohl jeder Mann, und er –«
    »Nicht unbedingt.«
    »Gib es schon zu, Raiden – einen Erben für das Vermögen, eine Möglichkeit, das eigene Ansehen zu steigern?«
    »Einigen von uns ist das gleichgültig.«
    »Dir zum Beispiel?«
    Er zuckte die Achseln, und als weiterhin schwieg, sagte Willa: »Papa wusste, dass er nicht immer da sein würde, um mich zu beschützen, deshalb lehrte er mich, wie man ein Messer benutzt. Es ist klein und nicht so gefährlich wie das da.« Sie zeigte auf den

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